Witten. Die Infektionszahlen steigen. Ein Grund sind laut Kreis Kinder, die das Virus in die Kitas tragen. Welche Einrichtungen sind aktuell betroffen?
Den kritischen Inzidenzwert von 100 haben Witten und der EN-Kreis schon am 14. April – also vor einer Woche – überschritten. Seitdem klettern die Zahlen nach oben. Einen Grund hat der Krisenstab des Kreises ausgemacht. Es sind die Kitas, mit kreisweit aktuell 45 Fällen. 325 Kinder und Mitarbeiter befinden sich zurzeit in Quarantäne. „Die Kinder tragen das Virus in die Einrichtungen und stecken auch andere Kinder an“, sagt Krisenstabschef Michael Schäfer.
Mit der Mutation des Virus nehmen die Covid19-Infektionen in den deutschen Kitas zu. Bundesfamilienministerin Franziska Giffey sprach Ende März von einer Vervierfachung der Infektionsfälle in der Altersgruppe 0 bis 5 seit Mitte Februar. Dieser Anstieg schlägt nun auch in den Wittener Kindergärten durch.
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Vier Kitas in Witten melden Coronafälle
Zehn Kitas haben am Montag (19.4.) laut EN-Kreis Fälle gemeldet. In Witten sind dies die Awo-Kita Heven, das Awo-Familienzentrum Stockum, der Ev. Kindergarten Friedenskirche und der Ev. Kindergarten Kinderarche mit insgesamt zehn Fällen. „Das Virus kommt aus dem familiären Umfeld und wird von den Kindern hereingetragen“, sagt Michael Schäfer. Kinder würden sowohl Erwachsene als auch andere Kinder anstecken. „Wir haben auch Fälle von Impfdurchbrüchen“ – also dass sich Erzieherinnen trotz Schutzimpfung anstecken, so der Krisenstabsleiter.
Der EN-Kreis hat nun eine verschärfte Maskenpflicht für Erzieherinnen und Erzieher angeordnet. Laut der mit dem Land NRW abgestimmten Allgemeinverfügung ist die Maske quasi durchgängig während der Arbeit zu tragen. Nur aus „pädagogischen Gründen“ kann sie abgenommen werden. „Wir wollen den Mitarbeitern einen gewissen Spielraum lassen“, so Schäfer. Er kann sich gut vorstellen, dass in das bundesweite Infektionsschutzgesetz auch eine Änderung für Kitas aufgenommen wird. „Zum Beispiel nur noch Notbetreuung ab einer bestimmten Inzidenz“. Am Mittwoch wollen Bundestag und Bundesrat über Änderungen am Infektionsschutzgesetz abstimmen.
Krisenstab des EN-Kreises hält Ausgangssperre für wenig sinnvoll
Wenig hält der Krisenstab des EN-Kreises von einer Ausgangssperre für den EN-Kreis, wie es sie – bis zu einem anderslautenden Gerichtsentscheid - etwa in Hagen gab. „Man braucht konkrete, nachvollziehbare Gründe, die eine solche Einschränkung des Grundrechts rechtfertigen“, erklärt Schäfer. Etwa Szenetreffs, an denen sich abends viele Leute versammeln würden – „und die haben wir im eher ländlichen EN-Kreis nicht“.
Ein solches Instrument müsse für die Menschen auch überzeugend und sinnvoll sein, damit sie es vor Ort umsetzen. Die Verantwortlichen des EN-Kreises lehnen eine hiesige Ausgangssperre daher ab, müssten sie aber umsetzen, falls der Bund diese im Infektionsschutzgesetz beschließt.
Schulen müssen noch nicht schließen
Mit einer aktuellen Inzidenz von 139 müssen die Schulen des EN-Kreises noch nicht auf Distanzunterricht gehen. Für die Änderung des Infektionsschutzgesetzes brachten SPD und Union einen Grenzwert von 165 ins Spiel. Witten liegt mit einer Inzidenz von 176 darüber. Es zählt allerdings der Kreiswert. Und dieser ist dank Städten wie Hattingen, die eine Inzidenz von 42 aufweisen, meist niedriger als in Witten.