Velbert/Heiligenhaus. Die Lebensretter im Kreis bekommen Unterstützung. Bereits vor zwei Jahren wurde der Beschluss für die Umsetzung gefasst. So sollen die Telenotärzte künftig im Notfall helfen.
Wer die Notrufnummer 112 wählt, braucht in aller Regel dringend ärztliche Hilfe. Allein in der Leitstelle des Kreises Mettmann sind im vergangenen Jahr 85.950 Anrufe eingegangen. Pro Tag sind es in Deutschland sogar rund 84.000 Notrufe, die abgesetzt werden. 2023 waren es laut der Deutschen Telekom insgesamt mehr als 30 Millionen. Doch wo wird vor Ort wirklich ein Notarzt gebraucht und bei welchen Einsätzen können schon die geschulten und routinierten Rettungssanitäter Hilfe leisten?
Um die Einsatzkräfte künftig vor Ort zu unterstützen, gibt es ab Frühjahr dieses Jahres auch in Velbert und Heiligenhaus Unterstützung von Telenotärzten. In einigen Wochen schon sollen dafür die ersten für den Telenotarzt-Betrieb ausgestatteten Rettungswagen auf den Straßen rollen. „Zunächst zwei Fahrzeuge – eins in Leverkusen, eins in Mettmann – werden dafür jetzt für den Pilotbetrieb ausgerüstet, damit der für das Frühjahr angestrebte Startschuss für das Telenotarztsystem Bergisches Land gegeben werden kann“, erklärt Katharina Krause aus der Pressestelle des Kreises Mettmann.
Telenotarzt soll Rettungskräften in Velbert und Heiligenhaus eine Unterstützung bieten
Die Belastung der Einsatzkräfte im Kreis steige stetig. Angesichts begrenzter Ressourcen bedarf es also neuer Ideen und Modelle, um dauerhaft eine qualitativ hochwertige und zuverlässige Notfallrettung zu gewährleisten und gleichzeitig eine Überlastung sowie Fehlalarme und unnötige Einsatzfahrten zu vermeiden.
So soll auch im Rettungsdienst zunehmend der Fokus auf Digitalisierung gelegt werden. Schon im September 2022 diskutiere die Politik über die Einführung eines Telenotarzt-Systems. Mit der Unterzeichnung der Vereinbarung vor zwei Jahren, im Januar 2023 haben sich der Ennepe-Ruhr-Kreis, der Kreis Mettmann sowie die Städte Remscheid, Solingen, Wuppertal und Leverkusen zur Bildung des gemeinsamen Telenotarztsystems „Bergisches Land“ zusammengeschlossen. Nun soll im Frühjahr dieses Jahres ein Telenotarzt den Einsatzkräften per Video-Schaltung und durch den Echtzeit-Abruf von Gesundheitsdaten Hilfe im Einsatz leisten. Das Telenotarzt-System ist als Ergänzung bestehender Notfallkonzepte gedacht, nicht als Ersatz.
Dazu müssen zunächst die Leitstellen des Kreises Mettmann und der Stadt Leverkusen sowie die Rettungswagen der sechs beteiligten Gebietskörperschaften mit modernster Technik ausgestattet werden. Parallel dazu werden Notärztinnen und -ärzte für den Telenotarztdienst ausgebildet und weiterqualifiziert.
Die personelle Umsetzung erfolgt in Kooperation mit der ADAC Telenotarzt gGmbH, für den technisch Betrieb ist ein weiteres Unternehmen an Bord, das bereits Erfahrung mit entsprechenden Systemen in anderen Regionen Deutschlands hat.
Rettungswagen werden noch mit Technik ausgerüstet
Damit der Telenotarzt künftig die Rettungskräfte vor Ort unterstützen kann, müssen in den Rettungswagen Kameras, Router und Antennen für die Videoübertragung verbaut werden. Zudem wird ein zentrales Kommunikationssteuerungselement zur Übertragung der Vitaldaten, Headsets und weiteres Equipment installiert.
Bis zum Vollbetrieb sollen zunächst jeweils zwei Rettungswagen je Gebietskörperschaft technisch ausgerüstet, die notwendigen Schulungen abgeschlossen und das System in einer sogenannten „Aufwachsphase“ gestartet werden. Die weiteren Rettungswagen werden später nach und nach ausgerüstet. Das System wird insgesamt stufenweise ausgebaut. So kann das System in einigen Monaten an den Start gehen, aber mit einem Vollbetrieb ist erst in einigen Jahren zu rechnen.
„Im Notfall sollten Patientinnen und Patienten dort behandelt werden, wo sie am schnellsten und am besten versorgt werden. Das muss aber nicht immer das Krankenhaus sein“, sagt Hermann Greven, Leiter der Feuerwehr Leverkusen. „Hier kann ein Telenotarzt sehr hilfreich sein, um die Einsatzkräfte vor Ort zu unterstützen und in Zweifelsfällen zu entscheiden, ob eine sofortige klinische Behandlung wirklich notwendig ist. Mit dem Telenotarztsystem „Bergisches Land“ gehen wir im gemeinsamen Verbund mit starken Partnern neue Wege für eine verbesserte rettungsdienstliche Versorgung unserer Bürgerinnen und Bürger.“