Wattenscheid-Günnigfeld. Zum offenen Mittagstisch im Wichernhaus in Bochum-Wattenscheid wird seit zehn Jahren eingeladen. Darum besteht der Bedarf nach wie vor.
Ein einfaches Mittel gegen Hunger und Einsamkeit: Bereits seit zehn Jahren lädt die Evangelische Kirchengemeinde zum „Günnigfelder Familientisch“ ein. Das kostenlose Angebot richtet sich an Menschen in dem Viertel, die nicht allein essen wollen, sowie an bedürftige Kinder mit ihren Familien. Zum zehnjährigen Jubiläum veranstalteten die Ehrenamtlichen ein Familienfest.
Mahlzeit für einsame und bedürftige Bochumer: „Günnigfelder Familientisch“
Längst ist der „Familientisch“ eine Institution geworden. Rund 60 Gäste nehmen an jedem Donnerstag im Wichernhaus an der Parkallee am gedeckten Tisch Platz. Am Herd und an der Essensausgabe stehen stets ehrenamtliche Helfer in ihren blau-grünen Schürzen mit dem „Familientisch“-Logo.
Zum zehnjährigen Bestehen gab es ausnahmsweise ein Glas Sekt zum Anstoßen – nach dem ökumenischen Mittagsgebet gleich nebenan in der Christuskirche. Mit dabei waren der katholische Stadtdechant Michael Kemper und der evangelische Superintendent Heiner Montanus.
Hausmannskost von Ehrenamtlichen
Die Gäste werden am Jubiläumstag wieder von einem ein Dutzend starken Team an Ehrenamtlichen bekocht. Meist übernehmen drei Frauen die Regie, um aus dem vielen geschnippelten Gemüse deftige Hausmannskost zu machen. Geschnetzeltes mit Reis und Salat steht an diesem Tag auf der „Karte“.
Ziel des „Familientischs“ sei es, die Gäste zum Mitkochen und Probieren neuer Speisen zu animieren. Laut den Organisatoren könnten sie dadurch gesundheitsbewusste Ernährung kennenlernen. Das Projekt entstand als Initiative mehrerer Gruppen und Organisationen, die sich im Rahmen der Sozialraumkonferenz für den Stadtteil engagieren: darunter die Kindergärten, Schulen und beide Kirchengemeinden. Der große Bedarf an dem Angebot bestehe nach all den Jahren nach wie vor.
Die gemeinsame Mahlzeit sei für Sozialarbeiterin Iris Gogolin aus dem sozialpastoralen Zentrum im Marienhof auch immer eine Gelegenheit, die Gäste zu beraten. „Die Leute kennen mich und sind hier vielleicht auch noch eher ansprechbar.“
„Sofort spürbar, dass sich etwas tut“
Auch Boris Glitzner vom Sozialen Dienst des Jugendamtes kennt und schätzt das Angebot in Günnigfeld. „Manche öffnen ihre Häuser, andere nicht“, kommentiert er. In dem Wichernhaus sei „sofort spürbar“ gewesen, „dass sich etwas tut“.
Über den Kinder- und Jugendclub im Wichernhaus sind donnerstags außerdem auch regelmäßig Kinder beim „Familientisch“, die die Woche über zur Hausaufgabenhilfe kommen. Wie beliebt die Gemeinschaft an jedem Donnerstag ist, wird beim zehnjährigen Jubiläum deutlich. Es herrschte Hochbetrieb zwischen Hüpfburg, Glücksrad, Bastel- und Malstand.
Info: Angebote für Flüchtlinge
Im Wichernhaus sind neue Angebote noch hinzugekommen: Für ukrainische Geflüchtete wird nun ein Sprachkurs angeboten. Bald wird es ein Angebot für traumatisierte Frauen mit einer ukrainischen Psychologin geben. Auch ein Kreativprojekt mit einem Künstler ist in Arbeit.
Neu im Sozialraum dabei ist nun Stefana Duta, die für rumänische Roma muttersprachliche Beratung und Begleitung in der Familien- und Erziehungshilfe leistet. Unter dem Titel „Shukar Rom“ und unter Federführung von „PlanB Ruhr“, der Interkulturellen Kinder- und Jugendhilfe, soll dieses Angebot über Günnigfeld hinaus ausgeweitet werden.