Velbert/Wuppertal. Tätowierer fürchten um ihre Kunstwerke: Niemand wisse, wie sich die neuen Farben auf der Haut tragen und wie die Tattoos später aussehen.

Dutzende bunte Fläschchen, eine Tattoo-Maschine und viel Fingerspitzengefühl – mit diesen Mitteln erfüllen Tätowierer Kundinnen und Kunden ihre Tattoo-Wünsche. Allzu bunt dürften die aber bald nicht mehr ausfallen: Ab Januar verbietet die EU nämlich viele Inhaltsstoffe, die in diversen gängigen Tätowierfarben enthalten sind. Und es geht noch weiter. „Auch bunte Pigmente, die in den gängigen schwarzen Farben verarbeitet werden, sind davon betroffen“ sagt Philipp Drageloff, der im Nevigeser Inkvaldis tätowiert hat und nun in Wuppertal arbeitet. Nach Umfragen trägt mittlerweile jeder und jede fünfte Deutsche den dauerhaften Körperschmuck auf der Haut – Tattoos sind also kein Nischentrend mehr.

Tausende Substanzen auf der Bannliste

Diese Tätowierfarben landen alle im Mülleimer.
Diese Tätowierfarben landen alle im Mülleimer. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Seit dem 4. Januar unterliegen viele Chemikalien in Tattoo-Farben in der gesamten Europäischen Union den Beschränkungen durch die so genannte REACH-Verordnung. Auf der Bannliste stehen dann Tausende Substanzen. Viele von ihnen sind aus Sicht der EU potenziell gefährlich oder nicht ausreichend erforscht. 2020 wurde das Verbot beschlossen, die Übergangszeit läuft nun aus. Das Ziel sei laut der EU-Kommission nicht, Tätowierungen grundsätzlich zu verbieten. Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) betont, es gehe darum, „Tätowierfarben und Permanent-Make-up sicherer zu machen“. In einem Jahr kommen auf die Tattoo-Branche weitere Einschränkungen zu. Ab 2023 will die EU zusätzlich auch noch bestimmte blaue und grüne Farbpigmente untersagen. Der Grund: Ihre Sicherheit sei nicht nachgewiesen, laut ECHA stehen die Pigmente im Verdacht, krebserregend zu sein.

„Seit Jahren keine Beanstandungen“

Drageloff kann das Verbot nicht nachvollziehen. „Wir arbeiten seit Jahren mit diesen Farben ohne Beanstandungen.“ Wenn es beispielsweise zu Entzündungen der Tattoos komme, liege dies nicht an der Farbe, sondern an der Behandlung oder an der Unsauberkeit des Tätowierers. Bislang gibt es nur wenige Firmen, die Tattoofarben mit den zugelassenen Pigmenten anbieten. „Aber niemand weiß, wie sich diese neuen Farben auf Dauer auf der Haut tragen und wie die Tattoos in einigen Jahren aussehen“, so Dradeloff.

Die Firmen mit denen die Langenberger Tätowiererin Madlyne van Looy zusammenarbeitet, sind noch nicht mit Lösungen aufgetaucht: „Doch gibt es zur Zeit zumindest eine österreichische Firma, von der ich Farben beziehen kann.“ Wie die Qualität langfristig in der Haut sei, wisse zu diesem Zeitpunkt niemand, da es neue Farben seien.