Witten. Vor 50 Jahren fuhr die letzte Straßenbahn von Witten nach Herbede. Ein Mann, der jetzt in Hamburg lebt, hat daran eine besondere Erinnerung.
Schon ewig hängt das Schild im Flur seiner Hamburger Wohnung: „Herbede“ steht groß darauf. Und darunter: „Über Witten Rathausplatz“. Klaus Marten hat es vor 50 Jahren nach seiner nächtlichen Fahrt mit der Straßenbahn – nun ja – mitgenommen. „Wäre ja sonst im Müll gelandet“, lächelt der 74-Jährige. Denn schließlich war die Linie 12 am 27. Mai 1972 zum letzten Mal von der Innenstadt nach Herbede unterwegs.
Genau genommen, das wollen wir hier noch klarstellen – stammt das Schild aber gar nicht von der letzten planmäßigen Tour der Bahn. Denn die sei so gegen 20 Minuten vor Mitternacht in der City gestartet. Der damals 24-jährige Betriebswirtschafts-Student Klaus Marten jedoch kam erst etwas später aus der Alten Post, Wittens Kultkneipe.
„Ich war der einzige Fahrgast“
hatte Glück: Gerade fuhr noch ein Personalwagen die Haltestelle an der unteren Bahnhofstraße an. „Der kam immer eine dreiviertel Stunde später. Das war Tradition.“ Der Fahrer habe extra für Marten gehalten. „Ich war der einzige Fahrgast und wir haben uns nett unterhalten.“ Gern erinnert sich der gebürtige Herbeder an die nette Begebenheit zurück – als Herbede auch noch selbstständig war.
Einer, der mehr über die alten Zeiten weiß, ist Andreas Halwer. Das Mitglied der Verkehrshistorischen Arbeitsgemeinschaft der Bogestra hat extra für uns im Archiv geblättert. In der Betriebszeitung des Verkehrsunternehmens findet sich ein Artikel über die letzte Fahrt der Linie 12, die seit den 1930er Jahren bis Herbede unterwegs war. „Der Abschied von der Straßenbahn fiel in Herbede niemandem leicht“, steht darin. Und weiter heißt es: „Doch schon einen Tag später war kein Platz mehr für Romantik – da rollten die ersten Busse über die Ruhrbrücke.“
Auch ein Ruhr-Panorama hängt in der Hamburger Wohnung
Klaus Marten übrigens ist noch hin und wieder im Ruhrgebiet, um Freunde zu besuchen und seine Schwester, die in Hattingen lebt. In seiner Hamburger Wohnung erinnert ihn noch etwas anderes an die Zeit in Herbede: ein großes Gemälde. „Das Ruhr-Panorama hängt bei uns im Wohnzimmer und zeigt das alte Sägewerk vom Bahnübergang Voestenstraße aus.“