Witten. Der Streichelzoo auf dem Hohenstein in Witten hat nach 16 Monaten Corona-Pause wieder geöffnet. Ein Besuch bei glücklichen Kindern und Ziegen.

Um Fragen zu beantworten, haben die meisten Kinder im Streichelzoo auf dem Hohenstein in Witten an diesem leicht schattigen Mittag keine Zeit. Schließlich sind sie anderweitig schwer beschäftigt – mit Streicheln, Füttern und Staunen. Glänzende Augen und ab und an ein freudiges Quietschen von irgendwo her muss genug sein.

„Da kommt Kacka hinten raus“, ruft ein kleiner Junge, halb begeistert, halb entsetzt, als sich die Ziege, die er gerade streichelt, erleichtert. Und macht damit unfreiwillig klar, warum es so eine gute Sache ist, dass die beliebte Anlage nach fast 16 Monaten Corona-Zwangspause seit 6. Juli ihre Tore für kleine und große Besucher geöffnet hat: Endlich wieder Ziegen, Hängebauchschweine, Hasen, Hühner, Pfaue und Meerschweinchen hautnah erleben.

Maximilian (3) und Emilia (2) füttern eine Ziege im Streichelzoo auf dem Hohenstein in Witten. Er ist seit etwas mehr als zwei Wochen wieder geöffnet.
Maximilian (3) und Emilia (2) füttern eine Ziege im Streichelzoo auf dem Hohenstein in Witten. Er ist seit etwas mehr als zwei Wochen wieder geöffnet. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

„Wir haben uns irgendwie anderweitig ausgeholfen, es ging ja nicht anders“, sagt Celina Knappik, die mit ihren vier Kindern im Ziegengehege steht. „Aber es war halt kein direkter Kontakt.“ Vor allem Töchterchen Kiara sei nun sehr froh. „Sie ist so eine, die umarmt die Ziegen“, erzählt die 31-Jährige schmunzelnd. Kiara steht derweil von den zutraulichen Tieren umringt mit einer Tüte Maiskörner ein paar Meter weiter und füttert reihum. Danach wird geschmust. „Ich mag Ziegen sehr. Sie sind so verfressen und so haarig und weich“, sagt die Neunjährige.

Viele Familien waren schon mehr als einmal wieder im Streichelzoo in Witten

Wer Futter dabei hat, ist besonders beliebt: Michael Giersbach hat Karotten mitgebracht. Sohn Noah (2) und Sarah, die mit ihren Großeltern den Streichelzoo in Witten besucht, staunen.
Wer Futter dabei hat, ist besonders beliebt: Michael Giersbach hat Karotten mitgebracht. Sohn Noah (2) und Sarah, die mit ihren Großeltern den Streichelzoo in Witten besucht, staunen. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Die Familie ist auch nicht zum ersten Mal hier, seit der Streichelzoo wieder geöffnet hat – und ist damit wie viele der Besucher am Mittwochmittag sozusagen Wiederholungstäter. Auch Marijana Bulic und Sohn Michael (3) waren schon oft hier. Fast die Hälfte seines jungen Lebens war das Ziegengehege auf dem Hohenstein geschlossen. „Jetzt nutzen wir das sehr intensiv. So etwas muss man ja erlebt haben in dem Alter“, sagt Mutter Marijana. Währenddessen steckt Michael hochkonzentriert die Futterpellets einzeln von außen durch den Zaun in den Auslauf. Nach drinnen zum Streicheln gehen die beiden erst, wenn das Futter alle ist. „Sonst sind die Ziegen zu aufdringlich.“

Eine Lektion, die ein blondes Mädchen an diesem Tag noch lernen muss. Freudestrahlend betritt sie mit einer Tüte Trockenfutter das Gehege. Ein paar Sekunden später hat ihr eine vorwitzige Ziege die Tüte aus der Hand gezogen und den Inhalt auf dem Boden verteilt. In Windeseile stürmen weitere Tiere herbei. Aber halb so wild – beim Fressen beobachten kann auch amüsant sein. Das lässt zumindest der Gesichtsausdruck des Mädchens erahnen.

Ständig angerufen und nachgefragt

„Wir freuen uns sehr, dass der Streichelzoo wieder geöffnet hat, es ist einfach nur herrlich“, sagt Alexandra Pankoke. „Wir haben ständig angerufen und gefragt, ob er wieder offen ist.“ Ihr Töchterchen Elisabeth (1) stapft derweil mutig an der Hand der Oma mitten in eine Gruppe Ziegen. Die bekommen gerade Möhren. „Mmmh“, kommentiert das die Kleine. „Sie liebt Tiere. Wir waren mit ihr im Zoo, aber da kommt man ja nicht so nah ran“, sagt Pankoke.

Keine Öffnung am Wochenende in Sicht

Der Streichelzoo auf dem Hohenstein ist derzeit montags bis freitags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Am Wochenende bleibt er zunächst auch weiterhin geschlossen. Denn dann ist immer nur ein Mitarbeiter vor Ort – der sich gleichzeitig um die Tiere und die Einhaltung der Coronaregeln kümmern müsste. Bislang klappt Letzteres aber laut Stadt sehr gut. Ein Einbahnstraßensystem leitet die Besucher derzeit links um das Ziegengehege herum an den anderen Tieren vorbei und dann zum Eingang des eigentlichen Streichelzoos.

Und auch die Ziegen scheinen sich zu freuen. Zumindest haben sie in der Zeit ohne Besucher keinerlei Scheu entwickelt – im Gegenteil. Es vergeht kaum eine Minute, ohne dass eine von ihnen sich neugierig nähert, schnuppert und Streicheleinheiten einfordert – auch wenn man kein Futter in der Hand hält.

„Wir waren direkt zu Beginn hier, und da waren sie so extrem zutraulich, fast stürmisch“, erzählt Marijana Bulic. Das bestätigt auch Tierpflegerin Janina Dienstuhl. Die Ziegen hätten sich richtig über die ersten Besucher gefreut. „Denn sie sind nicht nur verfressen, sondern auch sehr verschmust.“