Neviges. Ob Bettlaken oder Tischtuch – in der Heißmangel in Velbert-Neviges wird alles platt gemacht. Warum die Chefin in diesem Sommer so erleichtert ist
Die Luft ist schwül und stickig, „Ette“, die vor sich hin surrt, gibt auch noch reichlich Hitze ab. Macht nichts: Gutgelaunt schnappt sich Elke Grotegut, Inhaberin des gleichnamigen Heißmangel-Betriebs in Velbert-Neviges, das nächste Tischtuch. Glattstreichen, unter „Ettes“ Rollen schieben, auf der anderen Seite nimmt Mitarbeiterin Kerstin Wassenhoven das gute Stück dann entgegen. Natürlich völlig knitterfrei und platt wie eine Flunder, versteht sich. Egal, bei welchem Wetter, unter welchen Umständen, die Kundschaft bekommt ihre zerknautscht abgegebenen Tischtücher, Bettwäsche und vieles mehr tipp topp zurück. „Ette“; wie die rund 60 Jahre alte Miele-Mangel liebevoll genannt wird, macht keine halben Sachen.
Die Stimmung ist bestens an diesem Vormittag in der Weinbergstraße 12, trotz der Schwüle. „Wir sind nur froh, dass hier jetzt alles wieder fertig ist, das war schon manchmal eine harte Nummer drüben“, sagt Elke Grotegut und legt den nächsten Kopfkissenbezug ein. Aber erst wird noch schnell ein Waschlappen dazwischen geschoben. „Für die Plastik-Stripps beim Kopfkissen.“ Drüben, das ist das Partyzelt auf dem Grundstück der Groteguts. Dorthin wurde der Betrieb nach der Hochwasser-Katastrophe vom 14. Juli 2021 kurzerhand verlegt, als der Betrieb an der Weinbergstraße regelrecht abgesoffen war.
Heißmangel-Betrieb in Velbert nach Überflutung komplett saniert
Eineinhalb Jahre gingen die Handwerker in den Räumen ein und aus, während dieser Zeit wurde drüben im Partyzelt gemangelt. „Das war schon heftig. Im Sommer haben wir extra früher angefangen, weil man es nachmittags nicht aushielt“, erinnert sich Elke Grotegut. „Und im Winter hatte ich jeden Tag lange Unterhosen an“, ergänzt Kerstin Wassenhoven. Die Fortführung im Zelt war damals nur möglich, weil die Firma Wohlgemuth aus Velbert, spezialisiert auf Elektro-Motoren, „Ette“ für 3000 Euro wieder flott gemacht hat. „Die haben prima Arbeit geleistet“, sagt Elke Grotegut, die den Betrieb vor zwölf Jahren von ihrer Schwiegermutter Antje Grotegut übernommen hat.
Mangel „Ette“ hatte im Zelt schon Rost angesetzt
Spannend sei noch der Umzug der Mangel vom Partyzelt zurück in den sanierten Betrieb gewesen: „Wir hatten ein Umzugs-Unternehmen, das sonst Klavier-Transporte organisiert, die kamen mit einem hydraulischen Wägelchen. Und haben ganz schon geackert, denn mal eben hoch heben wie bei einem Klavier, das ging bei der schweren Mangel nicht.“ Als „Ette“ wieder an ihrem alten Platz stand, wurde sie erst einmal komplett neu lackiert. „Sie hatte im Zelt auch ziemlich gelitten, teilweise Rost angesetzt. Im Winter hatten wir Frost an der Decke, der ist dann durch die Heiz-Strahler geschmolzen.“
Viele Aufträge vor den Feiertagen
Was Elke Grotegut freut: Ihre langjährige Stammkundschaft ist während der ganzen Zeit treu geblieben: Viele ältere Leute, „die Jüngeren haben ja kaum noch Tischwäsche“, dafür hätten die aber entdeckt, dass Tischsets in der Mangel wunderbar glatt werden. Vor den Feiertagen gäbe es immer besonders viel zu tun, vor Weihnachten, Kommunion und Konfirmation. Und nach wie vor legten viele Wert auf frisch gemangelte, richtig schön glatte Bettwäsche. Der Preis richtet sich grundsätzlich nach der Größe: So bekommt man etwa Stoffservietten für 60 Cent pro Stück gemangelt, glatte Geschirrtücher kosten 70 Cent, ein Bettbezug ab drei Euro.
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Eine Kundin kommt mit einem großen Wäschekorb herein: „Ich hab hier ein paar Paar T-Shirts, kurzärmelig, Bettwäsche und Geschirrtücher.“ Angelika Oertner hat von der Heißmangel im Internet erfahren, „ich komme erst zum zweiten Mal, bin sehr zufrieden“. Währenddessen feuchtet Kerstin Wassenhoven die nächsten Teile ein, darunter eine ziemlich große Tischdecke. Elke Grotegut nimmt das „Einlauf-Tüchlein“ zur Hilfe, spannt ein. Perfekt, ohne das kleinste Fältchen, kommt die weiße Decke auf der anderen Seite der Mangel wieder raus. „Die müssen wir leider schmaler falten“, bedauert ihre Mitarbeiterin, „sonst geht die nicht in den Korb rein.“ Manche Wäschekörbe der Kunden seien doch recht klein. „Ja, schade, das ist dann Perlen vor die Säue werfen. Ich mach erst alles glatt und du Origami“, meint die Chefin mit Galgenhumor. Keine Frage, die Zwei sind ein prima Team, und das seit nunmehr zwölf Jahren.
Elke Grotegut hat übrigens selbst nur wenig Tischwäsche. „Aber das, was ich habe, das muss wirklich perfekt sein. Ich muss mir das ja dann auch immer angucken.“
>>>Öffnungszeiten
Heißmangel Grotegut, Weinbergstraße 12, geöffnet: Dienstag 9 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr; Mittwoch und auch Freitag 9 bis 12 Uhr; Donnerstag 9 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr; Samstag 10 bis 12 Uhr.
Kontakt unter 02053 5602 oder 0151 27158922. Mehr auf www.heissmangel-velbert.de.