Witten..


Eine funktionierende Liebesbeziehung beruht auf gegenseitigem Respekt. Na klar, eigentlich eine Allerweltsweisheit. Dass noch einiges mehr hinter einer glücklichen Partnerschaft steckt, erklärte „Bewusstseinsforscher“ Benno Scheyer elf Wissbegierigen jetzt im Hotel Georg in Annen.

Im Turmzimmer hat der Mann aus dem Allgäu seinen Beamer und den Projektor für 100 (!) Präsentationsfolien aufgebaut. Schon der Weg hinauf ist symbolträchtig, erklimmt man doch wie die edlen Ritter aus den Sagen den höchsten Punkt, um zur Liebe zu gelangen. Na gut, bei dem Seminar „Pro Liebesbeziehung“ gehört noch einiges mehr dazu. Sieben Frauen und vier Männer, die sich diesen Abend 35 Euro kosten lassen, haben die Treppen schon mal erfolgreich genommen.

Sie kennen sich alle, denn sie haben schon öfter an den Kursen von Benno Scheyer teilgenommen. Und sie haben alle einmal in ein und demselben Versicherungsunternehmen zusammengearbeitet. Der Bewusstseinsforscher ist selbst seit 35 Jahren verheiratet, weiß also wovon er spricht, sollte man annehmen. Doch auch der Vater von fünf Kindern, „natürlich alle mit derselben Frau“, wie er fröhlich betont, gibt zu: „Ich gebe niemanden Tipps, um bis zum Lebensende zusammenzubleiben. Er wolle nur Ratschläge geben, wie man diese Zeit, die man gemeinsam verbringt, „glücklich gestaltet“.

„Sieben goldene Schlüssel“ hat der 56-Jährige in den letzten 30 Jahren entwickelt. Zugegeben, das ist alles kein Neuland. Konstruktiv kommunizieren, alles loslassen, was einer harmonischen Partnerschaft im Wege steht, und den Sinn und Zweck einer Beziehung zu kennen - nun ja, klingt eigentlich selbstverständlich. Ist es aber nicht. „Wenn es so wäre, dann würde es in Deutschland zurzeit keine 17 Millionen Menschen geben, die im Internet in Partnerbörsen angemeldet sind“, sagt Scheyer.

Außerdem würden sich jährlich eine Million Paare in Deutschland trennen, Scheidungen noch nicht eingerechnet. Seine Zuhörer stimmen ihm zu. Stefanie Kralmann, die das Seminar mit dem Liebesexperten organisiert hat, weiß, warum sie immer wieder den Weg zu ihm findet: „Man lernt unglaublich viel durch ihn. Und die Weisheiten sind nicht einfach nur so dahingesagt. Mir hat er schon sehr geholfen, mit mir selbst besser ins Reine zu kommen.“

Das ist die Grundvoraussetzung: Man muss sich selbst lieben, bevor man jemanden anderen lieben kann. Das ist Scheyers erstes Gebot, pardon, „erster Schlüssel“. Dazu gehört, sich seiner selbst bewusst zu sein und sich selbst zu achten. „Achtung und Wertschätzung sind am Anfang einer Beziehung immer dabei. Danach nehmen diese Faktoren immer mehr ab, bis es schließlich zur Trennung kommt“, weiß der Liebesforscher. Plötzlich schauen einige Teilnehmer lächelnd auf ihre Knie, andere erröten ein wenig. Der Referent schneidet das Thema Sex an. „Ein Paar hat mir erzählt, dass sie seit zehn Jahren keinen Sex mehr hätten. Da dachte ich nur: Respekt, dass ihr noch zusammen seid. Ich könnte das nicht.“ Vor allem die Frauen nicken entschlossen.

Mit ein wenig Witz und seinem charmanten schwäbischen Akzent leitet Benno Scheyer durch das vierstündige Seminar. Am Ende verspricht er: „Wer meine Tipps befolgt, ob Singles oder Paare, wird eine erfüllte und glückliche Beziehung haben.“ Eine Erfolgsgarantie gibt es aber nicht.