Neviges. Ulrike Fritz (66) bekommt gleich zwei Nachfolgerinnen. Das ist nicht die einzige Neuigkeit im evangelischen Kindergarten Tönisheide
Nein, so richtig vorstellen kann sie sich noch nicht, dass Ende des Monats wirklich Schluss ist. „Das hier, das ist wie ein Zuhause. Morgens nicht hierher zu fahren, das wird komisch sein.“ Seit 24 Jahren ist Ulrike Fritz (66) Erzieherin in der evangelischen Kindertagesstätte „Unterm Regenbogen“ in Velbert-Tönisheide, davon 13 Jahre lang als Leiterin. „Ich habe immer sehr gerne gearbeitet, man bekommt hier so viel zurück, meine Kinder sind wundervoll.“ Daher hat sie mit 65 auch noch ein Jahr dran gehängt, „aber jetzt ist Schluss, jetzt sind die Jungen dran“.
Lesen Sie auch
- Chor in Velbert geerbt – Kita-Kinder dazu gewonnen
- Velbert: Kita-Kinder werden durch Projekt sich im Verkehr
- Weltkindertag: Was sich Kinder in Velbert sehnlich wünschen
Und die „Jungen“ freuen sich, dass die Verantwortung und Arbeit künftig auf zwei Schultern lastet: Der evangelische Kirchenkreis Niederberg als Träger hat erstmals einer Doppelspitze zugestimmt: Neue Leiterin ist Cathrin Weimann (36), die in Neviges lebt und noch bis Ende des Monats die Kita „Arche“ in Heiligenhaus leitet. Und sie freut sich, dass sie jetzt nicht nur einen kürzeren Weg zur Arbeitsstelle hat, sondern auch mehr Zeit für die Familie.
Denn sie teilt sich die Stundenzahl mit ihrer Stellvertreterin Linda Tacke, ebenfalls 36 Jahre alt, die bereits seit 2017 in der Kita an der Schubertstraße beschäftigt ist.
Die Kita wächst
Die Kita „Unterm Regenbogen“, Schubertstraße 21, besuchen ab dem 1. August 100 Kinder. Im Nächsten Jahr wird noch eine U-2 Gruppe eingerichtet, also für Kinder unter zwei Jahren.
Zurzeit sind hier 16 Mitarbeiterinnen beschäftigt, einige arbeiten in Teilzeit. Träger ist der evangelische Kirchenkreis Niederberg.
Beim Sommerfest am Samstag, 22 Juni, 11 bis 15 Uhr, gibt es ein internationales Buffet, Spielaktionen und Gelegenheit, sich den Ausbau anzuschauen.
Eine Doppelspitze leitet künftig die Kita in Velbert
„Ja, ich hab das alles alleine gemacht“, sagt Ulrike Fritz lachend, die sich mit ihren Nachfolgerinnen glänzend versteht. „Ich hatte all die Jahre immer ein tolles Team, tolle Kolleginnen. Auch deshalb mach‘ ich das bis zum Schluss wirklich gerne.“ Was ihr bei aller Wehmut den Abschied ein wenig versüßt. „Die Herausforderungen werden immer größer. Da bin ich, ehrlich gesagt, ganz froh, dass ich das nicht mehr stemmen muss.“ Es sei sinnvoll, dass sich der Kirchenkreis Niederberg für die Lösung mit der Doppelspitze entschieden habe. Zumal ab dem 1. August auch eine fünfte Gruppe mit 24 Vorschulkindern dazu kommt, Platz genug ist für die neue „Regenbogen-Gruppe“ ist durch den Ausbau der oberen Etage da: Die schönen neuen Räume nebst Kinderküche, gemütlicher Sitz-Ecke mit Mini-Sesseln und viel Platz zum Spielen können Eltern und Gäste beim Sommerfest am 22. Juni bewundern. Dann wird auch Ulrike Fritz verabschiedet und ihre Nachfolgerinnen vorgestellt.
Erzieherin war immer der Traumberuf
Viel habe sich in all den Jahren verändert habe, aber gleichgeblieben sei immer das Glücksgefühl, den ganzen Tag Kinder um sich zu haben. „Diese Fröhlichkeit, das Leichte, das ist einfach wunderbar.“ Und wenn dann eines „ihrer“ früheren Kinder hochgewachsen vor ihr steht und den Nachwuchs anmeldet, „dann geht einem schon das Herz auf. Und man merkt auch plötzlich: Mein Gott, bis du alt geworden“, sagt die 66-Jährige, die sich nie einen anderen Beruf hat vorstellen können. Was sich in ihren 24 Dienstjahren verändert habe? „Viel, man hat neue Erkenntnisse, es hat sich ja einiges weiterentwickelt.“ Und Cathrin Weimann wirft ein: „Wir müssen jetzt viel mehr dokumentieren.“ Etwa für das Qualitätsmanagement jeden Bereich genau anschauen, über jedes Detail berichten. Etwa, wenn es um das Mittagessen geht, das in dieser Kita täglich frisch gekocht wird. Die Größe des Geschirrs, was sich die Kinder auf den Teller häufen und wie sie es tun, nämlich selbstständig, all das wird festgehalten.
Kinder haben mehr Mitspracherecht
Ein weiteres großes Thema, fügt Linda Tacke hinzu, sei die Partizipation. Die Eltern werden mehr miteinbezogen, im Mittelpunkt stünden aber vor allem die Kinderrechte. „Ich bin schon sehr froh, dass wir da jetzt zu Zweit sind. Es ist einfach ein ganzer Berg Arbeit. Bei Frau Fritz hab ich ja schon viel Organisatorisches mitbekommen“, sagt Linda Tacke, die in ihrer Freizeit gern zeichnet, sich mit Freunden trifft oder ihre Neffen „bespaßt“. Und auch Cathrin Weimann ist froh, bei aller Verantwortung als Kita-Leiterin künftig mehr Zeit für Mann und zwei Kinder zu haben.
Mehr aus Neviges und Tönisheide
- Neue Wohnungen in Velbert: Wenige Objekte sind noch zu kaufen
- Nudeln und Salate zum Festpreis: „All you can eat“ in Velbert
- 41 Millionen Euro für Velbert-Neviges: Das plant die Stadt
- Anwohner in Velbert: Kommt die Straßenlaterne, gibt‘s ein Eis
Auf mehr Zeit zum Wandern, Kochen und Lesen – gern Thriller und richtig spannende Krimis – freut sich auch Ulrike Fritz. Falls sie die tatsächlich hat bei fünf Enkelkindern, Nummer sechs ist unterwegs. Wie ihr Alltag ohne ihre Kita aussehen wird, ohne den genau strukturierten Tag, „da bin ich selbst gespannt“. Für die erste Zeit hat die jüngste Tochter schon mal Vorkehrungen getroffen. „Da hab ich zur Eingewöhnung einen Stundenplan bekommen, ich sag‘ Ihnen, der hat es in sich“, sagt Ulrike Fritz vergnügt. Jetzt freuen sich erstmal alle auf das Sommerfest, zu dem sicher auch ein paar Ehemalige kommen. Und am 26. Juni, da sagen ihre Kinder dann endgültig „Tschüss, Frau Fritz“.