Das Publikum beim Zeltfestival mag beide: Status Quo und Rea Garvey begeisterten die schwitzende Menge.


Das Zeltfestival Ruhr ist auf Rekordkurs: Bereits am ersten Wochenende wurden am Kemnader See über 20 000 Besucher gezählt – darunter über 10 000 Gäste, die die Auftritte von Status Quo, Rea Garvey sowie Frank Goosen bejubelten, der gestern Abend im Sparkassenzelt erwartet wurde. Trotz der extrem hohen Temperaturen melden die Veranstalter nur wenige Einsätze der Sanitätshelfer.

Der Frauenanteil bewegte sich bei 60, vielleicht 70 Prozent, als Rea Garvey am Samstagabend 4200 Besucher und vor allem eben Besucherinnen begeisterte. Das Sparkassenzelt war Wochen vorher ausverkauft – Beweis der hohen Popularität, die der 39-Jährige in Deutschland genießt.

Dass ihm seine Schwiegermutter letzte Woche sagen musste, dass er seit zehn Jahren verheiratet ist, stört die weiblichen Fans überhaupt nicht. Ein Kerl wie Rea Garvey darf seinen Hochzeitstag vergessen. Als Frauenversteher wird er gleichwohl geliebt.

1998 hatte der Sänger und Gitarrist seine irische Heimat Richtung Germany verlassen. Anfangs schlug er sich als T-Shirt-Verkäufer auf Festivals durch. „Supergirl“, der erste Hit seiner Band Reamonn, ebnete den Weg ins Rock-Oberhaus. 2010 trennten sich Reamonn. Die Fans folgen Rea Garvey seither konsequent auf dessen Solopfaden.

Mit welcher Hingabe, dokumentiert das schweißtreibende ZFR-Konzert. „Can’t stand the Silence“: Vor allem die Mädels singen, klatschen und tanzen (leider nur) 90 Minuten begeistert mit. Garvey, der immer wieder zu philosophischen Betrachtungen über das Leben und die Liebe ausholt, revanchiert sich nicht nur mit solider, eingängiger Rockmusik, sondern auch mit überbordender Herzlichkeit. Kaum ein Künstler, der die Nähe zum Publikum derart intensiv sucht.

Es gibt Kritiker, die maulen, dass die Band seit 50 Jahren von drei immer gleichen Riffs lebt. Na und? Wer sich am Freitagabend im dampfenden Rund umguckt, erkennt: Genau das ist es, was die Fans an „Quo“ schätzen.

Die Stars von damals

Nicht sonderlich kreativ, aber gradlinig und mit hohem Wiedererkennungswert: Mit Status Quo feierte das Festival einen krachenden Auftakt. Zwar war das Sparkassenzelt mit 2500 Besuchern nicht ausverkauft. Die Anhänger indes huldigten ihren Stars von damals – an vorderster Front Francis Rossi und Rick Parfitt. Beide sind keine jungen Hüpfer mehr, haushalten mit ihren Kräften: Bei gefühlten 40 Grad unter den Planen mehr als verständlich. Ihr Handwerk beherrschen sie noch immer.

Mit den ersten Klängen von „Caroline“ ist das Publikum voll da. „Whatever you want“, „Roll over lay down“, „Rain“, „What you’re proposing“ das unsterbliche „Rockin’ all over the World“: Die Menge schwelgt in Erinnerungen, stampft, schreit, schluckt, schwitzt. Luftgitarren werden geschwungen, Resthaar wirbelt beim Headbanging durch die feuchtschwangere Luft. „In the Army now“, einer der späteren Erfolge von Status Quo, geht da fast als Ballade durch. Der Klub der alten Säcke hat Jahreshauptversammlung und genießt mit Pils und Pocke jeden schwermetallenen Akkord: Still crazy after all these years.