Der Mond hat auf vieles Einfluss – auch auf Pflanzen. Inge Strang-Mainzer gärtnert nach den Regeln des Erdtrabanten.
Es ist ein Blütentag im abnehmenden Mond, also der perfekte Tag für Inge Strang-Mainzer, die Blumen in ihrer Parzelle in der Kleingartenanlage Vogelsang zurückzuschneiden. Während der zunehmende Mond (vereinfacht gesagt) das Wasser in Pflanzen nach oben in die Blüten oder in die Früchte zieht, hält sich das Wasser bei abnehmendem Mond eher in den tieferen Regionen auf.
„Die Pflanzen bluten dann nicht so aus, wenn ich sie zurückschneide”, erklärt Inge Strang-Mainzer, vor der gleich ein ganzer Stapel an Büchern auf dem Gartentisch liegt. Alle beschäftigen sich mit den Mondphasen, einige speziell mit dem Gärtnern nach dem Mondkalender. Seit dem vergangenen Jahr bestellt die 55-Jährige ihren Garten nach dem Mond – und ist von den Erfolgen begeistert.
Erste Erfolge
„Die Seerose zum Beispiel”, sagt sie und führt zu ihrem kleinen Teich. „Erst hatten wir eine gepflanzt, die ist nicht angegangen. Die neue habe ich dann nach dem Mondkalender gepflanzt und jetzt trägt sie immer wieder neue Blüten.”
Auch fürs Pflanzen von Blumen gibt es nämlich gute Tage im Mondkalender. Der Kalender ist in einen Zwei- bis Drei-Tage-Rhythmus gegliedert. Die Tage werden jeweils den bekannten Tierkreiszeichen zugeordnet, die Sternzeichen werden wiederum mit bestimmten Eigenschaften verbunden. Um beim Mondkalender für Gärtner zu bleiben: mit Teilen der Pflanzen. So gibt es Wurzel-, Blüten-, Blätter- oder Früchtetage.
"Man gewöhnt sich daran"
Klingt ganz schön kompliziert. „Man gewöhnt sich daran”, sagt Inge Strang-Mainzer, die aber weiß, dass so manchem Gärtner die Regeln zu viele sind. Ihr Nachbar habe da eine ganz gute Technik entwickelt, verrät die gebürtige Rheinländern und schmunzelt: Immer, wenn sie etwas im Garten macht, also zum Beispiel Äpfel erntet, oder den Rasen schneidet, macht er das Gleiche. „Damit richtet er sich ja auch irgendwie nach dem Mondkalender”, sagt die Kleingärtnerin und lacht herzlich. Vier bis fünf der Nachbarn in der Anlage bestellen ihre Parzellen nach dem Mond, weiß Strang-Mainzer.
Man muss aber auch daran glauben, dass es funktioniert, oder? Ein wenig esoterisch klingt das Ganze ja schon. . . „Eigentlich nicht”, findet Strang-Mainzer. „Ich denke, das ist ganz altes Wissen. Die Bauern früher haben die Natur viel besser beobachtet als wir das heute tun, und sie haben ihre Erfolge erzielt, ohne dass sie moderne Techniken gehabt hätten.” Außerdem könne man sehen, dass es wirkt, sagt die Hobbygärtnerin und nennt als ein weiteres Beispiel ihren Rasen, der an manchen Stellen einfach nicht angehen wollte.
"Es geht auch ohne den Mond"
„Da hat mein Mann immer gesät und gesät, aber es ist nicht viel passiert.” Heimlich habe sie dann noch mal Rasenkörner nachgelegt, als der Mondkalender einen günstigen Tag ausgemacht hatte – und ein paar Tage später habe die Wiese zu sprießen begonnen.
„Siehst du, es geht auch ohne den Mond”, hätte ihr Mann gesagt, und erst da hätte sie von ihrer heimlichen Säaktion erzählt. Ohnehin säe sie, seit sie sich an den Mondkalender halte, deutlich weniger. „Wenn ich zum Beispiel drei Tomatenpflanzen brauche, dann setze ich auch nur drei Samen ein. Das reicht.”
Inge Strang-Mainzer ist von ihrer Art, den Garten zu bepflanzen, überzeugt. Und wenn man einmal verinnerlicht habe, wie das mit dem Mondkalender funktioniere, „dann macht es alles einfach viel leichter”. Die Blumenpracht in ihrem Garten spricht jedenfalls für sich.