Neviges. Der Infoabend findet an der Christlichen Gesamtschule Bleibergquelle am kommenden Mittwoch statt. Jedes Jahr bewerben sich zahlreiche Schüler.
„Quiet please“, sagt Natascha Schneider und legt sich den Finger auf die Lippen. Die Schülerinnen und Schüler der 8a von der Christlichen Gesamtschule Bleibergquelle (CGB) sind sofort still und freuen sich auf das, was jetzt kommt. Schnell meldet sich jeder auf seinem Schul-I-Pad an. Es beginnt ein Multiple-Choice-Quiz in Englisch nach Art von „wer wird Millionär“. Das macht Spaß. Denn es kommt nicht nur auf die richtige Antwort, sondern auch auf Schnelligkeit an. Vokabeln lernen mal anders- auf die Bleibergquellen-Art.
Bei der CGB lernen die Schüler selbstständig
Aber anders ist hier an der Gesamtschule sowieso einiges. Ein Grund, weshalb sich jedes Jahr viele Schüler und ihre Eltern bewusst dafür entscheiden, sich an dieser Schule bewerben. An der CGB wird selbstständig und ohne Druck gelernt. „Das bereitet einen total gut aufs Leben vor“, findet der 14-jährige Dustin. Er sitzt im Rollstuhl und hat sich schon in der Grundschule nach einem Schulmodell gesehnt, in dem der einzelne Schüler mit seinen Bedürfnissen wahrgenommen wird.
Das wissen auch Maleika (14), Mehdi (13) und Keanu (15) zu schätzen. Die Achtklässler können sich noch gut daran erinnern, wie die erste Zeit an der CGB war. „Es war alles anders, es gab keine Klassenarbeiten mehr. Kein Unterricht, bei dem der Lehrer vorne steht und die Kinder sich melden müssen“, erklärt Mehdi. Denn die drei Hauptfächer Deutsch, Englisch und Mathe werden in Lernbüros unterrichtet. Jeder Schüler arbeitet in seiner eigenen Geschwindigkeit mit einem Lernplan an einem bestimmten Thema. „Der eine versteht es schneller, der andere braucht eben länger- und so kann jeder die Aufgaben im eigenen Tempo durcharbeiten“, weiß Keanu.
In den den Lernbüros kann jeder in seinem Tempo arbeiten
Ist ein Schüler also schnell in Deutsch, hat er in den Lernbüros für Mathe mehr Zeit. Und noch einen Vorteil hat das eigenständige Lernen. „Ich entscheide selbst, wann ich die Arbeit schreibe“, sagt Dustin. „Wenn ich keinen guten Tag habe, verschiebe ich das.“ Mathelehrer der 8a ist der stellvertretende Schulleiter Axel Hardtmann. Dustin imitiert ihn: „Jeden Morgen kommt er rein und fragt, na, wer will heute eine Arbeit schreiben?“. Aber wenn ein Schüler Kopfschmerzen oder eine schlechte Nacht, oder noch kein sicheres Gefühl hat, wird die Arbeit an einem anderen Tag geschrieben. Übrigens inmitten der anderen Schüler während des Lernbüros. Ist das nicht laut?
Meistens ist es ruhig
Nein, überhaupt nicht“, sagt Zoé (13), „da hier jeder selbstständig arbeitet, ist es in den Lernbüros meistens recht ruhig“. Die Schülerin ist erst vor kurzem von einer anderen Schule zur CGB gewechselt. Schnell hat sie sich an das Lernmodell gewöhnt, aber noch etwas ist ihr aufgefallen: „Ich wurde hier von jedem nett empfangen und auch die Lehrer fragen wirklich interessiert nach, ob es einem gut geht.“ Und auch im Unterricht sind die Lehrer für jeden Schüler individuell da. „Schließlich sind ja unterschiedliche Themen im Umlauf – da muss der Lehrer immer in jedem Thema fit sein“, weiß Dustin. Wer Fragen zum Lernstoff hat, stellt einen Aufsteller auf, statt sich zu melden – dann bekommt er vom Lehrer individuell das erklärt, was er nicht verstanden hat.
Es gibt zwei Klassensätze I-Pads an der Schule
Beim Erklären setzt das Kollegium oft auch Praxis. „Wozu braucht man das?“, wird Mathelehrer Hardtmann oft gefragt. Und da er selbst Bauingenieurswesen studiert hat, weiß er, dass die Baustelle für die Grundschule auf dem Gelände derzeit praktische Beispiele bietet. „Dann machen wir auch mal einen Ausflug und lassen uns die Baupläne zeigen.“ Es geht eben darum, die Freude am Lernen und das Interesse in den Schülern zu wecken – und nicht mit Zwang die besten Noten aus ihnen herauszukitzeln.
Digitale Endgeräte
Dazu gehört auch, digitale Endgeräte mit in den Unterricht einzubauen, wie zum Beispiel die Ipads beim laufenden Englischquiz. Zwei Klassensätze hat die CGB mittlerweile. Dass die Technik aus dem Unterricht nicht mehr wegzudenken ist, hat unlängst das Homeschooling gezeigt.
50 Plätze sind zu vergeben
Die Christliche Gesamtschule Bleibergquelle ist zweizügig. Da sie inklusiv ist, können jedes Jahr etwa 50 Kinder ohne Förderbedarf in die fünfte Klasse aufgenommen werden. Nach der zehnten Klasse ist der Übergang zum Berufskolleg möglich. Hier können die Schüler ihr Abitur, wahlweise sogar kombiniert mit einer Erzieherausbildung, machen. Der Infoabend für interessierte Eltern findet am kommenden Mittwoch, 10. November, 19 Uhr, in der Kirchhalle an der Bleibergquelle statt. An diesem Abend können Kinder auch für eine Schnupperstunde angemeldet werden. Auch die Eltern können dann im Januar einmal abends eine Probestunde mit dem Lernbüro-System absolvieren. Alle Infos zu CGB gibt es unter www.cgbleibergquelle.de
Und der stellvertretende Schulleiter denkt noch weiter: „Wie genial wäre es, wenn wir – der Idee eines Kollegen folgend – auf jedem Handy unserer Schüler als App auftauchen und sie vielleicht auch einfach mal am Wochenende freiwillig auf uns klicken“, sagt Hardtmann lächelnd. Eine Idee von vielen, der sicher auch bald Leben eingehaucht wird.