Witten. Jetzt können Elektro-Roller auch in Witten ausgeliehen werden. Wie gut kann man sich damit in der Stadt bewegen? Die Ergebnisse einer Testfahrt.
In vielen Städten gehören sie schon seit zwei Jahren zum Stadtbild, nun gibt es sie auch in Witten: Tretroller mit Elektroantrieb, sogenannte E-Scooter. Die Marke „Spin“ hat vor wenigen Tagen 120 Roller in der Stadt verteilt. Die Redaktion hat getestet, wie gut sie sich als neues Verkehrsmittel für Wittener Straßen eignen.
Wer mit einem E-Scooter fahren möchte, muss sich erst einmal die App des Anbieters herunterladen. Voraussetzung ist also ein Smartphone mit Internetzugang. Die App enthält eine Karte, auf der die Standorte der E-Scooter angezeigt werden. Sie sind nicht nur in der Wittener Innenstadt, sondern auch in Stockum, Annen, Heven, Herbede und Bommern zu finden. Obwohl es die E-Scooter in der Ruhrstadt erst seit ein paar Tagen gibt, haben viele schon Kratzer und sehen abgenutzt aus.
Tretroller mit Elektroantrieb dürfen in Witten auf Radwegen und Straßen fahren
Um einen Scooter zu entsperren, muss man den QR-Code auf dem Lenker mit der App einlesen. In der App werden die Nutzungsregeln angezeigt. Das Ausleihen kostet einen Euro, dazu kommen 25 Cent pro ausgeliehener Minute. Ist eine Zahlungsart eingerichtet, kann die Fahrt beginnen: Ein wenig Anschwung nehmen, dann beide Füße auf die Trittfläche stellen. Links ist die Bremse, mit dem rechten Daumen gibt man Gas. Dabei ist Fingerspitzengefühl gefragt, denn der E-Scooter kann schnell auf 20 Stundenkilometer beschleunigen.
Fahren darf man auf Radwegen oder auf der Straße, wenn es keinen Radweg gibt. Neben Autos und Bussen auf der Straße zu fahren, stellt sich bei der Testfahrt jedoch als sehr unangenehm heraus. Denn als Roller-Fahrer hat man wenig Platz und wird schnell übersehen. Unebenheiten, Kopfsteinpflaster und Schlaglöcher bringen den Roller bei der Fahrt häufig ins Schwanken. Hier ist ein guter Gleichgewichtssinn gefragt, ebenso wie beim Handzeichen geben vor dem Abbiegen. Gar nicht so leicht ist das Losfahren am Berg. Der Elektroantrieb startet erst, wenn der etwa 14 Kilo schwere Roller ein wenig Anschwung hat. Durch sein Gewicht ist es zudem schwierig, den Scooter über die Bordsteinkante zu heben.
Bisher haben die Wittener wenig Interesse an den neuen E-Scootern
Wer sein Ziel erreicht hat, kann die Fahrt durch einen Klick in der App beenden. Dann sollte der Roller so auf dem Gehweg abgestellt werden, dass er nicht im Weg steht. Wichtig ist: Es gibt Sperrzonen, die in der App rot markiert sind. Dort dürften die E-Scooter nicht geparkt werden. Dies gilt zum Beispiel für die Bahnhofstraße und den Lutherpark.
Auch wenn die „Spin“-Roller an vielen Stellen stehen, scheinen die Wittener bisher wenig Interesse daran zu haben. „Ich fahre lieber mit dem Fahrrad, weil ich mich dabei bewegen möchte“, sagt etwa Student Cornelius (27). Eine Schülerin in der Fußgängerzone meint: „Auf diese Roller habe ich keine Lust, ich laufe lieber.“ Studentin Anna Marieke ist erst vor Kurzem aus Hamburg nach Witten gezogen. In der Hansestadt gibt es die Scooter schon länger – und sie liegen an vielen Stellen im Weg herum, sagt die 27-Jährige. Genutzt würden die Roller in der Hansestadt vor allem von Jugendlichen, die sich in Gruppen zum gemeinsamen Fahren oder für Wettrennen verabredeten.
Tretroller, die auf dem Boden landen, können gefährlich werden
So funktioniert „Spin“
„Spin“ ist bisher der einzige Anbieter für E-Scooter in Witten. Das amerikanische Start-Up-Unternehmen wurde vom Autobauer Ford aufgekauft. Die Informationen und Anleitungen gibt es in der App bisher nur auf Englisch. Die App ist unter „Spin – Spin dich hin!“ im jeweiligen App-Store zu finden. Bezahlen kann man die Fahrten über die App per Paypal oder Kreditkarte.
Den Eindruck, dass die E-Scooter auch in Witten kaum zur Fortbewegung im Alltag genutzt werden, hat Taxifahrer Siegfried Schwabe. Der 61-Jährige steht mit seinem Wagen am Kornmarkt und hat in den vergangenen Tagen nur wenige Leute gesehen, die sich dort einen der Roller ausgeliehen haben. „Es kamen nur ein paar Jugendliche, die haben die Roller kurz mitgenommen.“ Wenig später hätten sie sie schon wieder fallen lassen. An der Bushaltestelle am Rathaus liegt ein Roller auf dem Boden - ein gefährliches Hindernis für Ältere oder sehbehinderte Menschen.