Wattenscheid. Bei den Märchenspielen der Volksbühne auf der Freilichtbühne Wattenscheid ist viel Improvisation gefragt. Fünf Schauspieler stemmen zwölf Rollen.

„Ich liebe es, Theater zu spielen. Es ist so viel realistischer als das Leben“, soll Oscar Wilde gesagt haben. Das dürfte den Laienspielern der Volksbühne Wattenscheid nur ein müdes Lächeln entlocken. Noch ohne Bühnenbild haben sie den Probenbetrieb für das Märchen vom „König Drosselbart“ gestartet, und das unter mehr als ungewöhnlichen Umständen des Corona-Diktats.

Fünf Akteure werden sich in zwölf Rollen die Stichworte zuspielen, denn mehr sollen nicht gleichzeitig auf offener Bühne stehen. Hoffentlich ist bis zum Start der Souffleurkasten gebaut, denn den hat’s auf der Freilichtbühne bisher nicht gegeben. Das Bühnenbild entsteht gerade noch, „das wird aber nur zweieinhalb Meter hoch, da kann man von den Rängen drübergucken“, räumt Daniel Guta ein. Wahrscheinlich lächelnd, aber der Regisseur trägt die FFP 2-Maske. Er ist dann aber einer der fünf Spieler und übernimmt selbst den Diener, Prinz Nr. 2 und 4, den Schlosspfarrer und den Gärtner.

Sie haben sich eigens eine Version des Märchens, frei nach den Brüdern Grimm, in dieser engen Mehrfach-Besetzung ausgesucht, aber über immerhin etwa 80 Minuten Spieldauer. „Dafür hat sie auch eine moderne Sprache“, erzählt Guta, „so was wie: Mütterchen, was machst du da? - Ei, ich spinne - wäre doch ziemlich angestaubt“.

In Wattenscheid soll das Höntroper Wappen hängen

Daniel Guta gibt Regieanweisungen, noch hinter der Maske. Bei der Aufführung wird er selbst spielen.
Daniel Guta gibt Regieanweisungen, noch hinter der Maske. Bei der Aufführung wird er selbst spielen. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Vier Blöcke mit maximal 800 Zuschauern können derzeit für die Ränge kalkuliert werden, die Stehplatzbereiche außen sollen leer bleiben. Zurzeit erinnern sie eher an asiatische Reisfelder, zumindest das Umfeld ist aber eilig in Schuss gebracht worden. Die Nummern für die Sitzplätze sind offenbar noch ganz kurz vor der Probe aufgeklebt worden.

Ob es bei den Aufführungen ein Catering geben wird, wissen die Schauspieler selbst noch nicht einmal. „Eine Bierbude steht ja da oben schon mal“, zeigt Guta. Die Technik stellt die BoVg, die Bochumer Veranstaltungsgesellschaft, auch den Ordnungsdienst.

Waldbühne kleiner und anheimelnder

Einen besonderen „Fingerabdruck“ soll das gerade noch entstehende Bühnenbild auf jeden Fall tragen. „Wir wissen noch nicht genau wo, aber irgendwo wird auf der Bühne noch ein Wappen von Höntrop hängen“, unterstreicht der Regisseur.

„Denn uns wäre die Waldbühne auf jeden Fall lieber gewesen“, erklärt er. Doch die ist bekanntermaßen gesperrt und soll aufwendig instand gesetzt werden. „Sie ist einfacher zu bespielen und wir hätten deutlich mehr Kontakt zum Publikum“, vorausgesetzt, die geltenden Hygienebestimmungen hätten das erlaubt.

„Der Aufwand für uns ist auf der viel größeren Freilichtbühne natürlich jetzt geradezu riesig“, schickt er vorweg, „aber auch hier ist es immerhin ein Heimspiel. Unser Bühnenbild haben wir für die Waldbühne konzipiert, jetzt mussten neue Kulissen geordert werden.“

Einstimmige Entscheidung im Verein

Grundsätzlich seien alle Aktiven auf und hinter der Bühne froh, wieder spielen zu können, wenn auch nicht auf der anheimelnden Waldbühne im Südpark.

Der Spielplan: Kontakt und Info

Die Volksbühne Wattenscheid e.V. spielt das Stück vom König Drosselbart frei nach den Gebrüdern Grimm von Mittwoch bis Freitag, 7. bis 9. Juli, und von Montag bis Freitag, 12. bis 16. Juli, jeweils um 16.30 Uhr, Einlass 15.30 Uhr, auf der Freilichtbühne Wattenscheid an der Parkstraße.Eintritt für Kinder 4, für Erwachsene 6 Euro, Ermäßigung mit Ferienpass 3 Euro, Informationen und Vorverkauf zzt. nur über freilichtbuehne-wattenscheid.de, Näheres auch auf der Facebook-Seite der Volksbühne und auf volksbuehne-wattenscheid.de

„Immerhin haben die Kinder ja seit 2019 nichts Neues mehr an Märchenspielen erleben können“, räumt er ein, „und die Aufführungen waren ja immer auch vor allem für einkommensschwächere Familien gedacht. Die Entscheidung ist deshalb im Verein auch einstimmig gefallen. Wir wollten auf jeden Fall spielen.“

Eine weitere Herausforderung wird für das schauspielernde Quintett sein, dass es keine Pausen in dem Stück geben wird, die mobilen Kulissen werden praktisch für die laufenden Szenen aufgestellt. Die große Marktszene allerdings ließ sich unter diesen Bedingungen dann doch nicht bewerkstelligen,. dafür wäre der Aufwand zu groß gewesen.

„Bei all dem sind wir wirklich toll vom Kulturbüro unterstützt worden“, vergisst Daniel Guta nicht zu erwähnen.