Velbert/Walsrode. Der gebürtige Velberter Heinz Zündorf liebt seinen Garten. Um seinen Lauch schmackhafter zu machen, hat er eine besondere Konstruktion entwickelt
450 Quadratmeter Gemüsegarten bewirtschaftet Heinz Zündorf. Und dabei befolgt er akribisch seine Regeln. Davon hat der gebürtige Velberter genau zwei: „Unnötige Arbeit gilt es zu vermeiden“ und „möglichst alle Arbeiten im aufrechten Gang verrichten“.
Das brachte den findigen Tüftler auch dazu, das ein oder andere Gartengerät selbst zu entwickeln. Und so kann er mit seinen 81 Jahren noch täglich frisches Gemüse aus eigenem Anbau genießen. „Aber das ist so viel, dass bekommen wir zu Zweit gar nicht alles geschafft“, da freuen sich auch Freunde und Nachbarn über den grünen Daumen von Heinz Zündorf.
Velberter entwickelt Konstruktion für den Porree-Anbau
Besonders beliebt dürften wahrscheinlich die rund 200 Porreestangen sein, die er angebaut hat, denn er hat eine Methode entwickelt, um den Weißanteil am Lauch zu vergrößern.
Doch von vorn. Den Grundstein für seine Gartenleidenschaft legte seine heutige Frau. Als er die gebürtige Heiligenhauserin 1962 kennenlernte, schenkte sie ihm ein Buch mit dem Titel: „Der lebende Garten“. Das hatte Heinz Zündorf direkt zugesagt. Denn ein Satz, den Nikolas Ehlen als „Siedlungsvater“ damals in einem Vortrag sagte, ist bei ihm hängen geblieben: „Wenn man kann, sollte man Selbstversorger sein.“ In diesem Buch aber wurde von Mulchen gesprochen, dass kein Umgraben mehr erfolgen sollte. Und da er seine Eltern nicht überzeugen konnte, „musste ich damit warten, bis ich selbst die Möglichkeit hatte.“
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Nach einer „beruflichen Grundausstattung wie Lehre in der Gemeinschaftslehrwerkstatt und bei der Fa. Robert Berninghaus & Söhne, sowie den beruflichen Tätigkeiten bei den Firmen E.W.Velleuer, Reinig und Johann Vitz, alle in Velbert, ging es über Hannover in die Lüneburger Heide“. Hier bildete er sich zum Maschinenbautechniker weiter. „Danach war ich bis zum Eintritt ins Rentnerdasein als Maschinenbaukonstrukteur bei der Fa. Wolff Walsrode AG, einer Bayertochter“, tätig. „Mit der Aufgabe des Konstrukteurs entdeckte ich eine Begabung, von der ich vorher nicht gedacht hätte, dass ich sie habe“, erinnert sich der Rentner, der schon lange in Walsrode lebt. Einige Gartengeräte entwickelt er, die ihm die Arbeit erleichtern. Unter anderem eben auch einen Bohrer, mit der er die Pflanzlöcher im Stehen statt im Hocken graben kann.
Heinz Zündorf möchte unnötige Arbeit vermeiden
Doch dann kam dem findigen Gartenliebhaber eine ganz andere Idee: „Im Supermarkt habe ich mich immer gewundert, dass die Porreestangen viel mehr weiß haben, als die aus dem Garten“ und da fragt er sich, wie er das selbst auch hinbekommt. Durch den Pflanzlochbohrer erreichte er, dass die Porreestangen mehr weiß hatten. Eben weil die Löcher, in denen sie steckten, wesentlich tiefer waren und „das war schon deutlich mehr, als wenn man die Porreepflanzlöcher mit einem konischen Pflanzdorn erzeugt hätte. Zudem waren die gebohrten Löcher zylindrisch, sodass die Wurzeln genügend Platz im Lochgrund hatten.
Doch das war Heinz Zündorf noch nicht genug.
Erläuterung zur Porree-Anbau-Konstruktion
Die neueste Generation des Pflanzsets besteht aus einem Pflanzlochbohrer als Stufenbohrer. Der untere, dünnere Bereich hat einen Durchmesser von 25 mm für den Wurzelbereich. Der obere Teil hat einen Durchmesser von 60 mm. Dieser erzeugt auch die Aufnahme für die Rohre in eine Tiefe von ca. 50 mm. Da hinein wird, nach dem Einsetzen der Porreepflanze, das erste Rohrstück von 63 mm AD und 100 mm Länge 50 mm tief gesteckt.
Das Angießwasser bleibt durch die Rohrumrandung auf den engen Raum beschränkt und fließt nicht zu den Seiten ab. Wenn die Porreepflanze deutlich aus dem ersten Rohrstück hinausgewachsen ist, wird das weitere Rohrstück, an dem sich unten eine aufgeweitete Muffe befindet, aufgesetzt. Auch wenn man die Lauchspitzen einige Zeit nicht mehr sieht, so wachsen die Pflanzen deutlich weit über den oberen Lochrand hinaus.
„Es reizte mich aber weiter, den Weißanteil an den Porreeschäften zu erhöhen und somit mehr nutzbare Pflanzenmasse zur Verfügung zu haben“. Er gesteht ein „mag sein, dass der Grünanteil evtl. gesunder ist als der Weißanteil, doch eigentlich wird fast ausschließlich der Weißanteil beim Kochen oder der Salatzubereitung verwendet.“ Und versucht er weiter, den Anbau zu optimieren. „Nach einigen Versuchen habe ich herausgefunden, dass man mit dem Überstülpen von Kunststoffrohren den gleichen Effekt erzielen kann wie mit dem Anhäufeln.“ Anhäufeln bedeutet, eben Erde über der Pflanze anzuhäufen. Das aber widerstrebt dem Rentner, der von seinem Freund den Spitznamen „der schlaue Faule“ erhält. „Der Pflanzenbereich, der von den Rohren abgedeckt wird, bleibt weiß. Es hat einige Versuche gebraucht, bis eine optimale Größe und Länge dieser Rohre gefunden wurde.“ Doch nach drei bis vier Jahren der Tüftelei ist es geschafft und „in diesem Jahr habe ich zum zweiten Mal diese serienreifen Rohre für den Porreeanbau verwendet.“
Konstrukion für Porree-Anbau hat weiteren, positiven Effekt
Das hat sogar noch einen weiteren, positiven Effekt, wie der gebürtige Velberter gerne erklärt: „: Die Porreefliegen legen ihre Eier neben den Pflanzen ins Erdreich ab. Die ausgeschlüpften Maden streben dann zur Porreepflanze und dringen in den Schaft ein, wo sie sich dann auch später verpuppen. Das ist nicht nur optisch ein Makel, es ist auch eine echte Qualitätsminderung. Man muss diese Puppen dann mühsam aus dem Schaft entfernen, bevor man den Porree dann weiterverarbeiten kann. Diese Barriere können die Maden aber nicht durchdringen. Bei der Ernte hat man dann diese schönen sauberen, langen Porreeschäfte, ganz ohne Porreefliegenpuppen.“
Seine Erfindung möchte Heinz Zündorf gern mit anderen leidenschaftlichen Hobbygärtnern teilen, damit sie die Konstruktion nachbauen können. Kontakt können Interessenten mit ihm über seine Homepage www.der-schlaue-faule.de aufnehmen.