Günnigfeld. Der gigantische Abwasserkanal parallel zur Emscher geht am Freitag in Betrieb. Die Tage der Köttelbecken auch in Wattenscheid sind damit gezählt.
Mehr als 170 Jahre gehen den Bach runter, und das in naher Zukunft sauber. Die Zuflüsse zur Emscher, damit unter anderen auch der Wattenscheider Bach, der Leither Bach und der Hüller Bach, geben das Abwasser aus der Kanalisation in den Abwasserkanal Emscher (AKE), „den Emscherschnellweg unter Tage“. Möglich macht das der Betriebsstart im Pumpwerk Oberhausen am Freitag, 20. August.
Zusammen mit der Emscher soll auch der Hüller Bach, ihr größter Nebensammler, ab Ende dieses Jahres gänzlich vom Schmutzwasser befreit sein. Er nimmt seinen Weg über Hordel und Günnigfeld nach Herne und Gelsenkirchen.
Stück für Stück wird auch Wattenscheid angeschlossen
Das nächste Teilstück des Abwasserkanals entlang des Hüller Bachs ist 2,6 Kilometer Meter lang und verläuft zwischen der Florastraße in Gelsenkirchen und der Gustavstraße in Herne. Durch den ersten Abschnitt vom Abwasserkanal Emscher bis zur Florastraße fließt seit Oktober 2020 unterirdisch das Schmutzwasser. Mit der Einleitung des Abwassers in den nächsten Teilabschnitt nähert sich die Emschergenossenschaft dem großen Ziel, den Bachlauf in diesem Jahr vom Schmutzwasser zu befreien.
„Wir sind voll im Zeitplan“, sagt Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft, „Ende dieses Jahres wird kein Tropfen Abwasser mehr in die Emscher geleitet werden.“ In den Hüller Bach floss das Abwasser aus Teilen von Bochum, Herne und Gelsenkirchen von rund 290.000 Menschen. Mit den ersten Kanalbauarbeiten wurde bereits 1999 begonnen. Bis 2022 wird die abwassertechnische Maßnahme am Hüller Bach abgeschlossen sein, wobei die Abwasserfreiheit des Bachs Ende dieses Jahres erreicht wird.
Straßen werden wieder hergestellt
2022 erfolgen Restarbeiten, wie zum Beispiel die Wiederherstellung von Oberflächen und Straßen, etwa an der Ückendorfer Straße, am Watermanns Weg und der Marienstraße. Insgesamt werden im Rahmen der Baumaßnahme 8,8 Kilometer Kanalrohre verlegt. Hinzu kommen noch mehrere tausend Meter Regenwasserkanäle und seitliche Anschlussrohre. Die Gesamtkosten der Maßnahme belaufen sich auf rund 130 Millionen Euro. Der gesamte Abwasserkanal wurde im bergmännischen Vortrieb erstellt.
In Bochum waren bis Anfang 2021 schon 17 von insgesamt 20 Kilometer an neuen Abwasserkanälen installiert. Dafür wurden bis Frühjahr 2021 stadtweit 182 Millionen Euro aufgewendet. Zehn Kilometer an Gewässern sind nach und nach schon renaturiert worden, darunter etwa der Hofsteder Bach, der Dorneburger Mühlenbach und der Ahbach. Bereits abwasserfrei ist auch der Marbach, hier folgt die Renaturierung noch.
Seit 1992 plant und setzt die Emschergenossenschaft in Abstimmung mit den Emscher-Kommunen das Generationenprojekt Emscher-Umbau um, in das über rund 30 Jahre gut 5,5 Milliarden Euro investiert werden.
Obst von der Ex-Köttelbecke
Das setzt in Wattenscheid zwischen Watermanns Weg und Marienstraße auch die jüngste der städtischen Obstwiesen ganz neu in Szene. Denn ist das Abwasser des Wattenscheider Bachs endlich in Rohren unter der Erde verschwunden und fließt der Bach wieder frei, sauber und nur wieder vom Regenwasser gespeist, wird aus der jetzigen Baustraße ein Radwanderweg.
Markus Kamplade, Abteilungsleiter im Grünflächenamt, sieht dem zufrieden entgegen, denn noch ist die Wiese nur über einen überwachsenen Trampelpfad erreichbar.
Zwischen Emscher und Ruhr
Insgesamt hat die Emschergenossenschaft in Bochum seit Beginn Jahrhundertwerks Emscher-Umbau 219 Millionen Euro in Kanäle, Pumpwerke und Gewässerumbau investiert. Bochum und Wattenscheid stellen im Verlauf eine Besonderheit dar: Es fließt zwar kein Stück Emscher durch die Stadt, aber sehr viele Emscher-Nebenläufe – und 1899 ist hier die Emschergenossenschaft gegründet worden.Aus den Wattenscheider Stadtteilen fließt das Wasser Richtung Emscher, nur aus Munscheid/Sevinghausen zur Ruhr. Der Wattenscheider Hellweg bildet die Wasserscheide.
Der Radwanderweg bindet die Innenstadt mit der Lohrheide und der Halde Rheinelbe mit der Himmelstreppe im Netz der Rad-Wandertrassen im Dreieck Wattenscheid, Essen und Gelsenkirchen an. „Die Zusammenarbeit mit der Emschergenossenschaft bietet sich gerade jetzt zwingend an“, kommentiert Kamplade, „hier wird noch eingesät, das soll bienenfreundlich werden“.
Wenn die Emschergenossenschaft hier Anfang 2022 durch ist.