Bochum/Witten. Die Strandkorb-Edition des Zeltfestivals Ruhr ist eröffnet. Wincent Weiss hat zum Auftakt gezeigt, wie gut das Format funktionieren kann.
Bei einem Strandkorb-Konzert kommt keine Stimmung auf? Bekommt der Künstler keinen Draht zum Publikum? Pustekuchen! Wincent Weiss hat am Freitagabend (20.8.) am Kemnader See das Gegenteil bewiesen. Der 28-Jährige lieferte eine großartige Show ab und seine Fans feierten ihn dafür. Ein grandioser Auftakt für die ungewöhnliche Ausgabe des Zeltfestivals in diesem Jahr.
Klar, es ist es anders als sonst, wenn sich die Zuhörer nah der Bühne drängeln und die Band im Zelt nur ein paar Meter entfernt ist. Doch Wincent Weiss gelingt es mühelos, den Abstand zu überbrücken. Dabei helfen ihm natürlich die großen Leinwände neben der gigantischen, sechs Meter hohen Bühne. Aber für die Nähe sorgt der Sänger selbst. Er hüpft aufs halbhohe Geländer, spurtet die Treppe runter, um Mara im Publikum zum Geburtstag zu gratulieren und ein Schnäpschen mit ihr zu trinken. Vor allem aber: Er öffnet sich seinen Fans und erzählt, wie es ihm in der schwierigen Zeit ergangen ist.
Fans reisen sogar mit kleinen Kindern nach Witten an
Nach einem psychischen Tief sei er jetzt wieder in Therapie, sagt er. „Leute, es ist keine Schwäche, sich Hilfe zu holen.“ Mehrfach bedankt er sich bei seinem Publikum für die Unterstützung. Er sei glücklich, endlich wieder auftreten zu dürfen. „Das ermöglicht ihr, weil ihr euch an die Regeln haltet, und nicht so eine Scheiße veranstaltet wie Nena. Danke, ihr hier habt es verstanden!“
Den Eindruck macht es. Obwohl das Konzert ausverkauft ist, gibt es von Beginn an weder Gedränge noch Hektik. Die Aufteilung der Besucher in die vier voneinander getrennten Bereiche klappt problemlos. „Es ist alles reibungslos gelaufen – sogar unsere bestellten Getränke standen schon in der Kühlbox bereit“, sagt Martin Gologranec, der die Karten von seiner Frau zum Geburtstag bekommen hat – weil sie großer Wincent-Fan ist. So wie Paula (10) und Leni (7), die mit ihren Eltern aus Duisburg angereist sind. „Ein Strandkorb-Konzert ist doch total stressfrei – das kann man mit Kindern gut machen“, sagt ihr Papa.
Viele Strandkörbe sind mit Lichtern und Girlanden geschmückt
„Voll das Urlaubsfeeling“ nennen es Sabrina Keller und Nikola Fischer lieber. Natürlich wären sie gerne näher dran an der Bühne, aber: „Es geht im Moment eben nicht anders.“ Die beiden 22-Jährigen haben ihren Strandkorb mit einer bunten Girlande geschmückt, an anderen leuchten Lichterketten und bunte Lampen. „Danke dafür, ich sehe alles, jeden einzelnen Korb“, versichert Wincent Weiss, während er das Publikum lauthals „Ey, da müsste Musik sein“ schmettern lässt. „Dabei dachten wir vorher, das funktioniert hier nicht.“
Für viele Shows gibt’s noch Karten
Die Organisation vor und auf dem Festival-Gelände hat zum Auftakt reibungslos funktioniert. Die „3G“-Regeln werden am Eingang kontrolliert. Großes Gedränge gab es weder an den Körben noch vor den Toiletten. Auch die Getränkeversorgung vor und während des Konzerts klappte – obwohl wenn ein falscher QR-Code im Programmheft abgedruckt ist.Selbst das Verlassen des Geländes ist geregelt. Die Strandkorb-Nummern der Besucher, die gehen dürfen, werden auf der Leinwand angezeigt. Die allermeisten Gäste hielten sich daran – und trafen sich dann an den Parkscheinautomaten vorm Eingang wieder. Die sind eine Schwachstelle im ausgeklügelten System.Für viele Festival-Veranstaltungen gibt es noch Karten. Als nächster Künstler tritt am Sonntag (22.8.) Paul Panzer auf. Tickets für alle Shows: https://strandkorb-openair.de/termine-bochum/
Doch es funktioniert. Zwar klingen die Chöre vor der Bühne anfangs noch verhalten und ein bisschen schwach auf der Brust. Es hört sich halt anders an, so auf Abstand… Doch spätestens bei den bekannten Liedern singen viele mit. Dem gefühlvollen Pop-Sänger gelingt die richtige Mischung aus alt und neu, aus leisen, akustischen Versionen und der vollen Dröhnung. Die nachdenklichen Töne vom neuen Album wechseln sich mit seinen großen Erfolgen ab. Und bei seinem Medley – ein fester Bestandteil der Show – singt er zur Begeisterung der Fans auch die großen Hits der Kollegen, von Cheri, Cheri Lady bis Cordula Grün.
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Auf den Sitzen hält es da schon lange niemanden mehr. Die Fans tanzen vor ihren Körben, jubeln, feiern das Konzert an diesem überraschend schönen Sommerabend. Noch zwei Zugaben-Blöcke, dann ist nach knapp zwei Stunden Schluss. Wincent Weiss verabschiedet sich mit seinem „Feuerwerk“. „Danke Bochum, es war ein richtig geiler Abend“, sagt er. Ja, das stimmt.