Witten. Seit einer Woche können Wittener wieder ohne Test und Termine durch die Geschäfte bummeln. So gehen Kunden und Händler mit den Lockerungen um.

Es ist wieder Leben in der Wittener Innenstadt. Vor einigen Geschäften stehen Menschen Schlange, andere stöbern an Schaufenstern und Bücherständen, in der Außengastronomie ist kaum ein Tisch nicht besetzt. Aufsteller auf dem Gehweg und Zettel an den Ladentüren informieren Wittenerinnen und Wittener darüber, dass sie jetzt wieder ohne Test und ohne Termin ganz unkompliziert shoppen gehen können.

Egal, welches Geschäft man betritt, man wird mit einem Strahlen und netten Worten begrüßt. Zum Beispiel bei Keudel an der Bahnhofstraße. Der Eindruck der Verkäuferinnen eine Woche nach den Lockerungen: „Die Kunden sagen: Es ist entspannter“, berichtet Gabi Brede. Es werde mehr gestöbert. „Die Leute möchten mal wieder einfach bummeln.“

Bewusster konsumieren – auch nach der Krise

Trotz neuer Freiheiten hat das Bekleidungsgeschäft an der Bahnhofstraße die Online-Buchung beibehalten. „Wir wollen die Kundenzahlen niedrig halten, damit es nicht zu voll wird“, erklärt Gabi Brede. Nur etwa fünf Kundinnen und Kunden dürften sich gleichzeitig im Laden aufhalten. Man könne aber auch spontan vorbeikommen, sagt die Mitarbeiterin.

Janina Schulz und Tochter Liva sind am Brücktag auf Shoppingtour in Witten. In der Pandemie hat Janina Schulz viel bewusster konsumiert. Das möchte die 35-Jährige beibehalten.
Janina Schulz und Tochter Liva sind am Brücktag auf Shoppingtour in Witten. In der Pandemie hat Janina Schulz viel bewusster konsumiert. Das möchte die 35-Jährige beibehalten. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Vor der Tür wartet Janina Schulz mit ihrer Tochter Liva darauf, in das Geschäft gebeten zu werden. Die 35-Jährige nimmt aus der Lockdown-Zeit eine positive Erkenntnis mit: Man habe während der Krise „bewusster konsumiert und dreimal überlegt, ob man etwas wirklich braucht“, findet Janina Schulz. Das will sie auch in Zukunft beibehalten.

Verwirrung über die jeweils geltenden Regeln

Nachhaltig geht es auch bei Rosenrot im Wittener Wiesenviertel zu. Birgit Otto und ihre Tochter stöbern am Brückentag in den Secondhand-Klamotten. Die 51-Jährige ist zu Besuch im Ruhrgebiet und findet es noch ein wenig „verwirrend“, dass in jeder Stadt andere Regeln fürs Shoppen gelten. Und auch wenn alles immer mehr nach Normalität aussieht, äußert sie Zweifel: „Ist es nicht eigentlich noch zu früh, sich so frei zu bewegen? Ist das vielleicht der Sargnagel für den nächste Lockdown?“, fragt sie.

Marianne Drenske-Krohm, Inhaberin vom Secondhand-Laden Rosenrot in Witten, blickt zuversichtlich in die Zukunft. „Das wird schon“, sagt die 60-Jährige.
Marianne Drenske-Krohm, Inhaberin vom Secondhand-Laden Rosenrot in Witten, blickt zuversichtlich in die Zukunft. „Das wird schon“, sagt die 60-Jährige. © Unbekannt | Gesa Kortekamp

Inhaberin Marianne Drenske-Krohm ist da etwas zuversichtlicher: „In Witten sind viele geimpft“, sagt die 60-Jährige. Sie teilt allerdings den Eindruck ihrer Kundin, dass die neuen Freiheiten noch nicht allen bekannt sind. „Viele wissen das noch nicht“, sagt sie. „Es ist ja nur noch die Maske“, fasst sie die aktuell geltenden Regeln zusammen.

Händler in Witten sind guter Hoffnung

Auch beim Elektrohändler Kutsch an der Ruhrstraße in Witten rufen die Kunden vor ihrem Besuch noch oft an und fragen: Brauche ich einen Test? „Bei vielen Leuten ist es noch nicht in den Köpfen“, sagt Geschäftsführer Peter Brors. Auch heute ist in dem weitläufigen Ladenlokal noch wenig los, doch Brors bleibt optimistisch: „Das muss sich ein bisschen einspielen.“ Auch wenn das Geschäft vor Ort etwas schleppend anlaufe, zeichne sich schon jetzt ab: Die Leute wollen in den Laden kommen, die Produkte anfassen können und wieder persönlich beraten werden.

Auch beim Schuhgeschäft Grünbaum ist man „guter Hoffnung. Es kommt langsam“, ruft eine Verkäuferin nach draußen, die sich dann schnell wieder der Beratung ihrer Kundinnen widmet. Die Einkaufsstraße füllt sich immer mehr. Auch in der Stadtgalerie haben sich vor einigen Geschäften Schlangen gebildet. Die Stille der vergangenen Monate ist spontanen Begegnungen, Gesprächen und neugewonnener Zuversicht gewichen.