Witten. Vor anderthalb Jahren hat der Askania-Markt in der Stadtgalerie Witten eröffnet. Jetzt hat die Kette Insolvenz angemeldet. So geht es weiter.

Der Lockdown und seine Umsatzeinbußen haben die Schreib- und Spielwarenkette Askania in die Insolvenz getrieben. Wird die zurzeit geschlossene Filiale in der Wittener Stadtgalerie je wieder öffnen? Experten fürchten, dass viele Händler in den Innenstädten den Lockdown nicht überleben werden. Askania könnte Wittens erstes „Corona-Opfer“ werden.

Viel Zeit, sich in Witten zu etablieren, hatte das Geschäft nicht. Das Recklinghäuser Unternehmen mit Schwerpunkt auf dem Tornisterverkauf hatte die Insolvenz der holländischen Spielwarenkette Intertoys genutzt. Bis Ende Dezember 2018 lief ein großer Spielwaren-Ausverkauf in der Wittener Intertoys-Filiale im Obergeschoss der Stadtgalerie. Im August 2019 zog Askania in das Ladenlokal neben Deichmann.

„Wir waren eine gesunde Firma“

Zu dieser Zeit hatte die Mall schon einige Schließungen verkraften müssen – etwa die Modeläden Gerry Weber oder Street One. Umso größer die Freude, dass es mit dem Fachmarkt nun einen Leerstand weniger gab. Allerdings: ein gutes halben Jahr später musste mit dem ersten Lockdown auch Askania sein Rolltor schließen.

Nun hat das Unternehmen beim Amtsgericht Bochum einen Insolvenzantrag gestellt. Alle 15 Fachmärkte im Ruhrgebiet sind betroffen.

Das Rolltor ist seit 13. Dezember zu: Die Askania-Filiale in der Wittener Stadtgalerie.  
Das Rolltor ist seit 13. Dezember zu: Die Askania-Filiale in der Wittener Stadtgalerie.   © Unbekannt | hof

Die Pleite sei eine Folge von Corona, so äußerte sich Geschäftsführerin und Inhaberin Birgit Böger gegenüber dem Nachrichtenportal 24Vest. „Wir waren ja eine gesunde Firma – bis die Corona-Krise kam.“ Vom Zeitpunkt der Schließung bis Anfang Februar habe Askania einen Umsatzverlust von zwei Millionen Euro hinnehmen müssen. Da sei der Gang in die Insolvenz unausweichlich gewesen.

+++Keine Nachrichten aus Witten mehr verpassen: Hier geht’s zu unserem kostenlosen Newsletter+++

„Wir mussten unsere 24 Filialen am 13. Dezember schließen. Die Novemberhilfe haben wir nicht bekommen, weil wir da ja noch geöffnet hatten, und die Dezemberhilfe haben wir nicht beantragen können, weil wir keine Novemberhilfe erhalten haben. Das ist doch absurd. Und für den Januar hätten wir allenfalls Zuschüsse für die Kosten bekommen können.“

Insolvenzverwalterin will Läden wieder öffnen

Mehrere Mieter haben die Stadtgalerie verlassen

In den letzten beiden Jahren musste die Stadtgalerie allerhand Tiefschläge einstecken, am meisten schlagen wohl der Weggang von C&A (April 2020) und von Esprit (Juli 2020) ins Kontor. 2019 war eine Ladenzeile mit den Modeläden Gerry Weber, Street One und Street Shoes leergezogen, außerdem verschwand der Schreibwarenladen McPaper. Für Hoffnung hatte die Eröffnung von „TK Maxx“ gesorgt. Der Besitzer der Mall, der Immobilienfonds Curzon Capital Partners III, hatte rund fünf Millionen Euro in die Umbauarbeiten für den neuen Ankermieter investiert. Zehn Ladenlokale waren ab Mai 2018 zu einer großen Verkaufsfläche über zwei Ebenen umgestaltet worden. Im Februar 2019 war Eröffnung.

Das zuständige Amtsgericht Bochum hat die Bochumer Rechtsanwältin Dorothee Madsen zur vorläufigen Insolvenzverwalterin ernannt. Sie möchte den Geschäftsbetrieb sanieren. Die Bezahlung der Mitarbeiter sei sichergestellt, Gehälter und Kurzarbeitergeld würden aktuell vorfinanziert. Betroffen von der Insolvenz sind 140 Mitarbeiter in NRW und Thüringen.

Die Insolvenz bedeute zunächst nicht zwangsläufig den nächsten Leerstand in der Wittener City. Dorothee Madsen betont: „Wir streben die Wiedereröffnung sämtlicher Filialen an, sobald die von der Bundesregierung angeordneten Schließungsverfügungen wieder aufgehoben werden.“

Die gähnend leere Stadtgalerie an einem Donnerstagnachmittag (25.2.): Die Geschäfte sind aufgrund des Lockdowns geschlossen.
Die gähnend leere Stadtgalerie an einem Donnerstagnachmittag (25.2.): Die Geschäfte sind aufgrund des Lockdowns geschlossen. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Die für Witten zuständige Industrie- und Handelskammer Mittleres Ruhrgebiet fordert in einem Positionspapier eine klare Öffnungsstrategie für den Einzelhandel und sieht die Innenstädte in Gefahr. „Mit der Dauer des Lockdowns ändert sich das Verbraucherverhalten. In den Innenstädten stehen ganze Standortverbünde auf dem Prüfstand“, heißt es dort.

Wie schlimm Leerstand wirkt, kann man sich bereits jetzt in der Stadtgalerie angucken, in der lediglich Post, Bäcker und die Imbisse im Untergeschoss geöffnet sind und ansonsten Leere herrscht. Da kann auch ein mit einer fröhlichen Fotoausstellung bespieltes Ladenlokal die Laune nicht aufheitern.

Mehr Nachrichten aus Witten lesen Sie hier.