Bochum-Wattenscheid. Nach der Corona-Stille wird die 13. Wattenscheider Kulturnacht mit neuen Spielorten ein voller Erfolg. Am Schachtgerüst klingt es orientalisch.
Eine Taufe war es, allerdings keine Feuertaufe, denn praktisch zur Übergabe an die zweite Station im Programm der 13. Wattenscheider Kulturnacht setzte prompt der befürchtete Regen ein. Der währte allerdings nicht allzu lang, die Besucher konnten von der Alten Evangelischen Kirche in die Propsteikirche St. Gertrud oder in die Stadtteilbücherei wechseln. Die Schwüle blieb aber in den Räumen hängen.
Der Sommerregen störte in Bochum-Wattenscheid nicht lange
Frank Dressler, der evangelische Pfarrer, hatte nach der unterhaltsamen Interpretation von Georges Bizets „Carmen“ als „Oper légère - eine Stimme, ein Piano, eine Oper“ der Mezzosopranistin Franziska Dannheim und der Pianistin Jeong-Min Kim, vor dem barocken Kanzelaltar noch geflachst: „Sie können bei dem Wetter auch gleich hier bleiben.“ Denn im Gemeindezentrum begann gleich anschließend das Improvisationstheater der DelikatEssen, bei dem sich die Ensemblemitglieder munter die schauspielerischen Bälle auf Zuruf zuspielten.
Schon bei der kurzen Eröffnung hatte Oliver Buschmann (Grüne), stellvertretender Bezirksbürgermeister, erinnert, dies sei die erste Wattenscheider Kulturnacht ohne Delia Albers, die im Januar 2021 gestorben ist. „Sie war eine der Initiatorinnen dieser inzwischen traditionellen Veranstaltung seit dem Auftakt im September 2007, und hat unter anderem den Begriff der kulturhistorischen Achse zwischen der Alten Kirche am Markt und der Propstei St. Gertrud geprägt.“
Kulturhistorische Achse über den Alten Markt
Die musikalische Begleitung hatte mutig das Jugendensemble „Frech wie Blech“ der Musikschule übernommen.
Kulturnacht in Wattenscheid
Die Wattenscheider Achse stand zu Anfang dieser Nacht, die nach drei Jahren Corona-Zwangspause mit einer lediglich digitalen Version offenbar von vielen Wattenscheidern gern wieder angenommen wurde, auch im Blickpunkt. In der Bücherei ulkte Roland von Rauxel auf den Spuren des kongenialen Heinz Erhardt in seiner Hommage „Niemals geht er so ganz“.
Musik auf dem Weg zum Schacht
Auf der Kirchenburg brachte zur gleichen Zeit die Junge Chorgemeinschaft Wattenscheid mit Solisten (und Publikum) ein buntes musikalisches Allerlei zwischen Eichendorff, Ringelnatz oder Gershwin.
Als „Walking Act“ bereiteten der Trommler Okan Onat und Oboist Serdar Sayan mit Zurna und Davul im Wortsinne den Weg zum nächsten und neuen Spielort der Kulturnacht unter dem Schachtgerüst auf dem Holland-Areal.
Bertram Frewer vom städtischen Kulturbüro leitete dort zur „Jugendkultur aus Wattenscheid“ über. Zunächst gaben sich die Solo-Sängerinnen der Musikschule das Mikro in die Hand, dann übernahmen gewohnt spektakulär die Artisten von „Watt’n Zirkus“.
Zapfenstreich
„Etwas blauäugig“ habe die Bezirksvertretung angenommen, auf dem ehemaligen Zechengelände am Schachtgerüst die Kulturnacht ab 22 Uhr mit der elektronischen Musik des Projekts Karmakind abschließen zu können, im Glauben, die Wohnbebauung sei weit genug weg dafür.Das Ordnungsamt sah das nicht so, und die ungewöhnliche Fusion von Gesang, Querflöte, Gitarre und Elektro-Beats wich auf den ebenfalls neue Kulturnacht-Spielort im Gemeindezentrum St. Joseph an der Geitlingstraße aus. „Wir versuchen das beim nächsten Mal wieder“, zeigte sich Bezirksbürgermeister Hans-Peter Herzog optimistisch.
Die Hip-Hop-Experten des Wattenscheider Jugendprojekts „X-Vision“ hatten sich bei den eingängigen Rhythmen der orientalischen Musiker auf dem Zechenareal schon warm getanzt und dann mit gleichbleibendem Tempo die kleine Bühne übernommen - aber auch den Platz davor genutzt.
Ein Licht bei der Nacht
Die Strahler von „Lichtwechsel Ruhr“ übernahmen dann das leise, stimmungsvolle Ende der Kulturnacht am neuen Ort, indem sie das dunkle Stahlgerüst in wechselnden Farben in Szene setzten.