Wattenscheid..
Das Rauchverbot und kein Ende. Nachdem die rot-grüne Landesregierung nun das absolute Rauchverbot plant, laufen viele Wattenscheider Gastronomen Sturm. Sie hoffen, dass es doch nicht so resolut kommen wird – und befürchten das Schlimmste.
Das „Stadtgespräch“ in der Innenstadt ist eine typische Fußballkneipe. Ein Schalke-Fanclub trifft sich dort, und während der EM wird im Stadtgespräch jedes Spiel gezeigt. „Mit Ton“, wie eine Tafel verkündet. Die Zigarette gehört an der Westenfelder Straße einfach dazu. „99 Prozent unserer Gäste sind Raucher“, sagt Inhaber Thomas van Beekum. Wenn das Qualmverbot auch auf kleine Kneipen ausgedehnt wird, wie es der Gesetzentwurf vorsieht, dann fürchtet er um seine Existenz. „Wie alle Wirte in Wattenscheid“, sagt van Beekum. „Die Lage in der Gastronomie ist hier eh schon schwierig.“ Ende des Jahres läuft sein Pachtvertrag aus. „Ich weiß noch nicht, ob ich weitermachen soll.“ Denn viele Stammgäste würden nicht mehr kommen, wenn keine Aschenbecher mehr auf den Tischen stünden. „Dann gucken sie Fußball zu Hause.“
Das bestätigt der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga). Die klassische Eckkneipe werde das bevorstehende Rauchverbot nicht überleben, glaubt Claus Altendorf, Geschäftsführer des Dehoga Bochum/Dortmund. „Was mich so ärgert: Vor zwei Jahren wurde ein Gesetz gemacht, jetzt wird es wieder geändert. Auf die Politik ist kein Verlass.“
Auch der Karneval blickt mit Sorge auf das absolute Rauchverbot, das ab 2013 ebenso bei Brauchtumsfesten gelten soll. Heinz Bernd Wirth zur Osten ist Vorsitzender des Gänsereiterclubs Sevinghausen und Nichtraucher. Er sagt: „Ich habe schon mehrere Karnevalsveranstaltungen erlebt, auf denen ein Rauchverbot galt. Das Programm wird massiv gestört, weil ständig Leute aufstehen und nach draußen vor die Tür gehen.“ „Angst“ habe er zum Beispiel vor Weiberfastnacht. „Da haben die Menschen besonders viel Spaß.“ Die Atmosphäre werde sabotiert, wenn Raucher ständig vor der Tür stünden. Nicht nur die Stimmung, auch die Vereinskasse werde leiden. Sicher kämen weniger Leute, trotzdem bräuchten sie mehr Personal, das draußen kontrollierte. Wirth zur Osten: „Das Gesetz wird uns finanzielle Einbußen bringen.“