Witten. Der Wittener Richard Stanek hat eine besondere Reise geplant: Eine Fahrradtour zum Nordkap in Norwegen. Welche Herausforderungen ihn erwarten.
Ein Mann, ein Fahrrad, 7000 Kilometer – Richard Stanek will von Witten bis zum Nordkap radeln. Bepackt mit Zelt, Isomatte und Schlafsack macht er sich auf den Weg zum nördlichsten vom Festland aus erreichbaren Punkt Europas. Er hat zwar einen groben Zeit- und Routenplan, doch die Reise ist für ihn vor allem eines: Ein großes Abenteuer.
Schon im vergangenen Jahr wollte Richard Stanek mit dem Fahrrad zum Nordkap in Norwegen aufbrechen. Doch die Pandemie machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Stattdessen radelte er fünf Wochen lang quer durch Deutschland – und bekam noch mehr Lust auf die große Tour Richtung Norden. Jetzt geht der 58-Jährige das Projekt erneut an. Losgehen soll es voraussichtlich am Dienstag, ein paar Tage nach seiner zweiten Corona-Impfung.
Einreise nach Norwegen könnte zum Problem werden
Zwei bis drei Monate hat Stanek für seine Tour eingeplant. Spätestens zur Bundestagswahl im September möchte er wieder zurück sein. Die Zeit kann er sich nehmen, weil er seinen alten Job als Elektrotechniker gekündigt hat. Der Job sei „nicht spaßbewährt“ gewesen, sagt der Wittener. Stattdessen möchte er bald als Trainer und Seminarleiter im Bereich Persönlichkeitsentwicklung und Kommunikation arbeiten. Die Radreise ist damit für ihn nicht nur ein Urlaub, sondern auch eine Art Neuanfang.
Auch interessant
Die geplante Route führt den 58-Jährigen von Witten aus Richtung Bremen bis zur dänischen Grenze. Durch Dänemark will er auf dem Nordseeradweg bis zur Spitze des Landes radeln. Nach ungefähr zehn Tagen steht dann ein entscheidender Punkt der Tour an: Die Einreise nach Norwegen. Noch weiß Stanek nicht, ob er aufgrund der dort geltenden Corona-Maßnahmen einreisen darf, auch wenn die 14-Tage-Frist nach seiner Zweitimpfung bis dahin verstrichen ist.
Frühere Fahrradtouren führten den Wittener zum Beispiel über die Alpen
Trotz dieser Unsicherheit will er das Risiko eingehen. „Ich bleibe einfach flexibel. Das Schöne an so einer Reise ist doch, dass sie nicht vorhersehbar ist, ganz im Gegenteil zum normalen Alltag“, sagt Stanek. Sollte er nicht nach Norwegen einreisen können, will er in die dänische Hauptstadt Kopenhagen fahren – „eine sehr fahrradfreundliche Stadt“, sagt der Wittener.
Seit etwa zehn Jahren fährt er viel Fahrrad. Er hat bereits einige längere Touren gemacht, zum Beispiel am Rhein entlang oder an der Ostsee. Manche der Touren hat er inklusive Kilometeranzahl als Erinnerung auf seine grüne Fahrradtasche geschrieben. Vor ein paar Jahren radelte Stanek über die Alpen Richtung Mittelmeer. Dort sei es ihm zum Fahrradfahren jedoch schnell zu warm geworden. Neben den Nordlichtern und den kahlen, weiten Landschaften sei auch das ein Grund, wieso es ihn jetzt in den Norden zieht. Aktuell sind es an seinem Ziel, dem Nordkap, sieben bis acht Grad.
80 bis 100 Kilometer will Stanek pro Tag schaffen
Zwei bis drei Monate war Stanek bisher allerdings noch nie unterwegs – vor allem nicht alleine. „Ich bin gespannt, wie ich damit klarkommen werde, so viel alleine zu sein. Vielleicht gehe ich dann abends doch lieber auf einen Zeltplatz, anstatt wild zu campen, um mit Menschen in Kontakt zu kommen“, sagt der 58-Jährige. Die auf dem Weg liegenden Campingplätze hat er sich auf dem Routenplan markiert. Weil man in Norwegen aber auch wild campen darf, nimmt er alles mit, was man dafür braucht: Zelt, Isomatte, Schlafsack, Töpfe, Campingkocher, Werkzeug, Lebensmittel und, besonders wichtig: genügend Wasserreserven. So kann er jeden Tag flexibel entscheiden, wo und wie er die Nacht verbringt.
Am Radfahren reizt Stanek nicht nur die Flexibilität: „Das Fahrradfahren ist für mich zugleich Sport, Fortbewegung und Entspannung. Man kann direkt vor der eigenen Haustür starten – und man trifft immer nette Leute.“ 80 bis 100 Kilometer will er pro Tag ungefähr radeln. An manchen Tagen könnten es auch mal bis zu 170 Kilometer werden. Dass er dafür genügend Kondition hat, haben ihm frühere Fahrradtouren gezeigt, sagt er. Am wichtigsten sei es ihm jedoch, gesund wieder zurück nach Hause zu kommen – auch wenn er dafür einmal länger braucht oder ein paar Tage Pause machen muss.
2300 Kilometer Luftlinie bis zum Nordkap
Das Nordkap ist der nördlichste vom Festland aus erreichbare Punkt Europas. Es liegt auf einer Insel an der Spitze von Norwegen und besteht aus einem hohen Felsplateau. Die Entfernung nach Witten beträgt gut 2300 Kilometer Luftlinie. Das Nordkap ist eine beliebte Touristenattraktion. Dort beginnt zum Beispiel auch der 7000 Kilometer lange Europäische Fernwanderweg E1. Kurz bevor er das Nordkap erreicht, muss Richard Stanek mit seinem Fahrrad einen 14 Kilometer langen Tunnel durchqueren. Der liegt etwa 200 Meter unter dem Meeresspiegel und verbindet das Nordkap mit dem Festland. Mit einem neunprozentigen Gefälle – zunächst bergab, dann wieder bergauf – könnte diese Tunnelfahrt zur besonderen Anstrengung werden.