Wattenscheid. Viele Senioren können sich von ihrer Rente oder der Grundsicherung keine Rauchmelder leisten. Ihnen hilft die Stadt Bochum mit einer besonderen Aktion. Sie schickt die Freiwillige Feuerwehr bei diesen Menschen vorbei, die kostenlos die kleinen Lebensretter installiert.

Für Ingrid H. zählt jeder Cent. Ihre kleine Rente und die Grundsicherung des Sozialamtes reichen nur für das Allernötigste. Für einen Rauchmelder, sagt sie, fehlt das Geld. Dank der Stadt und der Feuerwehr kann die Wattenscheiderin an der Markusstraße dennoch ruhiger, weil sicherer schlafen: Unter der Decke ihres Korridors blinkt seit dieser Woche ein weißer Pieper.

Jährlich verlieren in Deutschland 400 Menschen bei Wohnungsbränden ihr Leben. Todesursache bei 80 Prozent: Rauchvergiftung. Steht die Wohnung in Flammen, füllt der Qualm die Räume in kürzester Zeit vollständig aus. Der hohe Kohlenmonoxidgehalt lässt schlafende Bewohner bewusstlos werden. „Häufig tritt der Tod ein, bevor die Feuerwehr überhaupt alarmiert ist”, warnen Experten.

Viele haben für Rauchmelder einfach kein Geld

In Bochum ereigneten sich allein in den letzten sechs Monaten zwei Wohnungsbrände mit tödlichem Ausgang. Opfer: ältere Menschen. Rauchmelder: nicht vorhanden. Für die Feuerwehr eine zwar bittere, aber nicht neue Erkenntnis. Bereits 2006 hatte eine bundesweite Forsa-Studie ergeben, dass die Verbreitung von Rauchmeldern bei Senioren, die Sozialleistungen erhalten, besonders gering ist.

Im Frühjahr ergriff die Stadt die Initiative. 1400 Bürgerinnen und Bürger – allesamt über 55, nicht mehr erwerbstätig, allein lebend und Bezieher der Grundsicherung – wurden angeschrieben. Die Stadt bot ihnen an, einen Rauchmelder kostenlos in ihrer Wohnung installieren zu lassen. Jeder Dritte griff zu. Bis zum Anmeldeschluss ließen sich 440 Bürger für die Aktion „Rauchmelder für Bochum” registrieren.

Seit dem Sommer läuft auch in Wattenscheid die Montage der lebensrettenden Geräte. Vor Ort im Einsatz sind die Fachleute für Brandschutz: die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr. Die fünf Wattenscheider Löschzüge wissen, welche Wohnungen in ihren Bezirken mit den Rauchmeldern ausgerüstet werden sollen. Mit den Piepern sowie Bohrmaschine, Dübeln und Schrauben rücken die Blauröcke in die Wohnhäuser aus. Der Löschzug Mitte versieht insgesamt 40 Zimmerdecken mit den Geräten; gut die Hälfte ist geschafft. „In unserem Ortsteil sind alle 26 Aufträge erledigt”, sagt Karl Appelhoff, Chef des Löschzugs Günnigfeld, auf den aber noch Arbeit wartet: „Wir sind auch für Hordel zuständig. Dafür liegen noch 40 Melder bereit.”

Zusätzlich gibt es Hinweise zu Bedienung und Wartung

Zusätzlich zu den Geräten erhalten die Bewohner wichtige Hinweise zur Kontrolle und Wartung. So auch Ingrid H., die sich riesig freute, als Daniel Lutz und Jan Morks vom Löschzug Wattenscheid-Mitte den Rauchmelder in ihrem Flur anbrachten: „Alles ging schnell und sauber über die Bühne. Und die beiden jungen Männer: höflich, nett, zuvorkommend. Einfach reizend. Ich wusste gar nicht, dass es so etwas noch gibt!”

Wenn alle angeforderten Rauchmelder ihren Bestimmungsort an den Zimmerdecken gefunden haben, soll in einer zweiten Phase ein erweiterter Personenkreis angeschrieben werden, um die Verbreitung der Feuer-Wächter stadtweit kontinuierlich zu erhöhen. Damit nicht nur Ingrid H. fortan ruhiger und sicherer schlafen kann.