Velbert/Wuppertal. Im April wurde der 39-jährige Angeklagte gefasst. An mehr als 20 Einbrüchen in metallverarbeitende Betriebe der Region soll er beteiligt sein.
Eine Serie von Einbrüchen und Diebstählen in dichter Reihe hatten die Metallindustrie vor neun Jahren in Velbert erschüttert. Die Beute bei den Taten 2015 vor Ort und in der Region bestand aus Kupfer, Messing und Edelstahl. Es ging um Material im Tonnenbereich; den Firmen entstand ein immenser Schaden, auch an Gebäuden und Einfahrtstoren.
Jetzt steht ein 39 Jahre alter Angeklagter ohne feste Adresse in Europa steht vor dem Landgericht Wuppertal: Binnen drei Monaten soll er sich an 20 der Taten beteiligt haben. Seit April dieses Jahres sitzt er in Untersuchungshaft. Zum Prozessbeginn Montag, 24. November, kündigte der Mann an: Er will gestehen. Die vorsitzende Richterin kommentierte mit klaren Worten: „Es geht um eine üble Serie.“ Belastet werde der Mann durch DNA-Spuren an den Tatorten und durch Telefon-Mitschnitte.
39-Jähriger soll an zahlreichen Einbrüchen, auch in Velbert, beteiligt gewesen sein
Bereits seit 2017 lief eine internationale Fahndung gegen den Mann. Schließlich wurde er in England gefasst und nach Deutschland überstellt. Acht Mitglieder der Diebesbande sind bereits in früheren Prozessen vor dem Wuppertaler Landgericht zu langen Freiheitsstrafen verurteilt worden. Die beiden Bosse der Bande zu jeweils sieben Jahren und neun Monaten Gefängnis. Diese Urteile sind rechtskräftig. Bewährung gibt es bei so hoher Freiheitsstrafe nicht.
Den früheren Geständnissen der Verurteilten zufolge fuhr die Bande unter anderem mit einem Audi A8 auf Einbruchstour. Reklametafeln der Firmen hätten sie zu lohnenden Tatorten in die jeweiligen Gewerbegebiete, auch nach Velbert, geführt. Betroffen waren bei den Beutezügen oft mehrere benachbarte Firmen in derselben Nacht.
Diebe klauten nicht nur Metall sondern auch direkt Transporter
Die Täter brachen Tore auf und stahlen firmeneigene Transporter aus den Hallen. Werkstoffe, halbfertige Ware und teure Edelstahl-Werkzeuge für Drehmaschinen verluden sie dann im Schutz der Dunkelheit. Dabei überluden sie die geklauten Transporter rücksichtslos. Nach der Ablieferung des Diebesguts bei Hehlern in Venlo, ließen die Täter die Transporter einfach am Rand von Landstraßen zurück: Die Fahrzeuge waren unter der Last zu Bruch gegangen.
Bei der Verteilung des Beute-Gelds hätten sich die Beteiligten wechselseitig betrogen. Sie hätten Drogen und Alkohol gekauft und den Rest zu Familien geschickt. Der 39-Jährige gibt in seinem Prozess zum Hintergrund an: Er habe nie Drogen konsumiert. Er sei bei seiner Familie in Rumänien aufgewachsen, als Sohn von Tagelöhnern in der Landwirtschaft. Ein Schwager sei Mitglied der Bande gewesen und später dafür verurteilt worden. Über ihn sei er in die Gruppe gekommen.
Zur Prozessgeschichte
Im Juni 2015 nahm die Polizei acht Verdächtige fest. Vorangegangen waren wochenlange Ermittlungen der Kriminalpolizei Velbert und weiterer Polizeibehörden. Im Februar 2016 begann der erste Großprozess vor dem Landgericht Wuppertal.
Die beiden Hauptangeklagten erhielten sieben Jahre und neun Monate Freiheitsstrafe ohne Bewährung 2018 verurteilte das Landgericht ein weiteres Bandenmitglied: Vier Jahre und drei Monate Freiheitsstrafe. Der nun angeklagte Mann (39) wurde nach Festnahme in England im April 2024 nach Deutschland überstellt.
Laut Anklage soll sich der 39-Jährige an mehr Einbrüchen beteiligt haben, als die beiden verurteilten Bosse. Das Gericht geht davon aus, dass er weniger zu bestimmen hatte. Womöglich habe er aber unterschiedliche Aufgaben übernommen, sagte die Vorsitzende. Dann wäre er mal Dieb in den Produktionshallen gewesen, mal Fahrer von Autos und Transportern.
Angeklagter kann sich an die Taten kaum noch erinnern
„Ich habe nie einen Führerschein gehabt“, dementierte der Angeklagte die Worte der Richterin. Eine Beisitzerin des Gerichts wandte ein: „Man braucht keinen Führerschein, um zu fahren.“ Telefonmitschnitte würden nahelegen: Die Anderen hätten beschrieben, dass er Personen abgeholt habe. Er selbst habe mitgeteilt, wo er ein Auto geparkt habe.
Die Erläuterung er Vorsitzenden: „Das sind jetzt nur mal ein paar Beispiele, die sich aufgedrängt haben.“ Der Angeklagte solle seine Chance nutzen und vollständig gestehen. Die Anwältin des 39-Jährigen erläuterte dem Gericht hingegen: Ihr Mandant erinnere an Einzelheiten kaum noch. Es sei zu lange her und es gebe zu viele Einbrüche. Im Prozess die Übersicht zu behalten, sei schwer für ihn: Er könne weder lesen noch schreiben. Papiere des Gerichts lasse er sich vorlesen. Für das vierköpfige Gericht zog die Vorsitzende ein versöhnliches Fazit: „Wir denken, dass wir heute ein großes Stück weiter gekommen sind.“ Die Richterinnen und Richter wollen in drei Wochen weiter verhandeln. Sie haben zunächst zehn Verhandlungstage vorgesehen, bis Ende Januar 2025.