Wattenscheid..
Der Mann ist nicht nur seinem früheren Kleider-Stil treu geblieben. Im feinen Gehrock-Zwirn eröffnete Ilja Richter die „nightfeverdisco“ in der Freilichtbühne im Stadtgarten mit dem geflügelten Spruch: „Licht aus, Spot an!“
Dabei war es am frühen Feitagabend fast noch zu hell für einen Punktscheinwerfer. Aber alles andere passte punktgenau.
Die glitzernde Disco-Welt in den Stadtgarten zu holen, hatten sich Veranstalter Marcel Dries und das Kulturbüro der Stadt getraut, der Besuch von um die 1000 Schlagerfans zurückliegender Tage gab ihnen Recht. Aber der Showmaster (Jahrgang 1952) beließ es nicht nur bei schönen Erinnerungen, sondern stichelte: „ Vor 39 Jahren habe ich den Spruch zum letzten Mal gehört.“ Was das Publikum zu der Erkenntnis brachte: „Was sind wir älter geworden.“
Richter blieb in seiner kritischen Ecke: „Wie haben wir das überlebt?“ und meinte die Schlager aus den 70er Jahren. Interpreten wie Song-Inhalte bekamen reichlich ihr Fett ab. „Haste einen gehört, haste alle gehört“ – das ging in Richtung des „Kulturdenkmäler“-Komponisten Jack White. Und warum hat Peter Maffay immer so ein trauriges Gesicht zu so schönen Texten gemacht? Christian Anders, der im Zug nach nirgendwo saß, „war selbst `ne Parodie“ und Roy Black hatte beim Singen wohl Asthma-Probleme. Das Publikum nahm die Sticheleien dankbar auf.
Überhaupt war das „night fever“-Bühnenkonzept so ähnlich wie die ZDF-Sendungen zwischen 1971 und Ende ‘82: Ilja Richter machte Sketche und Sprüche, andere machten Musik. In der Freilichtbühne sorgte dafür die Band „Nightfever“, für ihr Disco-Konzept ausgezeichnet und auch am Freitag absolut perfekt. Augen zu „und es klingt wie im Fernsehen oder wie von der Platte“, erkannte einer der mehrheitlich leicht ergrauten Disco-Besucher. Aber welcher Song von welchem Interpreten stammt, wussten die meisten.
Dann wieder Ilja: „Kennen Sie noch Clogs – oben Leder, unten Holz? Die zwangen zum langsamen Gang und man sah aus wie alte Männer beim Gefängnisrundgang. So entstand der Discofox.“ Das demonstrierten die Besucher anders: Vor der Bühne wurde flott getanzt – von manchen Männern nicht unbedingt aus eigenem Antrieb. Die Party-Stimmung passte, ob zu „Radio Star“, „Jeans on“ oder „Kung Fu Fighting“. Zum Abschluss ein großer Abba-Block, sauber bis zum letzten Ton und mit „Waterloo“-Erinnerungen an einen Grand-Prix-Sieg lange vor Lena.
Und wie fand der 17-jährige Dominik die „Live-Disco“? „Es gibt Schlimmeres!“ Das tröstet – in fast 40 Jahren war nicht alles schlecht.