Langenberg. Groß geworden in der Langenberger SG, ist Nayan Colak auf dem Weg nach oben. Nach dem deutschen Meistertitel ist er nun bereit zu Größerem.
Wenn seine Mitschüler sich morgens noch einmal im Bett rumdrehen, war Nayan Colak schon auf den Beinen. Training. Noch vor der Schule. Und nach dem Unterricht ging es direkt zurück in die Trainingshalle. Sechsmal die Woche, je zweimal am Tag. „Aber es macht Spaß“, sagt der 17-jährige Taekwondo-Kämpfer aus Langenberg.
Denn für ihn zeigt der Weg seit Anfang des Jahres steil nach oben: Erst holt er in seiner Gewichtsklasse den deutschen Meistertitel, es folgt im Frühjahr die Nominierung für die Nationalmannschaft – und wenn dieser Artikel erscheint, ist er bereits in Südkorea und fiebert seinem ersten WM-Kampf entgegen.
Deutsche Meisterschaft als Initialzündung für den Velberter Sportler
Dabei hat alles ganz entspannt angefangen: „Letztes Jahr hat Nayan vereinzelt an internationalen Turnieren teilgenommen“, erzählt sein Vater Ismet, selbst Taekwondo-Kämpfer und auch Landestrainer. „Er hat reingeschnuppert, es war gut.“ Dann gewinnt Nayan im Januar die Deutsche Meisterschaft in der Klasse bis 78 Kilogramm. „Danach haben wir uns zusammengesetzt und überlegt: Legen wir jetzt richtig los, oder nicht?“
Für Nayan keine Frage, „der ist richtig heiß“, sagt Vater Ismet Colak lachend. Um aber eine Chance auf die Nationalmannschaft zu bekommen, muss er an ausgewählten Turnieren teilnehmen und mindestens Dritter werden. Denn nur die ersten drei bekommen Punkte, insgesamt 40 braucht er, um nominiert zu werden.
Wertungsturniere im Ausland – die Schule zieht mit
Der Haken: Nur eines dieser Wertungs-Turniere findet in Deutschland statt. Also geht es auf Reisen: nach Spanien und nach Serbien, nach Luxemburg und Estland, nach Slowenien und Belgien – zuletzt nach Österreich. „Meine Schule hat das Gott sei Dank unterstützt“, freut sich der 17-Jährige.
Denn neben den Turnieren – schon vor dem letzten in Österreich hat Nayan die nötigen Punkte zusammen – geht es alle acht Wochen auf mehrtägige Lehrgänge mit dem Bundeskader nach Nürnberg oder in ein hochkarätig besetztes Trainingscamp nach Griechenland.
„Umstellung war hart“
„Am Anfang war die Umstellung schon hart“, gibt der Teenager zu. Statt drei bis vier Trainings die Woche nun zwölf. „Aber ich habe mich daran gewöhnt und nie den Spaß verloren. Es ist toll, dass ich mich mit anderen messen kann, die mein Niveau haben oder sogar besser sind.“
Und der Einsatz zahlt sich aus. Erst vor zwei Wochen kämpft er bei den Austrian Open, gewinnt. „Aus meiner Sicht zeigt das, dass wir das Training genau richtig abgestimmt haben“, ist sich Ismet Colak sicher. „Er ist jetzt an dem Punkt, an dem er seine Höchstleistung bringen kann. Pünktlich zur WM.“
Zwei Wochen Südkorea
Gesponsert wird das Nachwuchs-Talent überwiegend von seinen Eltern, auch der Landesverband der Deutschen Taekwondo Union (DTU) unterstützt ihn. „Alles rund um die Nominierungs-Turniere haben wir aus eigener Tasche bezahlt“, erläutert Ismet Colak. „Seit er in den Bundeskader aufgenommen worden ist, übernimmt natürlich die DTU eine ganze Menge.“
Jetzt also ist Nayan Colak schon in Korea, zwei Wochen wird er in der Hauptstadt Seoul bleiben. „In der ersten Woche trainieren wir ein bis zweimal am Tag, aber wir haben auch viel Freizeit.“ Die werde er nutzen, um sich die Stadt anzuschauen. Denn in der zweiten Woche stehen die Kämpfe an, „da bin ich nur noch in der Halle und im Hotel.“
Ein Traum – „aber ein realisierbarer“
Antreten muss der 17-jährige Langenberger am 5. Oktober, mit dabei ist seine Mutter Melanie. Wie üblich in den Kampfsportarten geht es von Beginn an im K.o.-System gegeneinander, zwischen 40 und 70 Kämpfer treten an. „Das hängt von der Gewichtsklasse ab“, erläutert Ismet Colak. „Jede Nation darf pro Gewichtsklasse nur einen Athleten auf die Matte schicken. Manche Länder besetzen aber nicht alle Klassen.“
Und wie geht es nach der WM weiter? Je nachdem, wie die Weltmeisterschaft ausgeht, qualifiziert er sich gleich für die U21-Europameisterschaft. Außerdem steht Anfang 2025 bereits die Deutsche Meisterschaft der Senioren an, auch da will Nayan dabei sein.
Und dann wäre da noch das große Fernziel: „Olympia 2028 in Los Angeles? Ja, da sehe ich mich“, sagt er und lacht. „Das ist ein Traum, an dem ich arbeiten muss und will.“ Sein Vater sieht das ähnlich: „Ja“, nickt er zustimmend, „das ist nach momentanem Stand durchaus realistisch.“