Witten.. So ungewöhnlich kann Kunsthandwerk sein: Die Ausstellung „Schwarzes Porzellan“ im Museum Zeche Nachtigall zeigt Objekte aus Kohlenstaub.


„Sammeln ist ein Urtrieb des Menschen. Es beginnt schon bei den Kindern, die beispielsweise am Strand Muscheln sammeln“, weiß Michael Peters, Leiter des Industriemuseums Zeche Nachtigall. Nun ist der Dortmunder Arzt Dr. Jürgen Huesmann mit seinen 64 Jahren schon lange kein Kind mehr. Aber seit Jahrzehnten hat er eine besondere Leidenschaft: Er sammelt Kohlekeramik, unter anderem in Form von Plaketten, Uhren oder Thermometern. Eine Auswahl seiner erstaunlichen Kollektion ist jetzt in Zeche Nachtigall unter dem Titel „Schwarzes Porzellan“ zu sehen.

In der Kohlekeramischen Anstalt auf der Zeche Hannover in Bochum wurden zwischen 1947 und 1967 Kunstgewerbeartikel aus gepresstem Kohlenstaub produziert. „Wenn man sie anfasst, bekommt man keine schwarzen Finger. Denn sie sind mit Lack überzogen“, erklärt Museumsmitarbeiterin Nancy Schumacher. Bis ins kleinste Detail sind diese Objekte ausgearbeitet, die in dieser Form nur von der Kohlekeramischen Anstalt gefertigt wurden und die weit über die Reviergrenzen hinaus beliebt waren.

So zeigt eine Plakette zum 50-jährigen Bestehen der Glückauf-Kampfbahn nicht nur das Stadion, sondern minutiös ausgestaltet auch die Sportler und die jubelnde Menschenmenge. Doch nicht nur für Schalke-Fans ist in der Ausstellung gesorgt, sondern es gibt auch Plaketten, die dem VfL Bochum und Borussia Dortmund gewidmet sind. Weil es scheinbar Medaillen für alle Lebenslagen gab, ist die Schau in sieben Abteilungen gegliedert, u. a. Bergbau, Freizeit und Kultur, Sport oder Vereine und Verbände. Und in einer Vitrine befinden sich die Prägeformen, aus denen die so verschiedenen Medaillen entstanden.

Medaille der Dortmunder Westfalenhalle war erstes Sammelstück

130 Objekte wurden für die Ausstellung auf Zeche Nachtigall ausgesucht, rund 1500 Werke hat Dr. Huesmann gesammelt, seit er ungefähr 30 Jahre alt war. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, erzählt er schmunzelnd. „Ich habe damals in einem Dortmunder Münzgeschäft so eine Plakette aus gepresstem Kohlenstaub gesehen. Sie zeigte die Dortmunder Westfalenhalle. Ich fand das originell und meinte, es müsse sich dabei um etwas besonders Ruhrgeschichtliches handeln“, so der Arzt, der damals aus dem Oldenburger Raum hier zugezogen war. Aber: „Die Plakette sollte 30 Mark kosten. Das war mir zu teuer.“ Gut, dass es damals schon Frau Huesmann gab. Die schenkte dem Gatten die Westfallenhallen-Medaille nämlich dann zum Geburtstag.

Auf Flohmärkten oder durch Kontakt mit anderen Sammlern wuchs die Kollektion dann stetig. Ob der Kohlekeramik-Jäger noch ein besonderes Objekt im Auge hat? „Ja. Eine BVB-Medaille. Nicht in kohlefarbenem Schwarz, sondern in den Clubfarben Schwarz-Gelb. Ich kenne eine Frau, die so ein Exemplar besitzt. Aber bisher wollte sie es noch nicht verkaufen.“

Ausstellungseröffnung, Dauer und Eintrittspreise

Die aktuelle Ausstellung „Schwarzes Porzellan. Keramik aus Bochom. Die Sammlung Dr. Jürgen Huesmann“ im Industriemuseum Zeche Nachtigall im Muttental eröffnet an diesem Sonntag (6. 9.). Sie läuft bis zum 30. Juni 2016. Geöffnet: Dienstag bis Sonntag von zehn bis 18 Uhr.

Der Eintritt kostet drei Euro, ermäßigt zwei Euro. Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 17 Jahren zahlen 1,50 Euro.

Mit der Ausstellung „Schwarzes Porzellan“ will das Museum ein fast vergessenes Kapitel Ruhrgebietsgeschichte aufschlagen.