Witten. An diesem Container hängt ihr ganzes Glück. Imbissbetreiberin Ergül Karadas aus Witten musste einer Baustelle weichen. Doch sie gab nicht auf.
„Es war eine harte Zeit, die vergangenen zwölf Monate“, sagt Ergül Karadas. „Corona, Straßenbaustelle, Kündigung und der Abriss unseres kleinen Imbissbetriebes, den ich vor zehn Jahren aufgebaut hatte.“ Aber sie hat zielstrebig gekämpft - wie eine Löwin. Für die Existenz und die Lebensgrundlage ihrer Familie. Jetzt konnte sie ihren Imbiss an der Brauckstraße an gleicher Stelle neu eröffnen, im Gewerbegebiet direkt gegenüber von Friedr. Lohmann am Grotenbach.
„Nun ist alles so, wie ich es wollte“, sagt Ergül Karadas, die überall nur als Gulan bekannt ist, nicht ohne Stolz. Vergessen sind alle Hürden, Probleme und auch die Tränen. „Wido 7“ hat sie ihr neues Geschäft genannt. Die Imbissbude ist 43 Quadratmeter groß und besteht aus drei Container-Elementen mit Toilette und fließend Warmwasser.„Wido“ heißt der Kiosk, weil er an der Stadtgrenze zwischen Witten und Dortmund steht. Die Zahl sieben steht für die sieben Mädels, die Gulan regelmäßig bei der Arbeit helfen, darunter ihre fünf Töchter.
Oft war die Imbissbetreiberin aus Witten der Verzweiflung nah
Als sie Ende Juli vergangenen Jahres die Kündigung wegen des Ausbaus der Brauckstraße erhielt, brach für die 47-Jährige eine Welt zusammen. Drei Monate oder noch längeres Nichtstun waren für sie unvorstellbar. Mut machte ihr immer wieder Ilona Böth vom Tiefbauamt.
So mietete die Imbissbetreiberin kurzentschlossen einen kleinen Verkaufswagen für die Übergangszeit. „Ich hatte Glück.“ Denn sie durfte den Wagen auf dem Nachbargrundstück abstellen. „So konnten wir weiter für unsere Kunden da sein.“ Entschlossen strickte Gulan an einem Konzept für die Zukunft. Sie verhandelte mit der Stadt, der Emschergenossenschaft und den Stadtwerken, um nach der Baumaßnahme an ihren alten Standort zurückzukehren.
Im Internet gebrauchten Container entdeckt
Zufällig entdeckte sie im Internet ein tolles Angebot. In Warendorf wurde ein gebrauchter, voll ausgestatteter Container eines Imbissbetriebs verkauft. „Das war unsere Rettung“, so Karadas. „Und eine Freundin gab mir spontan einen Privatkredit.“ Ende Oktober war alles in trockenen Tüchern. Im Januar kamen endlich die Container an die Brauckstraße. Von da an krempelte die ganze Familie mit Freunden die Ärmel hoch und möbelte den Container auf.
„Ohne die tatkräftige Unterstützung vieler hilfsbereiter Menschen hätten wir das alles nicht geschafft“, sagt Gulan Karadas. „Es ist eine tolle Erfahrung, in schlechten Zeiten nicht allein zu sein.“ „Wir Töchter sind total stolz auf unsere tolle Daye“, verrät Silan (22) im Namen ihrer vier Schwestern. „Von ihr haben wir gelernt, immer zusammenzuhalten. Daye, also Mama, hat so ein großes Herz, da passen wir alle rein und noch viel mehr.“
Wechselnde Eintöpfe und Currywurst mit Pommes
Und in der Tat - jeder, der am Eröffnungstag vorbeischaut, ist Teil dieser großen Familie. Der Imbiss ist montags bis freitags von sechs bis 16 Uhr geöffnet. Auf der Speisekarte stehen belegte Brötchen oder süße Schweineohren zum Frühstück. Und gegen Mittag gibt es täglich wechselnde Eintöpfe, Currywurst mit Pommes, hausgemachter Kartoffel- oder Nudelsalat. Wenn das kein Happy-End ist.
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