Witten.. Der Bücherschrank am Marien-Hospital wurde von Anfang an gut angenommen. Seit eineinhalb Jahren gibt es ihn bereits. Vor einer Urlaubsreise kann man sich hier kostenlos mit Lesestoff eindecken. Auch einige Schätzchen sind ab und zu in dem blauen Kasten zu finden.
Seit etwa anderthalb Jahren steht der Bücherschrank auf dem Marienplatz, zwischen Krankenhaus und Kirche. Seine vier blauen Klappen bleiben allerdings nur kurz geschlossen, denn die Tauschbörse wird rege angenommen.
„Da ist immer was los“, berichtet Irmgard Schreiner, eine der Patinnen des Buchregals. „Ich glaube, ich habe noch nie ein Buch zweimal auftauchen sehen.“ Das Prinzip heißt geben und nehmen: Wer ein Buch nimmt, möge auch irgendwann etwas hineinstellen – eine sympathische Weiterverwertung ungeliebten Lesestoffs. Wer nutzt denn den Schrank? „Kirchgänger nach den Messen, Leute aus dem Krankenhaus und Studenten“, glaubt Schreiner.
Interessante Stücke
Nun, da fragt man sich natürlich, wer den Erotikroman „Tiffany - Hot & Sexy“ hinter Glas stellte. Oder den Schmachtfetzen „Der Kuss des Schurken“. Peter Scholl-Latours Abhandlung „Koloss auf tönernen Füßen“ über das Verhältnis der USA zum Irak. In „Peter Schmoekels großes Buch der Getränke“ findet der geneigte Leser zumindest diese wichtige Erkenntnis: „Bier entsteht aus Malz und Wasser.“
Aber das Schmökern, herausfinden, wem dieses Exemplar wohl gehört haben könnte, ist ja gerade das Schöne. „Eine tolle Idee“, lobt eine Patientin des Marien-Hospital, die sich nicht nur für eine Zigarettenpause vors Portal stahl, sondern auch, um Lesestoff mitzunehmen.
Der Bestand schwankt. „Manchmal ist der Schrank übervoll, da stehen die Bücher in zwei Reihen“, weiß Schreiner. Vor Weihnachten war die Vitrine allerdings nur spärlich bestückt – da landete wohl manches Buch auf dem Gabentisch.
Groschenhefte werden aussortiert
Groschenhefte oder ganz zerfledderte Exemplare sortieren die beiden „Schrankpatinnen“
aus. „Ansonsten ist das ein Selbstläufer“, sagt Irmgard Schreiner. Wonach guckt sie selbst denn? „Nach Klassikern. Und ich habe auch schon Antiquarisches gefunden: Werke von Marcel Proust oder Albert Camus.“
Ansonsten geht die Auswahl mehr in Richtung Krimi und Frauenroman, oft guter, leichter Lesestoff für den Urlaub. Wie wäre es mit Agatha Christie? Donna Leons Venedig-Krimis? Oder Corinne Hofmanns „Die weiße Massai“? Siegfried Lenz’ „So zärtlich war Suleyken“? Und für Männer? Die machen im Urlaub doch eh meist ein Nickerchen. Oder sie lesen dieses eine Buch über Bier.