Wattenscheid. Von der Situation nach dem Erdbeben in Haiti hat Christiana Obermüller (terre des hommes) Schülern berichtet. Wie will die Organisation helfen? Die WAZ fragte nach.
Was haben Sie den Siebtklässlern der Widar Schule in Höntrop konkret schildern können?
Obermüller: Die Klasse hatte eine Spende von über 500 Euro vorbereitet und wollte nun von mir hören, was hinter terre des hommes steht, wie wir uns in dem Katastrophengebiet engagieren und wohin Spendengelder fließen.
Wir haben uns im Land dort aufgestellt, wo wir Partner finden und Strukturen sowie Netzwerke aufbauen konnten. Die Internationale Förderation von terre des hommes hat über ihre Sektion Lousanne bereits vor Jahren auf Haiti in der Stadt Les Cayes südlich der Hauptstadt zunächst Nahrungsmittel verteilt und später dann speziell für Mütter ein Ernährungszentrum errichtet. Von dort aus wurden inzwischen auch die Bewohner umliegender Dörfer versorgt.
Wie sieht es dort zur Zeit aus?
Dieser Bereich hat durch das Erdbeben weniger gelitten. Dorthin ziehen in langen Prozessionen jede Menge Menschen aus den zerstörten nördlichen Regionen. Unser Zentrum steht im Dienst der Katastrophenhilfe und ist Teil des Krankenhauses, wo teilweise 60 Operationen pro Tag durchgeführt werden. 50 Mitarbeiter von uns wollen dort mit einem Zeltlager bessere Strukturen schaffen, und wir wollen noch Ärzte mobilisieren.
Was muss der zweite Schritt sein nach der ersten Versorgung von Opfern?
Wir brauchen jetzt Teams von Psychotherapeuten, um die Kinder betreuen zu können, die sich selbst überlassen sind. Diese Teams müssen Multiplikatoren ausbilden, die sich anschließend um weitere Traumaopfer kümmern.
Welche Gefahren sehen Sie gerade für die Kinder?
Kinderhandel und Adoptionen – das passiert ja schon. Viele leben auf der Straße, eine Geburten-Registrierung wie bei uns gibt es nicht. Nicht nur wir, sondern auch andere Organisationen sagen: Auslands-adoptionen sollten zu diesem Zeitpunkt absolut gestoppt werden. Die Haager Konvention zur Sicherung des Kindeswohls muss konsequent eingehalten werden.
Die terre des hommes-Arbeitsgruppe Wattenscheid und Bochum hat momentan lediglich sechs Aktive.
Wieviel Aufklärungsarbeit beispielweise in Schulen kann eine im Verhältnis doch eher kleine Gruppe leisten?
Wir nehmen uns auch als Ehrenamtliche die Zeit für solche Informationsveranstaltungen, wenn wir darum gebeten werden. Dazu haben wir immer noch Reserven, um spontan reagieren zu können. Das muss jetzt geleistet werden.