Velbert. Der Saal Châtellerault ist aktuell noch gesperrt, die Sanierungsarbeiten laufen aber bereits auf Hochtouren. Was genau passiert ist.
Als an einem Freitagabend Anfang März das Handy von Michael Götz, Teamleiter Technik beim städtischen Kultur- und Veranstaltungsbetrieb, klingelte, ahnte er schnell: Das war‘s mit einem ruhigen Feierabend: Ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes meldete, dass es im Foyer des Forums Velbert von der Decke tropft. Nicht viel, aber Götz war alarmiert. Wo sichtbar nur wenig Wasser tropft, ist meist viel mehr Wasser, was (noch) nicht sichtbar ist.
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„Der Hausmeister wohnt zum Glück nicht weit entfernt“, so Götz. „Er war nach wenigen Minuten vor Ort.“ Und als dieser den Saal „Châtellerault“ inspizierte, wurde schnell klar: Es handelt sich definitiv um ein größeres Problem. Auf dem Boden waren an zwei Stellen große Pfützen sichtbar.
Ursache wurde in der Lüftungszentrale der VHS Velbert-Heiligenhaus entdeckt
Während unten schnell fleißig gefeudelt wurde und auch ein Nass-Sauger zum Einsatz kam, um den Schaden am Parkett in Grenzen zu halten, gingen der mittlerweile eingetroffene Michael Götz und weitere Experten auf Ursachensuche: Fündig wurden sie nach einiger Zeit in der Lüftungszentrale der Volkshochschule. „Es handelt sich um eine sogenannte adiabate Kühlung“, erklärt Götz: Diese funktioniert nach dem Prinzip der Wasserverdampfung. Wasser wird fein vernebelt in den Luftstrom eingesprüht. Dafür hängt die Anlage an der Trinkwasserversorgung – und um stehendes Wasser zu vermeiden, wird die Anlage regelmäßig gespült. Nach einer regulären Spülung habe das System nicht mehr geschlossen, durch die Wassermenge habe danach – „eine unglückliche Verkettung“, wie Götz sagt – die Hebeanlage ihren Dienst versagt, wodurch dann wiederum ein Rohr erst voll- und dann übergelaufen sei.
Laut Zähler sind rund 14.000 Liter Wasser geflossen
Insgesamt seien rund 14.000 Liter Wasser durch den Zähler geflossen, so Götz, davon sei ein Großteil allerdings nicht in den Saal gelangt, sondern über Schächte direkt in den Keller, wo es glücklicherweise einen Abfluss gebe. „Somit hatten wir noch Glück im Unglück“, weiß Götz. Auch, weil die Karnevalssession rund zwei Wochen vor dem Wasserschaden beendet gewesen sei. Denn: Mehrere Karnevalsgesellschaften hätten für ihre Sitzungen den Saal „Châtellerault“, der mit dem Nachbarsaal „Corby“ zum großen „Europasaal“ werden kann, genutzt.
So hätten am Ende nur vier Veranstaltungen an andere Orte verlegt werden müssen: Auch der Stadtrat konnte beispielsweise nicht im Forum tagen, sondern kam zuletzt im Rathaus zusammen. Abgesagt werden musste die geplante Oper „Turandot“: Durch die große Besetzung mit rund 150 Akteuren hätte man den Saal als Maske und Garderobe benötigt. Die Aufführung selbst wäre im Theatersaal gewesen. Hier habe man mit dem Lippischen Landestheater Detmold aber vereinbaren können, dass stattdessen in der kommenden Spielzeit eine Mozart-Oper aufgeführt wird.
Während der Gespräche mit der Gebäudeversicherung und der Planung der Sanierungsarbeiten wollte man seitens der Kulturloewen den Schaden ungern an die große Glocke hängen – um „Schaden von der Stadt abzuwenden“ und Gerüchte über mögliche Absagen von Veranstaltungen zu vermeiden.
Gebäudeversicherung übernimmt den Schaden vollständig
Nun ist klar: Die Gebäudeversicherung übernimmt den Schaden komplett – und die Sanierungsarbeiten können voraussichtlich Ende Juli abgeschlossen werden, sodass der Saal nach der ohnehin geplanten Sommerpause wieder zur Verfügung steht. Nachdem der Boden getrocknet wurde, wofür insgesamt 60 Belüftungs-Löcher gebohrt wurden, ist jetzt die Parkettsanierung im Gange. „Durch Klopfen kann festgestellt werden, wo sich das Parkett gelöst hat – überall dort nämlich, wo es hohl klingt“, erklärt Götz. Im Saal wurde in den 80er-Jahren Wenge-Parkett verlegt – ein Tropenholz. „Das würde man heute nicht mehr machen“, sagt der Technik-Chef. Auch hier habe man aber Glück: Weil beim Umbau des Forums zusätzliches Parkett benötigt worden sei, habe die Baufirma direkt mehr als Reserve bestellt, was man jetzt nutzen könne.
Außerdem sei die durchfeuchtete Trockenbaudecke getrocknet worden, Schäden habe das Wasser an der sogenannten „Steuerflasche“ verursacht – also an der Technik, die Winden der Hochzuganlage steuert. „Die muss ersetzt werden“, so Götz. „Sie ist korrodiert.“
Wie hoch der Schaden, den die Versicherung übernimmt, insgesamt ist, kann Betriebsleiter Jürgen Wosimski noch nicht beziffern. „Natürlich haben wir Vorkehrungen getroffen, dass solch ein technischer Fehler nicht noch einmal auftritt.“ Wasser nutze halt tatsächlich jede Ritze, so Götz.