Langenberg. Wieder ein Leerstand weniger in Velbert-Langenberg: Eine Goldschmiedin und ein Metalldesigner übernehmen ein Ladenlokal an der Hauptstraße.

Die bronzefarbenen Flügel sind gefaltet, die sechs Beinchen strecken sich in den Himmel. So liegt die metallene Fliege im Schaufenster des Ladenlokals an der Hauptstraße 59. Bis vor wenigen Wochen verkaufte Christel Rutkowski von dort aus noch Porzellan und Sammlerstücke. Nun sind Anna Wunderlich und Vincent Zágon in die Räume eingezogen.

Die Skulptur der Fliege ist das Werk von Vincent Zágon. Er ist Metalldesigner und in den jetzt ganz in weiß erstrahlenden Räumen stehen noch mehr überdimensionale Insekten. Zwei Stufen hinunter hat Anna Wunderlich ihre Vitrinen stehen.

Goldschmiedin zieht vom „Honnes“ an die Hauptstraße in Langenberg

Die Goldschmiedin hatte ihre Werkstatt vorher im Künstlerhaus „Im Honnes“, sie entwirft Schmuck – Ohrringe, Ketten und vieles mehr. Beide freuen sich über den neuen Standort mitten in der Altstadt: „Die Lage ist wunderbar. Die Schaufenster zeigen direkt zum ,Hirsch’ gegenüber, wir sind mittendrin.“

Anna Wunderlich ist Goldschmiedin, Vincent Zágon Metalldesigner. Kennengelernt haben die beiden sich in Münster, des Berufs wegen ging es dann nach Langenberg. Nun haben die beiden an der Hauptstraße ein eigenes Geschäft eröffnet.
Anna Wunderlich ist Goldschmiedin, Vincent Zágon Metalldesigner. Kennengelernt haben die beiden sich in Münster, des Berufs wegen ging es dann nach Langenberg. Nun haben die beiden an der Hauptstraße ein eigenes Geschäft eröffnet. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Kennengelernt haben sich die beiden Wahl-Langenberger in Münster, auf der Akademie für Gestaltung. Und dort, im Münsterland, haben die gebürtige Dattelnerin und der gebürtige Berliner dann auch erst einmal gelebt.

Aus dem Münsterland nach Langenberg

„Während der Corona-Phase habe ich dann einen Job in der Nähe von Langenberg bekommen“, erzählt Vincent Zágon, der schon von Kindesbeinen an mit der freien Kunstszene in Berührung gekommen ist. „Und weil wir beide ,Augenmenschen’ sind, wollten wir in einer schönen Umgebung leben.“ Essen, sagen beide lachend, „kam für uns nie in Frage. Und Langenberg passt einfach.“

Seine Werkstatt hat der Metalldesigner am alten Güterbahnhof, „das ist aber wenig repräsentativ und dort ist auch nicht genug Platz, um die Skulpturen auszustellen.“ Das sei nun an der Hauptstraße ganz anders. Und Anna Wunderlich hatte „Im Honnes“ zwar einen recht schönen, aber auch nur kleinen Raum zur Verfügung.

Geradliniger Werdegang

Ein kleiner Ausschnitt aus dem Angebot von Anna Wunderlich.
Ein kleiner Ausschnitt aus dem Angebot von Anna Wunderlich. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Ihr beruflicher Weg zuvor war ziemlich geradlinig: „Ich hatte immer schon eine künstlerische Ader“, erzählt Anna Wunderlich. In der Schule nutzte sie den Wahlpflichtbereich, um sich Richtung Kunst, Handwerk und Hauswirtschaft zu orientieren. „Außerdem“, erzählt sie schmunzelnd, „habe ich bei der Berufsberatung immer Jobs im handwerklich-künstlerischen Bereich empfohlen bekommen.“ Bildhauerin, Schneiderin oder Goldschmiedin stand auf der Vorschlagsliste.

Doch eine Ausbildungsstelle in dem Bereich zu finden, sei gar nicht so einfach gewesen: „Ich habe dann meinen Suchradius erweitert“, sagt sie. Und wurde fündig: „Ausbildungsstelle in Gelsenkirchen, Berufsschule in Essen.“ Spaß habe das gemacht, „also die Arbeit“, sagt sie lachend. „Die Pendelei weniger.“

Nach der Ausbildung folgt noch ein Gesellenjahr, „ich habe auf meinen Studienplatz gewartet“. Den bekommt sie schließlich an der Akademie für Gestaltung in Münster.

Vincent Zágon: Kunst liegt in der Familie

Rund 16 Stunden Arbeit steckt Vincent Zágon in eine Skulptur wie diese hier.
Rund 16 Stunden Arbeit steckt Vincent Zágon in eine Skulptur wie diese hier. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Dort lernt sie Vincent Zágon kennen. Der Berliner ist Sohn eines freischaffenden Künstlers, „und mein Vater hat mir immer nahe gelegt, nach Freiheit zu streben“, erzählt er. Oft sei er in der großen Werkstatt seines Vaters gewesen. „Ich war schnell infiziert“, sagt er lachend.

Nach dem Abi geht er in die Lehre, wird Kunstschmied, „aber ich wollte mich weiter entwickeln, meinen eigenen Weg finden“, sagt er. Deswegen sucht er nach Möglichkeiten und landet nach der Ausbildung in Münster.

Nun also gibt es die Arbeiten der beiden an der Hauptstraße – gefördert durch das städtische Zuschussprogramm für die Anmietung freier Ladenlokale. Bürgermeister Dirk Lukrafka hat auch schon gemeinsam mit Stephanie Rulf von der Wirtschaftsförderung vorbeigeschaut und die beiden Inhaber Anna Wunderlich und Vincent Zágon willkommen geheißen.

>>>Kurse geplant

Gemeinsam wollen Anna Wunderlich und Vincent Zágon auch Kurse anbieten – etwa Kreativworkshops für Erwachsene und Kinder oder Goldschmiedekurse.

„Wir wollten einen hellen, freundlichen Ort schaffen, in dem wir kreativ tätig sein können und der die Leute einlädt, sich bei uns umzuschauen und mitzumachen“, berichten sie.

Die offizielle Eröffnung von „designA Schmuck & Vincent Zágon Metalldesign“ steht am Samstag, 25. Februar, an. Dann gibt es auch einen kleinen Sektempfang für die Besucherinnen und Besucher.