Langenberg. Im Nizzatal liegt eines der wenigen inhabergeführten Fitness-Studios der Umgebung. Die Inhaber wollen bewusst ein Gegenpunkt zu den Ketten sein.

Entspannend. Das trifft es ganz gut. Ruhige Musik tönt in gedämpfter Lautstärke aus den Boxen, der Blick fällt sofort aus den großen Fenstern hinaus ins Grüne. „Wer bei uns trainiert, soll auch ein bisschen runterkommen, sich wohlfühlen“, sagt Ariane Harhues.

Gemeinsam mit Enes Cyqalla leitet sie das Fitness-Studio im Nizzabad, „inhabergeführt“, betonen die beiden. Keine Kette. Und das seit mittlerweile acht Jahren. „Trotz Corona. Wir sind wacker.“ Schwerpunkte des Studios sind Rehabilitation und Prävention, „also Gesundheitssport“. Deshalb auch der offizielle Name: „Train & Fun Vitalsport“.

Siegfried Bohe ist 83 Jahre alt und „gehört hier fast zum Inventar“, sagt Inhaber Enes Cyqalla. „Siegfried ist von Beginn an dabei. Mindestens.“
Siegfried Bohe ist 83 Jahre alt und „gehört hier fast zum Inventar“, sagt Inhaber Enes Cyqalla. „Siegfried ist von Beginn an dabei. Mindestens.“ © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

„Wir können das besser machen“

Die Idee, sich selbstständig zu machen, habe sich aus den eigenen Erfahrungen ergeben. „Wir haben vorher schon hier als Angestellte gearbeitet“, erzählt Enes Cyqalla. Der ehemalige Betreiber wanderte aus, „und wir haben gedacht: ‚Wir können das besser‘.“ Denn mit dem Betrieb vorher waren die beiden Fachleute nicht zufrieden gewesen. Es folgte ein langwieriger Rechtsstreit, bevor die beiden endlich loslegen durften.

„Wir haben damals alle Geräte neu angeschafft“, blicken die beiden zurück. Vorteil: „Die Kundinnen und Kunden kannten uns schon, das hat natürlich den Start erleichtert.“ Warum aber der Fokus auf Gesundheitssport? „Wir haben beobachtet, dass immer mehr Studios Menschen mit Krankheit nicht mehr im Blick haben“, erläutern die Inhaber. Dabei sei der Bedarf enorm.

Conny Paga nutzt eine Pause für eine Einheit auf dem Stepper. Die 69-Jährige unterstützt die beiden Inhaber des „Train & Fun“ an der Rezeption.
Conny Paga nutzt eine Pause für eine Einheit auf dem Stepper. Die 69-Jährige unterstützt die beiden Inhaber des „Train & Fun“ an der Rezeption. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Fokus auf Reha und Prävention

Daher beginne hier im Nizzatal die Mitgliedschaft auch mit einer ausführlichen Beratung. „Wir betrachten die Menschen ganzheitlich. Da ist eine vernünftige Beratung unerlässlich“, sagt Ariane Harhues. „Wir steuern das auch individuell“, ergänzt Enes Cyqalla. „Manche sagen, dass sie eigentlich fit sind. Aber im Gespräch kommt dann raus, dass sie eine neue Hüfte oder ein neues Knie haben.“

Das sei normal, „denn viele Problemchen verdrängen wir im Alltag gerne, auch gesundheitliche. Aber wir können hier viel lösen.“ Das gehe so weit, dass auch mal mit dem Physiotherapeuten eines Kunden telefoniert wird. „Wenn wir wissen, dass jemand in Behandlung ist, sprechen wir uns ab, damit das Training hier im Studio die Physiotherapie optimal ergänzt.“

Kurse sind sehr gefragt

Den Kopf frei bekommen, trotz Anstrengung entspannen - das macht Eckhard Melde im „Train & Fun“ im Nizzabad.
Den Kopf frei bekommen, trotz Anstrengung entspannen - das macht Eckhard Melde im „Train & Fun“ im Nizzabad. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Die Trainingsfläche mit den Geräten ist aber nur ein Teil des Studios. Abgetrennt durch einen beweglichen Raumtrenner gibt es noch den Kursraum - mit Blick ins Nizzabad. „Die Kurse sind sehr gefragt“, unterstreicht Enes Cyqalla. Auch hier legen die Betreiber viel Wert auf Individualität.

