Wattenscheid..

In der Abteilung für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik werden seit vielen Jahren naturheilkundliche Methoden als Ergänzung zur Schulmedizin angewendet.

Im aktuellen ZDF-Zweiteiler „Der Doc und die Hexe“ prallen Naturheilkunde und Schulmedizin in Form eines Chirurgen und einer Ärztin für Traditionelle Chinesische Medizin aufeinander. Naturheilkundliche Verfahren haben auch ins Martin-Luther-Krankenhaus (MLK) Einzug gehalten: in der Abteilung für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik.

Hell und freundlich ist das Ambiente der Delphin-Station zur Behandlung drogenabhängiger Patienten. Seit 1996 bietet Stationsleiterin Heike Schlaupitz (51) hier Akupunktur und Kräutertees als Ergänzung zur medikamentösen Behandlung an. „Wenn sie zu uns kommen, sind die Patienten unruhig, haben Suchtdruck, sind schweißig, angespannt“, beschreibt sie. Um diese Beschwerden zu lindern, hat sie einen „Entzugstee“ zusammen gestellt.

„Wir behandeln natürlich immer auch mit Medikamenten“, betont Oberärztin Dr. Dorothee Deuker, „aber die Tees haben unterstützende Wirkung.“ Von den Patienten werden die verschiedenen Mischungen – Schlaf-, Entzugs- oder Anti-Depressionstee – jedenfalls gut angenommen. „Viele nehmen auch das Rezept mit nach Hause“, sagt Heike Schlaupitz. Die Teemischung könne helfen, wenn die Patienten über die körperliche Abhängigkeit bereits hinweg seien, aber an psychischem Suchtdruck leiden.

Ebenfalls gut angenommen wird die Ohr-Akupunktur, die Heike Schlaupitz seit 15 Jahren anbietet. „Sie hilft dabei, Entzugssymptome zu lindern, den Suchtdruck zu reduzieren und Patienten offener für die Therapie zu machen“, erzählt die Stationsleiterin, während sie mit geübter Hand Nadeln in verschiedene Ohr-Regionen von Pflegedienstleiterin Kvetusche Simons-Fritz sticht, die sich als „Model“ zur Verfügung gestellt hat. Zwanzig Minuten dürfen die Patienten bei Entspannungsmusik im Akupunkturraum verweilen. „So kann man Alternativen zur Tablette anbieten“, ist Heike Schlaupitz überzeugt.

„Die alternativen Verfahren sind immer Bausteine eines übergeordneten Behandlungsplans“, erläutert Dr. Jürgen Höffler (47), Chefarzt der Abteilung für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik. „Sie sind nicht die Wunderwaffe gegen alles, haben bei den Patienten aber große Akzeptanz und können unterstützend wirken.“ So setze man beispielsweise Johanniskraut mit gutem Erfolg bei mittelschweren Depressionen ein. „Naturheilkunde kann auch eine Option für Patienten sein, die keine Psychopharmaka wollen.“

Neben medikamentöser Behandlung und Psychotherapie gibt es viele weitere Bausteine der Behandlung: z.B. Lichttherapie oder die Sport- und Bewegungstherapie bei Depressionen und Angsterkrankungen. „Sie haben einen großen Stellenwert.“ So läuft jeden Morgen eine Jogging-Gruppe aus dem MLK los – im Grunde also ganz normal.