Velbert / Wuppertal. 60 Minuten Zeit, um Rätsel in einem Übersee-Container zu lösen: Das bezweckt die Firma Mecu mit ihren neuen hochprofessionellen Escape-Room.

Berufsinformationszentrum – allein das Wort klingt für viele Schülerinnen und Schüler so richtig öde. Und Berufs-Messen, bei denen Unternehmen sich und die angebotenen Ausbildungsberufe vorstellen? Schon besser. Zumindest dann, wenn die Firmenvertreter nicht nur bunte Flyer verteilen, sondern möglichst plastisch zeigen, was Azubis in spe dort erwartet.

Joachim Beck hat mit seinem Wuppertaler Unternehmen „Beck und Consorten“ nun einen neuen Ansatz für Berufsorientierung entwickelt. „Wir nutzen die Neugierde und den Spieltrieb von Schülerinnen und Schülern, indem wir sie firmenspezifische Escape-Rooms erleben und lösen lassen“, sagt der Diplom-Kaufmann. „Dort lernen sie das jeweilige Unternehmen und die dort vertretenen Berufe kennen.“

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Die Wuppertaler Escape-Räume befinden sich in sechs Meter langen Überseecontainern

Vier dieser Escape-Rooms, die sich alle in extrahohen und rund sechs Meter langen Übersee-Containern am Mirker Bahnhof in Wuppertal befinden, warten schon auf Abenteurer: In „Escape the Jungle“ müssen die Teilnehmer nach einer Flugzeug-Notlandung innerhalb von 60 Minuten den Zugang zum Labor zu finden, um das Flugzeug wieder aufzuladen. Knipex-Zangen spielen dabei eine nicht unwesentliche Rolle, denn das renommierte Unternehmen hat den Raum mitgeplant und finanziert. Gleich nebenan im Container der Wuppertaler Stadtwerke schweben die Fahrgäste des bekanntesten Wuppertaler Verkehrsmittels mit einer Zeitmaschine in die Zukunft, einen Container weiter muss die größte Silvesterparty Deutschlands am Brandenburger Tor gerettet werden, denn eine Stunde vor Beginn ist die Technik noch nicht bereit – der Countdown läuft.

Joachim Beck ist Geschäftsführer von „Beck und Consorten“ und damit auch verantwortlich für die „Out of the Box“-Escape-Räume. 
Joachim Beck ist Geschäftsführer von „Beck und Consorten“ und damit auch verantwortlich für die „Out of the Box“-Escape-Räume.  © Beck | Beck

Auch Escape-Room-Fans und „Ausprobierer“ können „Unter Deck“ bald buchen

Gebucht werden können all diese Räume auch von ganz normalen Escape-Room-Fans und solchen, die es werden wollen. Sie zahlen für das einstündige Erlebnis dann für bis zu drei Personen 99 Euro, für jede weitere Person 20 Euro zusätzlich. Die Besonderheit bei „Out of the Box“ ist aber: Es gibt auch Zeitslots für Schulen, die die Räume kostenlos spielen dürfen. Mindestens 360 Schülerinnen und Schüler pro Jahr und Raum verspricht Beck den Unternehmen, zu denen ab November auch Mecu aus Velbert gehört.

Mecu ist das erste Velberter Unternehmen, das einen Escape Room bekommt

Bereits seit Monaten wird gemeinsam an der Entwicklung gearbeitet. Das in den 80er-Jahren gegründete Familienunternehmen hat rund 7000 vorgelagerte sogenannte „NE-Halbzeuge“ im Sortiment – und das Problem, dass alle, die mit der Branche nichts zu tun haben, mit diesem Begriff wenig bis nichts anfangen können. Potenzielle Auszubildende wissen also nicht, was Mecu eigentlich genau macht. Zur Erklärung: Es sind metallische Halbfertigprodukte, mit denen Mecu handelt – einige länglich in Rohrform, andere flach und aufrollbar. Durchaus spannend also.

Diese drei Materialien, mit denen Mecu in Velbert handelt und die ganz unterschiedliche Eigenschaften haben, werden eine Rolle im Escape-Raum „Unter Deck“ spielen. 
Diese drei Materialien, mit denen Mecu in Velbert handelt und die ganz unterschiedliche Eigenschaften haben, werden eine Rolle im Escape-Raum „Unter Deck“ spielen.  © WAZ | Philipp Nieländer

Metalle sollen Infinity-Core-Generator auf Schiff betreiben

Genau das soll im Escape-Room thematisiert werden. „Der Raum wird ,Unter Deck‘ heißen“, verrät Joachim Beck und erzählt die Geschichte: „Ihr seid an Bord der Metacube, die den Infinity-Core-Generator transportiert, der Omega-City vor einem Blackout retten soll. Doch plötzlich werdet ihr von Piraten angegriffen, die die drei Infinity-Metalle stehlen, die den Generator betreiben. Ohne sie droht der Stadt der totale Stromausfall. Die Metalle sind irgendwo auf dem Schiff versteckt, und ihr habt nur eine Stunde Zeit, um sie zu finden und zurückzubringen.“

Gemeinsame Suche nach Material im Mecu-Lager in Velbert

Escape Rooms

Die ersten so genannten Escape Rooms gab es in Deutschland zu Beginn der 2010er-Jahre.

Ziel war es zunächst, innerhalb einer bestimmten Zeit, meist 60 Minuten, die Ausgangstür zu öffnen und so aus dem Raum zu entkommen – daher der Name.

Waren es zunächst meist Zahlenschlösser, die nach dem Lösen von Rätseln zu öffnen waren, gibt es heute Räume, die vollgepackt mit Technik sind. Oft sind es mittlerweile Missionen, die zu erfüllen sind – und kein reines Entkommen mehr.

Gemeinsam mit Raumbauer Knut Hoffmann ist Beck nun im Lager von Mecu auf Material-Suche gegangen, denn ihm ist wichtig, dass die Räume authentisch sind. „Aber sie müssen natürlich auch funktionieren und langlebig sein“, sagt er. Ist das Messing-Rohr mit 35 Millimetern Durchmesser zu schwer? Und sollte es genauso dick wie das Kupfer-Teil sein? „Es wird im Raum auch um die unterschiedlichen physikalischen Eigenschaften der Metalle gehen“, sagt Beck. „Das ist genau richtig!“, sagt er und zeigt auf ein Teil. Steffen Förster, eigentlich zuständig für die Mecu-IT, nickt. „Ja, machen wir!“

Die einzelnen Rätsel haben sie sich gemeinsam bereits überlegt: Bei Mecu saßen in der Findungsphase Mitarbeitende aus unterschiedlichen Unternehmensbereichen – von Azubis über Lager bis hin zu Vertrieb – zusammen. „Nun brauchen wir schnellstmöglich Dummys, von mir aus auch aus Pappe“, sagt Joachim Beck. „Wir müssen testen, ob das alles zusammen gut funktioniert und verständlich ist.“

Die ersten Schüler haben schon Interesse an Mecu bekundet

Im November soll es dann losgehen. Knut Hoffmann muss bis dahin noch einen (fast echten) Generator bauen und mit seinem Team den Container wie ein Schiff aussehen lassen. Dann sollen die ersten Schüler kommen – und nach Möglichkeit ihr Kurzprofil in den Briefkasten, der am Mecu-Container hängt, einwerfen, weil sie cool finden, was das Unternehmen macht und wie es sich präsentiert. „Wir haben auch ohne fertigen Container tatsächlich schon zwei Profile bekommen“, sagt Förster. Vielleicht ergeben sich daraus ja dann tatsächlich Praktika oder sogar Ausbildungsverträge.