Witten. Zu wenige Jugendliche haben sich in Witten bislang um eine Ausbildung beworben, sagt die Arbeitsagentur. Dabei gibt es genug freie Stellen.
Der Ausbildungsmarkt in Witten hat in diesem Jahr noch nicht richtig Fahrt aufgenommen. Das liegt vor allem an der bisherigen Zurückhaltung der Jugendlichen. Seit Beginn der Corona-Krise haben sich deutlich weniger Schulabgänger als sonst üblich um eine Lehrstelle bemüht. Dabei gibt es viele freie Stellen.
„Viele Jugendliche haben in der Corona-Zeit andere Probleme und die Suche nach einer Ausbildungsstelle stand nicht ganz oben auf ihrer Liste“, so Katja Heck, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hagen, die auch für Witten zuständig ist. Auch deshalb sei die Zahl der Bewerber im EN-Kreis stark zurückgegangen.
Zahl der Bewerber ist in Witten um über 16 Prozent zurückgegangen
Im Juni 2019 zählte die Arbeitsagentur für die Geschäftsstelle Witten (inklusive Wetter und Herdecke) noch 1020 Bewerber. Ein Jahr später waren es nur noch 853. Das sind 167 an einer Ausbildung interessierte Jugendliche weniger – ein Minus von 16,4 Prozent. Gleichzeitig ist die Zahl der angebotenen Lehrstellen um elf Prozent zurückgegangen – von 874 auf 777.
Seit April sind 50 neue Stellen hinzugekommen. Gleichzeitig stieg die Zahl der Suchenden um 77. Aber das sei nicht genug. „Wir hatten uns mit Fortschreiten des Jahres mehr Bewerber erhofft“, sagt Ulrich Brauer, Sprecher der Arbeitsagentur. 381 junge Menschen waren Ende Juni noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Gleichzeitig waren allein in Witten noch 350 Stellen unbesetzt.
In der Zeit der Schulschließungen fehlte der direkte Kontakt zu den Schülern
„Wir hatten in der Zeit des Lockdown ein echtes Anknüpfungsproblem“, sagt Brauer. So konnten etwa Berufsberater nicht in die Schulen, um vor Ort über das Angebot zu informieren. Vielen Schülern habe auch die Motivation und die Perspektive bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz gefehlt. Die Unsicherheit habe überwogen. Schüler hätten sich eher Gedanken darüber gemacht, wie und ob sie ihren Schulabschluss schaffen.
Derzeit erreicht die Arbeitsagentur die Schüler nur mit Online-Angeboten – oder wenn sie sich melden. Weil Ausbildungsmessen nicht stattfinden können, entfalle auch diese Möglichkeit einer direkten Kontaktaufnahme zwischen Ausbildungssuchenden und Betrieben, sagt Agenturchefin Heck. Gleichzeitig hätten viele Unternehmen ihre Entscheidungen über die Besetzung freier Lehrstellen verschoben.
800 Ausbildungsstellen im EN-Kreis sind noch zu haben
„Die Folge ist, dass wir noch 1500 Ausbildungsstellen unbesetzt haben, über 800 alleine im Kreis. Das sind jede Menge Chancen für Jugendliche, die jetzt aktiv werden müssen“, so Heck. Auf 100 Bewerber kommen in diesem Ausbildungsjahr rein rechnerisch 91,1 Stellen. Besonders in den Bereichen Büro, Gesundheit, Handel sowie im Handwerk sind laut Agentur noch viele Lehrstellen zu vergeben.
Oft finden Bewerber und Unternehmen allerdings auch nicht zusammen. Nicht zuletzt deshalb sollten sich nun auch die Jugendlichen um eine Stelle bemühen, die es bislang noch nicht getan haben, sagt Agentursprecher Ulrich Brauer.
In Witten gibt es zum Beispiel 27 unbesetzte Stellen als Industriemechaniker – und 28 unversorgte Bewerber, die diesen Beruf eigentlich erlernen wollen. Ähnlich sieht es beim Industriekaufmann aus. Hier stehen 15 offene Stellen 17 unversorgten Bewerbern gegenüber. Ausbildungsplätze zum Kaufmann oder Kauffrau im Einzelhandel sind in Witten noch 63 frei – aber es gibt nur 43 an der Ausbildung interessierte unversorgte Jugendliche.
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