Wattenscheid/Hattingen..
Die Feuerwehr trainiert an der Grünstraße unter realistischen Bedingungen. Dafür sind aus drei Überseecontainern „Übungsetagen“ errichtet worden, in denen Wohnungsbrände simuliert werden.
Am Ende des Zimmers brennt’s lichterloh, plötzlich schlagen die Flammen von der Decke zurück fast ins Gesicht – ein „Flash-over“, eine lodernde Walze von fast sieben Metern Länge.
Dieser lebensgefährlichen Lage setzen sich Feuerwehrleute im Ernstfall aus. Auf dem Gelände der Wehr am Ende der Grünstraße können die Helfer solche Situationen trainieren. Dafür sind aus drei Überseecontainern „Übungsetagen“ errichtet worden, in denen Wohnungsbrände simuliert werden. Allerdings sind die Flammen echt. Im neuen „Keller“, zu erreichen über eine echte Treppe vom „Obergeschoss“, entstehen sie per Gas. Der Ausbilder kann sie steuern; eben ob sie an der Wand hochschlagen oder ob das Rauchgas plötzlich durchzündet. Das ergibt diese filmreife Feuerwalze.
Trotz Außentemperaturen nahe an Null wird’s dem zwei Mann starken Löschtrupp beim Training im Container schnell ziemlich warm. Das liegt nicht nur an den rund 20 Kilo, die ihre Ausrüstung samt Atemschutzgerät auf ihrem Rücken wiegt. „Die Gasflammen entwickeln so etwa fünfhundert Grad“, erläutert Brandrätin und Ausbildungsleiterin Sandra Lichters.
Feuer bei der Feuerwehr
Das kann die Feuerwehr aber noch heißer: Neben dem „Keller“ steht schon seit längerem ein Container, der mit Holz (alten Europaletten) befeuert werden kann: Da hat’s dann schon 800 Grad, „in der Realität sind es auch schon mal tausend“, sagt die Fachfrau. Und ganz wirklichkeitsnah kommt das Löschwasser auch nicht aus einem Hahn an der Wand, sondern aus dem Hydranten per Schlauch.
Warum sollte es jetzt ein neuer „Keller“ sein? „Weil es in den Ruhrgebietssiedlungen viele davon gibt, da stehen oft noch Möbel drin und die Räume sind durch Holzverschläge angeteilt. Wir wollen mit dieser Übung so nah wie möglich an der Realität sein.“
Was aber nicht heißt, dass die um die 20 Jahre alten Feuerwehrleute, die diesen berufstechnischen Teil ihrer Ausbildung absolvieren, den Flammen ohne Kontrolle ausgesetzt wären. Ihr Ausbilder hat eine Fernbedienung für die Gasbefeuerung in den Händen und kann die Situation jederzeit abbrechen. An der Stahlwand ist zudem ein Notschalter montiert. Bei den Einsatzszenarien unter realistischen Bedingungen stünden jedoch immer als vorbereitende Maßnahme die Unterweisung durch den Ausbilder, der die Trainierenden betreut, erklärt die Brandrätin.
Heutzutage können auch Feuerwehren anderer Städte dieses Komplettangebot an Ausbildung nutzen: „Wir haben bereits Stammkunden aus Ostwestfalen“, teilt Weber mit. Aber zum Freundschaftspreis unter Kameraden, Rettern und Helfern gibt’s das nicht. „Das richtet sich danach, was andere Wehren von uns an Materialien nutzen.“
Hattinger Wehr ist Stammgast im „Backofen“
„Der so genannte Backofen ist eine sehr gute Sache“, sagt der Hattinger Feuerwehrsprecher Jens Herkströter. „Wenn Plätze frei sind, führen wir dort unsere Heißausbildung durch.“ Neben der Anlage in Wattenscheid fahren die Wehrkräfte aus Hattingen auch noch zur Berufsfeuerwehr nach Essen.
Die Wattenscheider Übungsstrecke ist in den Kellerräumen der Berufsfeuerwehr untergebracht. Die Retter müssen in einigen Ecken und Winkeln dieses „Backofens“ um die 90 Kilo schwere Dummy-Puppen finden und bergen – „das ist durch keine Übung zu ersetzen“, sagt Jens Herkströter.