Velbert. Hitze im Job: Wie Gießereiarbeiter aus Velbert bei extremen Temperaturen cool bleiben und was das Klima für die Produktion bedeutet.

Sommerhitze – da suchen die meisten lieber einen Schattenplatz mit einem Eis am Stiel, um abzukühlen. Wer im Büro arbeitet, lässt die Klimaanlage laufen, aber es gibt genügend Jobs, bei denen das nicht so einfach ist.

„Die letzten Tage waren schon knackig, gefühlt 40 Grad“, erzählt Gießereimechaniker Michael Stirz. Er steht vor einem Schmelzofen, in dem Aluminium auf über 660 Grad erhitzt wird. Schon bei näherer Betrachtung kommen die ersten Schweißperlen auf die Stirn - beim Besuch des Familienunternehmens Vitz Metallguss an der Industriestraße. Besonders die Gießer müssen hier hohe Temperaturen aushalten. Sie erklären, wie sie sich abkühlen und warum das Klima so wichtig ist für die Produktion.

So kühlen sich die Gießer in Velbert ab

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Die Arbeiter haben Glück: Die Halle, in der Aluminium in Form gegossen wird, ist neu, hell, mit hoher Decke und Fenstern, die auch mal offen bleiben dürfen. „Früher war es viel dunkler und niedriger, da wurde es richtig stickig drin“, erklärt Geschäftsführer Philipp Vitz. Zusammen mit seinem Bruder Julien Vitz leitet er das Unternehmen mit 15 Mitarbeitern, nachdem er seinen Vater, „Seniorchef“ Paul-Otto Vitz, abgelöst hat. „Er kommt häufiger mal vorbei, um zu beraten oder für die gute Laune“, erzählt Philipp Vitz. Das Unternehmen, das 1946 gegründet wurde, wird nun bereits in der dritten Generation geführt.

Der Gießereimechaniker Stefan Markovitz in der Velberter Metallgießerei. Auch hier müssen schwere Lasten getragen werden.
Der Gießereimechaniker Stefan Markovitz in der Velberter Metallgießerei. Auch hier müssen schwere Lasten getragen werden. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Philipp Vitz ist hauptsächlich für die kaufmännischen Angelegenheiten zuständig, sein Bruder Julien Vitz für die Produktion. „An heißen Tagen hilft manchmal nur, den Kopf ins Wasser zu stecken“, sagt Julien Vitz lachend. Da hier mit heißem, geschmolzenem Aluminium gearbeitet wird, sind kurze Hosen keine Option. Wenn es zu heiß wird, gehe man für die Pause nach draußen, um frische Luft zu schnappen. Doch die Temperatur in der Halle zu regeln, sei nicht nur für die Mitarbeiter, sondern auch für die Maschinen wichtig.

So wichtig ist die richtige Temperatur für die Velberter Produktion

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Die Maschinen selbst sind mit Klimaanlagen ausgestattet, um Überhitzung zu vermeiden. Zusätzlich gibt es in der Halle einen kleinen geschlossenen Raum mit Klimaanlage, um die vergossene Aluminiumschmelze zu analysieren. Im Rahmen des Qualitätsmanagements wird auch Schmelzprotokoll geführt, dort wird unter anderem die atmosphärische Temperatur und der Wasserstoffgehalt festgehalten. „Aluminium reagiert schnell mit Sauerstoff und bildet eine Oxidschicht auf der Oberfläche. Außerdem müssen wir an schwülen Sommertagen die Aluminiumschmelze besonders lange mithilfe eines sogenannten Rotationsentgasungsgerät behandeln, sonst entstehen später beim Abguss Poren im Gussteil, die die Stabilität beeinträchtigen“, erklärt Philipp Vitz.

Velberter Gießeremechaniker Michael Stirz, links, und Julien Vitz, gießen das flüssige Aluminium in die Form.
Velberter Gießeremechaniker Michael Stirz, links, und Julien Vitz, gießen das flüssige Aluminium in die Form. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Besonders schwüle Tage seien nicht nur für die Mitarbeitenden, sondern auch für die Produktion problematisch. Die richtige Luftfeuchtigkeit spiele eine entscheidende Rolle bei der Qualität und werde daher ständig kontrolliert. Auf einem langen Fließband, das den Natursand für die Produktion fördert, wird die Feuchtigkeit gemessen. Der Sand enthält Ton und ist auf Feuchtigkeit angewiesen. „Wenn der Sand nicht feucht genug ist, helfen wir mit ein bisschen Wasser nach. Der Sand muss sich in eine Faust ballen lassen und die Form behalten“, erklärt Philipp Vitz, als er ein bisschen Sand vom Band nimmt, um es zu demonstrieren. Der Sand soll schließlich die Ober- und Unterkasten für die Formen, in die das flüssige Aluminium gegossen wird, bilden. Wenn der Sand zu nass ist, kann er die Form nicht behalten.

Hier werden die Gussteile aus Velbert hingeliefert

„Unsere Mitarbeiter müssen nicht nur Kraft haben, sondern auch Feingefühl“, betont Vitz. Die Formen für den Guss werden nach wie vor von Hand aus Natursand geformt. Sobald Ober- und Unterkasten bereit sind und das Aluminium die richtige Temperatur erreicht hat, wird es vorsichtig in den Gusstiegel geschüttet. Zu zweit tragen dann die Mitarbeiter das 75 Kilogramm schwere Gefäß mit einer großen Tragestange zur Form, um das Aluminium einzufüllen.

Philipp Vitz begleitet uns zur Versandabteilung, wo gerade fertig montierte und lackierte Gussteile in Luftpolsterfolie verpackt werden. Diese werden nach Wien geliefert, wo ein großer deutscher Konzern neue Züge für die Londoner U-Bahn baut. Neben großen Kunden für die Schienenfahrzeugbranche, den Maschinenbau und die Wehrtechnik produziert die Firma in Velbert auch Gussteile für viele mittelständische Betriebe.

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