Neviges. Die Laienspielgruppe der Kolpingsfamilie Neviges hat Zulauf und verjüngt sich. Ihr neues Stück ist rasant, dabei passieren auch einige Unfälle.

Wenn der Glocken-Saal in Velbert-Neviges, der völlig barrierefrei ist, plötzlich einen Aufzug hat, sich gut gelaunte Menschen in die Südsee stürzen und durchgeknallte Urlauber dem Personal im Luxushotel das Leben schwer machen, dann ist Theaterzeit in Neviges: „Es gibt auch Berge auf Hawaii! Oder wie gehts‘ denn hier nach Honolulu“, heißt das neue Stück, das die Laienspielgruppe der Kolpingfamilie Hardenberg-Neviges zurzeit mit Feuereifer probt. Premiere ist am Samstag, 9. November, 17 Uhr im Glocken-Saal, Tönisheider Straße 8. Die Stimmung im Ensemble ist aus vielen Gründen heiter und gelassen, und einer ist dabei besonders entspannt.

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Regisseurin Andrea Pannen ist zufrieden mit der Arbeit ihres Ensembles. Nun muss noch an Kleinigkeiten gefeilt werden.
Regisseurin Andrea Pannen ist zufrieden mit der Arbeit ihres Ensembles. Nun muss noch an Kleinigkeiten gefeilt werden. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

„Ich kann meinen Text schon ganz großartig“, sagt Wilhelm Funken und lacht vergnügt. Kein Wunder, muss er sich doch als „Herr Schuhmacher“ keinen einzigen Satz merken. Dafür aber umso erbarmungswürdiger vor sich hin wimmern, wenn ihn die resolute Pflegerin Mandy (Brigitte Wedler) im Rollstuhl lieblos und sichtlich genervt durch die Gegend schiebt. Falls sie nicht gerade einem anderen Gast schöne Augen macht, selbst Opa Theo (Günter Erner) ist vor ihren eindeutigen Avancen nicht sicher. Opa Theo seinerseits baggert an, was nicht bei Drei auf dem Baum ist. Da kann seine Schwiegertochter noch so sehr versuchen, die Situation zu retten, nach dem Motto, er meint das doch nicht so. „Nein, nein, ich meine das genau so. Ich weiß allerdings nicht, ob ich das noch so könnte“, insistiert Opa Theo. Es ist eine bunt gemischte Truppe, die da in einem Hotel auf Hawaii aufeinander trifft: Das Ensemble der Kolping-Laienspielgruppe hat riesigen Spaß bei den Proben, was nicht nur an der vergnüglich-rasanten Komödie liegt, die Regisseurin Andrea Pannen ausgesucht hat.

Lampenfieber gehört für alle in Velbert dazu

Vier Aufführungen im November

Karten für „Es gibt auch Berge auf Hawaii! Oder wo geht‘s hier nach Honolulu?“ gibt es bei Thea Häger unter 02053 47242.

Termine: Samstag, 9. November; Sonntag, 10. November sowie Samstag, 16. November und Sonntag, 17. November, jeweils 17 Uhr. Für das Bühnenbild sind verantwortlich: Franco Alello, Ulrike Erner, Andrea Fricano, Antonia Fricano und Volker Höhnisch. Souffleuse ist Bettina Wertmann, die Maske macht Eva Schöler.

Nichts als Stress mit Opa Theo (Günter Erner, Mitte) hat das Ehepaar Starnberger. Dabei würde sich Mandy (Brigitte Wedler), links im Bild, gern mit dem Senior amüsieren.
Nichts als Stress mit Opa Theo (Günter Erner, Mitte) hat das Ehepaar Starnberger. Dabei würde sich Mandy (Brigitte Wedler), links im Bild, gern mit dem Senior amüsieren. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Denn während viele Vereine und Institutionen Nachwuchsprobleme und eine Überalterung beklagen, freuen sich die Theaterfans nicht nur über Zulauf: Das Ensemble ist, was das Durchschnittsalter betrifft, seit dem letzten Jahr auch deutlich jünger geworden. Eines haben sie alle gemeinsam: Alessio Fricano, mit 21 Jahren der Jüngste im Bunde und der Älteste Günter Erner (76), der vor Energie nur so strotzt.: „Ich spiele wahnsinnig gern Theater. Ich hab hier auch schon mal die Technik gemacht, aber es lässt einen nicht los. Man will einfach spielen“, sagt Detlev Schad, der seit 1992 fest zum Ensemble gehört und somit unangefochten der Dienstälteste ist. Und jedes Mal wieder Lampenfieber hat, bevor sich der Vorhang öffnet. „Dann ist der Text kurz weg, kommt aber sofort wieder“, sagt Schad, der in der Komödie den erlebnishungrigen Urlauber Heiner spielt, der gemeinsam mit Freund Günther (Rolf Scholten) erstmal eine Enttäuschung verkraften muss: Es gibt zwar Bier auf Hawaii, aber keine Kegelbahn.

Opa Theo darf gern mit aufs Doppelzimmer

Dafür aber Berge, davon ist jedenfalls Herr Starnberger überzeugt, der deshalb Lederhose und Alpenhütchen mit im Gepäck hat und ganz froh ist, dass auch Opa Theo (Günter Erner) auf dem Familien-Trip unterhalten werden will. Denn zu viel Zweisamkeit mit seiner Angetrauten Sabine, nein, das muss nicht sein. Da kann Opa Theo lieber mit aufs Doppelzimmer, da spart man Geld. War eh alles teuer genug, und nächstes Jahr könnte es auch gern wieder ins Allgäu gehen. Die Starnbergers auf der Bühne sind im richtigen Leben Geschwister, ein weiterer Grund, warum diesem Ensemble nicht die Puste ausgeht: Die Lust am Theater wird vererbt.

Das Ensemble probt seit Juli

„Ich kenne das von Klein auf, bin früher als Kind immer mit meinen Eltern zu den Aufführungen gegangen“, erzählt Matthias Winzen (36), dessen Familie sich seit jeher in der katholischen Gemeinde engagiert. Während der Elektro-Ingenieur vergangenes Jahr zum ersten Mal auf der Bühne stand, gehört seine Schwester Ulla schon seit 2005 zum Ensemble. „Ja, man wächst da so herein“, sagt die 39-Jährige, rückt ihren Strohhut zurecht, denn gleich darf weiter gezetert werden. Über Opa Theo, die anderen Gäste, vor allem über den Ehemann, der auch hier im Südsee-Paradies nur von seinen dusseligen Bergen träumt.

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Seit Anfang Juli probt das Laien-Ensemble zwei Mal in der Woche, ab Montag, 28. Oktober, dann täglich bis zum großen Tag, der Premiere. Andrea Pannen, die seit 1994 dazu gehört und wieder Regie führt, hat das Stück unter anderem ausgesucht, „weil so viel Action dabei ist, wir brauchen auch richtig viel Verbandsmaterial.“ Zum Glück natürlich nur auf der Bühne, mehr wird hier nicht verraten. Am besten schnell Karten sichern, alle vier Aufführungen sind schon gut gebucht.