Witten. Frische Farben, neue Möbel, Neubau-Pläne - die Betreiber von Hotels und Restaurants in Witten sind froh, wieder Gastgeber sein zu können.
Lukas Zeuch strahlt. Seit Januar 2020 leitet er das Wittener Parkhotel. Kein leichter Start in Corona-Zeiten für den 33-Jährigen. Mit seinem Arbeitgeber, der Hoteliersfamilie Riepe, blickt Zeuch dennoch optimistisch in die Zukunft. Sogar die Pläne für den Bau eines neuen Vier-Sterne-Hauses, direkt hinter dem jetzigen Hotel, sind in Pandemie-Zeiten nicht begraben worden.
„Der Bebauungsplan ist durch. Der Bauantrag wurde aber noch nicht gestellt“, sagt Lukas Zeuch. Riepes, denen neben dem Parkhotel noch vier weitere Hotels gehören, wollten damit warten, bis sich die Pandemie-Lage noch weiter entspannt hat „und wir in den anderen Häusern ordentlich starten können“. Ende des vergangenen Jahres hat das Parkhotel Schlagzeilen gemacht, auch Fernsehen und Radio berichteten über die gute Idee des Hoteldirektors „Wohnmobil-Dinner“ anzubieten. Gäste werden in ihren rollenden vier Wänden auf dem Parkplatz bewirtet. Ein Stammgast hatte Zeuch dazu geraten. Und der sagt: „Das machen wir weiter!“ Gerade erst hat er ein Hochzeitsessen für ein Wittener Brautpaar und dessen Gäste in elf Wohnmobilen ausgerichtet.
Direktorin des Ardey-Hotels Witten: „Wir sind für den Herbst schon gut mit Tagungen gebucht. Im November haben wir keinen freien Termin mehr“
Das Café im neunten Stockwerk - mit Wittens wohl bester Aussicht - ist für Kaffee-Gäste aus personellen Gründen noch nicht wieder geöffnet. Ab Donnerstag sollen aber Kaffee und Kuchen auf der Hotelterrasse serviert werden. Auch eine Investition in die Zukunft: Das Restaurant des Hauses wurde renoviert, bekam neue Tische und Stühle und mit Naturtönen eine neue, jüngere Optik. „Derzeit beherbergen wir viele Fahrrradtouristen, die auf dem Ruhrtalradweg unterwegs sind“, freut sich Gastgeber Lukas Zeuch.
Auch Silvia Urban, die seit sieben Jahren das Ardey-Hotel führt, ist froh, wieder touristische Gäste in ihrem 120-Betten-Haus willkommen heißen zu können. Am Frühstücksbuffet setzt sie in Pandemie-Zeiten weiterhin auf Service. Die Gäste äußern ihre Wünsche, ein Koch bestückt hinter einer Plexiglasscheibe ihre Teller. Das Restaurant ist noch geschlossen. Bevor man die Kühlschränke wieder auffülle, möchte die Chefin sicher sein, dass es bei den niedrigen Inzidenz-Werten bleibt. Was Silvia Urban zuversichtlich stimmt: „Wir sind für den Herbst schon gut mit Tagungen gebucht. Im November haben wir keinen freien Termin mehr.“
„Selbstständige, die nicht arbeiten wollen, so etwas gibt es doch nicht“
Die Terrasse des Ardey-Hotels wurde zum Neustart mit neuen Möbeln bestückt. Da es viele Menschen in Corona-Zeiten an die frische Luft zieht, wurde auch eine Kuchen-Vitrine angeschafft. Ab Herbst bis zum Jahresende, da ist sich die Hotel-Chefin „ziemlich sicher“, wird es in ihrem Haus extrem gut laufen. „Dann sind viele Menschen geimpft.“ Wer seinen runden Geburtstag im vergangenen Jahr nicht gefeiert habe, werde dies dann nachholen.
Heinz Bruns, Gastronom auf Burg Kemnade, hat am vergangenen Freitag sein Lokal und seine Tische im Burginnenhof wieder für Gäste eingedeckt. Der Vizepräsident des Hotel- und Gaststättenverbandes Westfalen hat am ersten sonnigen Wochenende festgestellt: „Im Restaurant will noch niemand sitzen.“ Draußen, im lauschigen Burghof, lief seine Außengastronomie gut, wenn auch nicht sehr gut, sagt der 60-Jährige. Dass er sich freut, nach sieben Monaten wieder arbeiten zu dürfen - selbstredend! „Selbstständige, die nicht arbeiten wollen, so etwas gibt es doch nicht.“
13 Mitarbeiter verließen die Burg Kemnade - Heinz Bruns hat bislang noch keine neuen Leute gefunden
Fest steht für Bruns jedoch auch: „Wir sind noch nicht durch mit der Pandemie.“ Im vergangenen Coronajahr haben ihn 13 Mitarbeiter verlassen - weil sie Rentner wurden, den Arbeitsplatz oder gleich den ganzen Beruf wechselten. Für diese Leute hat der Gastronom noch keinen Ersatz gefunden. Was seinen Neustart nicht erleichtert. 13 Leute hat Bruns noch, darunter fünf Azubis. „Wir suchen weiterhin zusätzliche Kräfte!“
Der 60-Jährige hat in die coronakonforme Zukunft seines Betriebes investiert, vier mobile Luftreinigungsgeräte angeschafft, auch Wasserhähne für die Toiletten, die Wasser spenden, ohne berührt zu werden. Für den Biergarten im Innenhof wurden drei zusätzliche Heizstrahler angeschafft.
Wirt musste einen Kredit aufnehmen
Das Pandemie-Jahr 2020 habe ihn 70 Prozent seines üblichen Umsatzes gekostet, sagt der Gastwirt. Ab November bis zur jetzigen Wiedereröffnung habe er gar nichts verdient. „Wir haben kein Essen zum Mitnehmen angeboten. Dafür liegen wir zu weit draußen.“ Der 60-Jährige musste einen Kredit aufnehmen. „Aber das ist besser, als wenn man pleite geht.“
Große Feste stehen derzeit auf Burg Kemnade noch nicht im Terminkalender. „Die meisten ursprünglich für den Sommer geplanten Feiern wurden von den Gästen schon verschoben, bevor die Inzidenz-Werte sanken.“ Auch jetzt gibt es noch Absagen für September und Oktober, weil Menschen anreisen müssten und das derzeit noch nicht wollen. Zurück in der Normalität sei man in der Gastronomie - trotz der Öffnungen im EN-Kreis - noch lange nicht, betont Heinz Bruns.