Witten..


Es ist Ferienzeit, und das Tierheim Witten-Wetter-Herdecke platzt förmlich aus allen Nähten. Eng ist es vor allem bei den Katzen. So eng, dass Doris Halwass gleich wieder die Flucht ergriff.

Sie wollte ihre Katze dort in Pension geben. Doch in unserer Redaktion sagte sie unter Tränen: „Meine Tina kommt da nicht rein.“ Dass es dort eng ist, wer wüsste das besser als Tierheim-Mitarbeiterin Kirsten Simon (35). Und dass die Katzen nicht gut aussähen, sei nur zu verständlich.

„Wir haben zurzeit 30 Katzen hier, alles Vermittlungstiere. Das heißt, es sind alte, sehr junge und kranke Tiere darunter. Aufgefundene Katzen, Katzen mit Schilddrüsenproblemen, an Diabetes erkrankte Tiere. Die brauchen besondere Zimmer und blockieren dann unsere ohnehin knappen Räumlichkeiten.“

Gesunde Stubentiger haben es dann enger. Neun sind in einem karg ausgestatteten Raum zusammen, in zwei Regalen an der Wand stehen Körbchen, auf dem gefliesten Boden drei Katzenklos, zwei kleine Bälle als Spielgeräte. Das ist bestenfalls Basisversorgung, und Kirsten Simon wünscht sich beispielsweise starke Naturäste zum Klettern und Spielen. Ein Kratz- und Kletterbaum ist in einem Lagerraum eingeschlossen, er könne aus hygienischen Gründen nicht benutzt werden


Katzenpension kostet sieben Euro pro Tag

Pensionskatzen gibt es zurzeit nicht im Tierheim, aber Kirsten Simon würde noch welche annehmen: „In einem Katzenraum sind nur vier Tiere, da würde noch die eine oder andere Platz finden.“ Sieben Euro pro Tag und Katze kostet das, für Hunde würden je nach Größe zwischen acht und zwölf Euro pro Tag fällig.

Genau das hatte sich Doris Halwass (68) auch vorgestellt, als sie ihre siebenjährige grau getigerte Tina dort für die Urlaubszeit in Pension geben wollte. Doch daraus wird nichts, denn „so kann man Katzen nicht unterbringen“, klagt sie. „Es müsste sauberer und gepflegter sein. Ich kann den Katzen, die dort sind, nur wünschen, dass sie schnell ein Zuhause finden.“

Deshalb kam ein Redaktionsteam gestern unangemeldet vorbei. Wir hatten Zutritt zu allen Räumen und stellten fest: Ja, es ist eng. Die meisten Katzenräume sind stark belegt. Die Ausstattung ist sehr schlicht. An der Sauberkeit gab es nichts auszusetzen. Kirsten Simon: „Die Katzenräume werden täglich gereinigt, die Fliesen abgespritzt. Wir haben hier einen alten Bau, mit dem wir uns behelfen, so gut es geht.


„Nein, da gebe ich meine Tina nicht hin“

Jedes Fundtier müsse angenommen werden. „Erst letzte Nacht hat uns das Veterinäramt neun Stallhasen und sechs Hühner gebracht, die wegen nicht artgerechter Haltung sichergestellt worden waren.“ Doris Halwass jedenfalls hat nach dem Besuch im Tierheim erst mal für 100 Euro Katzenfutter gekauft und dort abgegeben. „Das sind doch Lebewesen, die haben etwas anderes verdient. Sie sind so abgemagert, das ist ein trauriger Anblick. Nein, da gebe ich meine Tina nicht hin.“ Im Bochumer Tierheim sähe alles viel sauberer und ordentlicher aus.

„Das kann man nicht vergleichen, Bochum ist größer und hat viel mehr Platz“, sagt Kirsten Simon. Der Tierschutzverein Witten-Wetter-Herdecke würde als Betreiber des Heimes gerne anbauen, doch direkt hinter dem Gelände, das bereits auf Herdecker Stadtgebiet liegt, beginnt ein Landschaftsschutzgebiet - deshalb kam der Bauantrag erst mal wieder zurück.

Den Rückzug von Doris Halwass kann Kirsten Simon verstehen: „Wenn eine Katze nicht an Gesellschaft gewohnt ist, dann kann es durchaus mal Probleme geben.“ Und was die Enge angeht, glaubt sie: „Das wird noch schlimmer. Das Problem mit den Fundtieren fängt jetzt zu Ferienbeginn erst an.“