„In unserer Branche geht der Trend aktuell zu Konzeptkursen“, erläutert dazu Ariane Harhues. „Wenn das die Zukunft ist, sehe ich schwarz. Denn in solchen Kursen wird auf die individuellen Bedürfnisse der Teilnehmenden gar nicht mehr eingegangen.“ Deswegen soll im Nizzatal der Gegenpunkt gesetzt werden. „Jede Kursleiterin, jeder Kursleiter bei uns hat einen eigenen Charakter. Und unsere Kunden schätzen diese Individualität.“

Hinter dem Raumtrenner, mit Blick ins Nizzabad, liegt der Kursraum.
Hinter dem Raumtrenner, mit Blick ins Nizzabad, liegt der Kursraum. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

„Sozialen Aspekt nicht unterschätzen“

Doch es geht nicht nur sportlich zu, „auch den sozialen Aspekt darf man nicht unterschätzen“, sagt Enes Cyqalla. In der neu gestalteten Sitzecke werde das Training nämlich fortgesetzt - mit Kaffee und bei einem Pläuschchen. „Wir sind der Nabel der Welt“, sagt der Inhaber lachend - und erläutert, wie er das meint: „Es kommen ganz oft Leute hierher, die sich eigentlich schon lange kennen, sich aber ewig nicht mehr gesehen haben.“ Im Kurs treffe man sich dann wieder.

Der Zusammenhalt stimmt, die Atmosphäre auch. „Es ist familiär hier“, bestätigt Ariane Harhues. „Manche Kurse gehen gemeinsam zum Martinsmarkt oder verabreden sich, freitags zusammen zu Alldiekunst zu gehen.“ Und zu Weihnachten veranstaltet jeder Kurs eine eigene kleine Feier.

Allerdings: Diese Nähe habe auch traurige Seiten. „Wir haben ja jede Menge ältere Kundinnen und Kunden“, sagt Ariane Harhues. „Wenn dann plötzlich jemand nicht mehr kommt, tut das schon weh. Wir haben doch zusammengehört.“

Zusammenarbeit mit Vereinen

„Wichtig ist, dass man sich selbst auch mal eine Auszeit gönnt“, sagt Ariane Harhues, Geschäftsführerin des „Train & Fun“. Und diese Auszeit könne auch aus Sport bestehen.
„Wichtig ist, dass man sich selbst auch mal eine Auszeit gönnt“, sagt Ariane Harhues, Geschäftsführerin des „Train & Fun“. Und diese Auszeit könne auch aus Sport bestehen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Doch zurück zum Positiven: Denn trotz Fokus auf Reha und Prävention ist das Publikum bunt gemischt. Auch Schülerinnen und Schüler kommen zum Training: „Wir haben die Villa Wewersbusch und das Gymnasium praktisch direkt nebenan“, sagt Enes Cyqalla. „Die Jungen kommen eher nachmittags trainieren, morgens sind meist die älteren da.“

Neben dem regulären Studio-Betrieb unterstützen Ariane Harhues, Enes Cyqalla und ihr zwölfköpfiges Team auch lokale Vereine: „Momentan sind die Fußballerinnen von Blau Weiß bei uns“, erzählen die Inhaber. „Die sind ja aufgestiegen und machen sich hier fit für die neue Saison.“ Auch mit anderen Vereinen habe das Studio schon zusammengearbeitet.

Ganz nebenbei: Je nach gebuchtem Tarif darf man auch im benachbarten Nizzabad schwimmen gehen. „Und hoffentlich bald im Naturfreibad“, blicken die beiden Geschäftsführer erwartungsvoll in die Zukunft. „Und vielleicht wird dann ja auch noch was an der Fassade gemacht. Dann wären wir rundum glücklich.“

Öffnungszeiten und Preise

Das „Train & Fun“ im Nizzabad, Nizzatal 4, hat wochentags zwischen 8 und 21 Uhr geöffnet, am Wochenende jeweils von 9 bis 14 Uhr. Wer Mitglied werden möchte, hat die Wahl zwischen drei Tarifen. Los geht es bei 29,90 Euro im Monat. Die Schwimm-Flatrate gibt es aber nur im Platin-Paket.

Da die Nachfrage nach Reha-Kursen sehr groß ist, freuen sich Ariane Harhues und Enes Cyqalla auch immer über Interessenten, die eine entsprechende Ausbildung haben und solche Kurse geben dürfen. „Wer Kurse geben darf, kann und möchte, darf sich gerne bei uns melden.“