Neviges. Ob nächtlicher Transport in die Tierklinik oder Fahrt in die Ferien: Dirk Dahlmann ist der Mann für alle Fälle, wenn Pferde auf Reisen gehen.
Eine seiner letzten Fahrten führte nach Irland. „Das war nicht die weiteste Tour, aber aufwändig, mit Übersetzen per Fähre und so weiter“, erinnert sich Dirk Dahlmann. Aufwändig schon, aber auf jeden Fall entspannter als der Einsatz im letzten Winter auf der Autobahn A1, als nach einem Unfall am Kamener Kreuz ein verängstigtes Pferd geborgen und wieder in den heimischen Stall gebracht werden musste. Auch da rückte Dirk Dahlmann an, seit rund 40 Jahren der Mann für alle Fälle, wenn es um den sicheren Transport von Pferden geht. Und das europaweit. Ob es nachts ganz schnell in die nächste Tierklinik gehen muss, das Tier seine Besitzer in die Ferien begleiten darf oder ein Verkauf ins Ausland ansteht: Der drahtige ehemalige Springreiter setzt sich ans Steuer und fährt los von seinem Hof an der Kuhlendahler Straße in Velbert-Neviges. Viel unterwegs zu sein, andere Länder zu sehen, mal hier und mal dort ein paar Tage zu verweilen, das mag er einfach.
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„Ich bin ein Vagabund, bin gerne unterwegs. Ich habe auch mal ein Pferd nach Albanien verkauft, also nicht ich, mein Auftraggeber. Aber ich komme auch immer sehr gerne wieder nach Hause. Meine Frau hat zum Glück Verständnis und lässt mir die lange Leine, die ich einfach brauche“, sagt Dirk Dahlmann und lacht. An seinem Transport-Service – sämtliche Fahrten erledigt er persönlich – mag er nicht nur den Umgang mit Pferden. „Man lernt auch immer interessante Menschen kennen.“ Wie etwa jene Familie, dessen Pferd er nach Irland brachte: „Die Leute kamen aus Berlin und sind ausgewandert.“ Mit Hund oder Katze umzuziehen, das lässt sich noch bewerkstelligen, mit einem Pferd sieht die Sache schon anders aus.
Auch Pferdebesitzer aus Berlin kennen die Adresse in Velbert
Preis auf Anfrage
Pferdetransport Dahlmann, Kuhlendahler Straße 102. Kontakt unter 0172 2096156. Preis für die Touren auf Anfrage.
Der Landwirt vermietet auf seinem Hof auch Pferdeboxen sowie eine Ferienwohnung. Zurzeit ist beides vermietet.
Wie kommen Pferdebesitzer in Berlin auf die Idee, sich beim Transport ihres Lieblings ausgerechnet für jemanden aus Neviges zu entscheiden? Zumal, wie Dahlmann beteuert, sich viele Anbieter auf dem Markt tummelten. „Ach, das kam einfach so mit den Jahren, mein Netzwerk ist gewachsen. Ich kenne ja viele Leute aus meiner aktiven Zeit als Springreiter.“ Dass die Pferde bei Dirk Dahlmann in guten Händen sind, hat sich anscheinend herumgesprochen. Und auch, dass es der 62-Jährige es sehr genau mit den Standards nimmt, die dem Wohl der Tiere dienen. Zum Beispiel dürfen Pferde höchstens 24 Stunden am Stück transportiert werden, dann ist eine Ruhepause vorgeschrieben, ebenfalls von 24 Stunden.
Deutschland kontrolliert Transporte am schärfsten
„Das gilt europaweit, wird aber in Deutschland am schärfsten kontrolliert, auch Belgien schaut genau hin. Und das finde ich gut“, betont Dirk Dahlmann, der an dieser Stelle ein dickes Lob an das Veterinäramt des Kreises Mettmann loswerden möchte. Die Zusammenarbeit funktioniere bestens, und das sei nicht selbstverständlich. So muss etwa jeder grenzüberschreitende Transport mit jenem Veterinäramt abgesprochen werden, wo das Tier momentan steht. Zur Einhaltung der Ruhepausen hat Dahlmann vier Boxen reserviert, wenn bei langen Touren Zwischenstopps nötig sind.
Das Veterinäramt kontrolliert übrigens auch den Transporter, der nach jedem Pferd mit dem Hochdruckreiniger gesäubert und desinfiziert wird. Eine Video- und Temperaturüberwachung ist ebenso vorgeschrieben wie die Holzspäne, damit das Pferd weich steht. „Die Temperatur darf 34 Grad nicht überschreiten, auch auf eine gute Belüftung wird geachtet“, erläutert der Pferde-Experte. Die Belüftung ist wichtig, denn eine Klimaanlage wie in einem normalen Auto gibt es nicht.“ Beträgt, etwa bei einer Tour nach Spanien, die Außentemperatur 40 Grad, „dann muss ich eben nachts fahren, solche Touren erfordern dann schon mehr Planung“. Da ist es gut, dass Dahlmann dem Netzwerk „Day Stable“ angehört: In ganz Europa sind hier Pausenstationen für Pferdetransporte verzeichnet.
Notfall-Fahrten in die nächste Pferdeklinik
Ganz und gar ungeplant dagegen sind jene SOS-Einsätze, für die Pferdefreund Dahlmann auch mitten in der Nacht aus dem Bett springt: Zum Glück nur wenige Unfälle wie jener anfangs erwähnte auf der Autobahn, dafür kämen Fahrten in Pferdekliniken schon häufiger vor: „Ich hab mein Handy immer an, das muss ja oft sehr schnell gehen. Und ja, das sind dann die Kunden, die am dankbarsten sind.“
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Es gibt aber auch Aufträge, die Dirk Dahlmann entschieden und schnell ablehnt: „Wenn ich gerufen werde, weil die Besitzer ihr Pferd nicht selber verladen können, das Pferd einfach schwierig ist. Und die mir dann aber erzählen, wie es geht. Da bin ich dann schnell raus.“ Das komme in letzter Zeit häufiger vor, „oft bei jungen Leuten, ich meine, ich mache das ja nicht erst seit gestern.“
Im Winter geht‘s mit Frau und Hunden nach Spanien
Wer allerdings im Winter bei Dirk Dahlmann anklopft, hat wahrscheinlich Pech: „Da sind wir in Spanien, wir lieben die Sonne, das Meer.“ Ganz ohne Pferd geht aber auch der Langzeit-Urlaub nicht, „wahrscheinlich werden wir das mit einem Auftrag verbinden“. Dann zieht der weiße Pferdetransporter den Wohnwagen, in dem es sich an Ort und Stelle auch Ehefrau Astrid und Abby und Oskar gemütlich machen: Denn ohne die beiden Jack-Russels läuft nichts bei den Dahlmanns.