Neviges. Die ganze Familie Weiß steht beim Zirkus „Liberty“ in Velbert in der Manege. Auch Amy (7), die erzählt, warum sie ihr aufregendes Leben so mag.

Seit vier Tagen geht Amy in die Klasse 2b der Gemeinschaftsgrundschule Tönisheide. „Die sind da alle nett“, sagt die Siebenjährige, nickt zufrieden und kramt ihre Trinkflasche aus der violett glänzenden Schultasche. Besonders „Frau Müller“, ihre Klassenlehrerin. Dass Amy bald schon wieder „Tschüss“ sagt, in etwa 14 Tagen eine andere „Frau Müller“ in einer anderen Schule irgendwo in NRW vor der Tafel steht, findet die pfiffige Siebenjährige „gar nicht schlimm“: „Da sind ja dann auch wieder neue Freunde.“

Zirkus „Liberty“ gastiert an der Neustraße in Velbert-Tönisheide

Denn Amy ist nicht nur Schulkind, sie ist auch „Zirkusprinzessin, Hula-Hoop-Mädchen, Bodenakrobatin und Clownin, unsere Allround-Künstlerin“, sagt Papa Franceso Weiß stolz. Der 40-Jährige ist Chef des kleinen Familienzirkus „Liberty“. Von Freitag, 1. September bis Sonntag, 10. September, gastiert „Liberty“ in Tönisheide auf dem Platz an der Neustraße/Ecke Nevigeser Straße. Praktisch für Amy, die nur die Nevigeser Straße überqueren muss und schon in ihrer 2b landet.

Kinder sollen möglichst viel Kontakt zu Gleichaltrigen haben

Wie hab ich das gemacht? Wenn Amy ihre Hausaufgaben erledigt hat, übt sie fleißig für die Vorstellung im Zirkus „Liberty“.
Wie hab ich das gemacht? Wenn Amy ihre Hausaufgaben erledigt hat, übt sie fleißig für die Vorstellung im Zirkus „Liberty“. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

„Wir haben beschlossen, dass unsere Kinder in eine normale Schule gehen sollen, damit sie auch möglichst viel Kontakt zu anderen Kindern bekommen“, erzählt Francesco Weiß, der genau so aufwuchs – wie auch seine Ehefrau Joana und seine Schwester Lorena. Etwa zweimal wöchentlich schauten zusätzlich Pädagogen der „Schule für Zirkuskinder“ (Sitz in Hilden) in der Klasse vorbei, besuchten die Familie Weiß zudem auch in ihren Wohnwagen. „Die Zirkusschule übernimmt auch die Anmeldung in der Schule und sieht zu, dass die Kinder es möglichst nah vom Platz zur Schule haben. Das läuft eigentlich immer problemlos.“

Zu Freundin Lea besteht guter Kontakt

Während Papa erzählt, kramt Amy schon mal ihre Hefte raus. Gleich wird erstmal gegessen, und dann stehen die lästigen Hausaufgaben an. Ob sie manchmal ihre Freundinnen vermisse, wenn so schnell wieder ein Schulwechsel ansteht? „Bei Finja war ich bisschen traurig. Aber Lea, die besuche ich manchmal“, erzählt Amy, die ganz nebenbei auch die beste Werbebotschafterin für den Familienzirkus mit seinen Ponys, Pferden, Eseln und Ziegen ist. Denn natürlich seien die anderen Kinder immer neugierig und wollten wissen, wie das denn so ist im Zirkus. „Ich sag dann immer: Kommt vorbei, guckt euch das an. Sonst ist ja schon die ganze Spannung weg.“ Nur nicht zu viel verraten. Aber auch, wenn mal jemand nur so zum Spielen komme, „da freu ich mich auch“. Papa Francesco lächelt liebevoll und sagt bedauernd: „Die meisten haben nur kaum Zeit. Sport, Musikunterricht, das Programm für Kinder heutzutage ist groß.“

Akrobatische Nummer mitten im Wohnwagen

Hier wird das Wohnzimmer zur Manege: Amy gibt eine kleine Kostprobe ihres Könnens.
Hier wird das Wohnzimmer zur Manege: Amy gibt eine kleine Kostprobe ihres Könnens. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Langeweile hat auch Amy nicht, die später mal „Luftakrobat“ werden möchte, „und Zirkusdirektor“, wie sie eilig hinterher schiebt. In Windeseile zeigt sie in dem Wohnwagen, was man alles verpasst, wenn man „Liberty“ nicht besucht: Fix Couchtisch und Sessel zur Seite schieben, den kleinen Bruder Anthony (2) dazu und los geht’s: Mühelos gelingt der Spagat, biegt sie sich zur Brücke, „da gehört dann noch die Blume zu“. Das ist das Stichwort für Cousine JosseIyn (6), in der Manege Assistentin bei dieser Bodenakrobatik-Nummer: „Meine Nichte legt dann die Rose bereit, die Amy aufnimmt“, erzählt Francesco Weiß.

Mathe und Kunst sind die Lieblingsfächer

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Die beiden Mädchen sind ein Herz und eine Seele, knuddeln und herzen sich zwischendurch immer mal wieder. Amy strahlt. Wie man das schaffe, damit all das so mühelos aussieht? Da muss Amy nicht lange überlegen: „Üben, üben, hat mir meine Oma beigebracht.“ So wichtig das Training auch ist – jetzt heißt es erstmal: Ran an die Hausaufgaben, Frau Müller soll ja zufrieden sein. Was Amy in allen Schulen am liebsten mag? „Kunst und Mathe“. Sport scheint kein Thema zu sein für eine zukünftige Luftakrobatin.

>>>Gastspiel bis zum 10. September

Beim Zirkus „Liberty“, Neustraße/Ecke Nevigeser Straße in Tönisheide, ist die ganze Familie Weiß aktiv. Das Programm ist kinderfreundlich: Es gibt Clowns, Akrobatik und Tiernummern mit Kamelen, Ponys, Ziegen und einer Eselsfamilie.

Vorstellungszeiten: Donnerstag, Freitag und Samstag: 17 Uhr. Sonntag, 3. September, 11 und 17 Uhr; Sonntag, 10. September: nur 11 Uhr. Montag, Dienstag und Mittwoch Ruhetage. Die Zirkuskasse öffnet 30 Minuten vor Einlass, Informationen unter 0176 3933 1419.

Die Familie Weiß sucht noch Plätze für künftige ihre Auftritte in Wülfrath und Mettmann. Zudem einen Platz für das Winterquartier für November bis Anfang März. Angebote ebenfalls unter 0176 3933 1419.