Witten. 48 Unterzeichner eines Protestbriefs wollen eine Wiederwahl des Kulturforum-Vorstands verhindern.Sie beklagen seine Kommunikationsmängel - auch wenn manche niemals mit ihm Kontakt hatten.

Der Brief des Kulturkreises Witten hat gesessen. Vier Tage vor der geplanten Wiederwahl des Kulturforum-Vorstands Dirk Steimann erhielt jedes Ratsmitglied – wie berichtet – ein Anschreiben, in dem es aufgefordert wurde, gegen eine Vertragsverlängerung zu stimmen. Die SPD beruft deshalb für Montag eine Sonder-Fraktionssitzung ein.

Unter dem Brief stehen 48 Unterzeichner, von der starken Volksbühne mit 1300 Mitgliedern bis hin zu einzelnen Künstlern. Sie werfen Steimann unter anderem vor, es an Dialogbereitschaft und Willen zur Zusammenarbeit fehlen zu lassen. Das Vertrauen zum Vorstand sei verloren, seine Amtsführung und sein persönlicher Umgang mit engagierten Bürgern seien ein Problem.

Bei genauerem Hinsehen lässt sich die auf den ersten Blick gewaltigen Eindruck machende Liste jedoch deutlich reduzieren. Die Unterzeichner Amadeus-Chor und Kinderchor Ruhrpottspatzen beispielsweise werden beide von Opernsängerin Susanna Dornwald geleitet. Sie habe nach einem Anruf von interessierter Seite aus Solidarität im Namen beider Chöre sowie in eigenem Namen unterschrieben, sagt sie.


„Ich kenne Steimann gar nicht“

Susanna Dornwald: „Ich kenne Herrn Steimann gar nicht und habe ihm nichts vorzuwerfen. Mir ist aber glaubwürdig versichert worden, dass die Art, wie Musikern an der Musikschule die Stunden gekappt wurden, menschlich schlecht war.“ Eine Person, drei Unterschriften – ähnliche Überschneidungen lassen sich auch bei anderen Unterzeichnern feststellen.

Nicht jedoch bei der Volksbühne, deren Vorsitzender Heinz Bekemeier klare Stellung gegen Steimann bezieht: „Ein Gespräch mit ihm ist kaum möglich, die Kommunikation ist das dringendste Problem.“ Auch für Unterzeichner Peter Kosch, bildender Künstler, liegt das Hauptproblem in der Gesprächsführung und -bereitschaft: „Es schafft niemand, sich vernünftig mit ihm zu unterhalten. Man kann nichts mit ihm ausdiskutieren. Schlechter kann es mit einem neuen Vorstand auch nicht mehr werden.“


„Vorwurf entspricht nicht den Tatsachen“

Wieso kann man mit Ihnen nicht vernünftig reden, Herr Steimann? „Ich verwahre mich gegen den Vorwurf, nicht gesprächsbereit zu sein“, sagt Steimann auf die diesbezügliche Frage. „Er entspricht nicht den Tatsachen und auch nicht meinem Terminkalender voller Gesprächstermine. Es ist das erste Mal im Leben, dass ich eine derartige Rufmord-Kampagne erlebe. Es entsetzt mich, dass Leute dabei sind, die regelmäßig hohe Förderungen erhalten. Und auf der anderen Seite gibt es mindestens 16 Unterzeichner, die nie Kontakt mit mir gesucht haben - manche davon kenne ich gar nicht.“