Velbert-Langenberg. Ein Musiker und ein Koch verwandeln die Altstadt in Velbert-Langenberg für einige Augenblicke in den Nahen Osten. Fast 100 Menschen sind dabei.
Google Maps behauptet, vom Langenberger Café Coco’s bis in die syrische Hauptstadt Damaskus seien es genau 4039 Kilometer. Tschechien, die Slowakei, Ungarn, Serbien, Bulgarien und die Türkei müsste der wagemutige Reisende durchqueren – natürlich erst, wenn es ihm gelungen wäre, die große Sperrung auf der Kohlenstraße Richtung Essen zu umfahren.
Kulturinarisch in der Velbert-Langenberger Altstadt
Jedenfalls: Einen Hauch Syrien spürten 93 Besucher auch am Samstagabend – und mussten dafür nicht erst eine Odyssee auf sich nehmen. Denn der Musiker Star Sidqi war mit Oud und Saz (zwei Saiteninstrumente; Mischungen aus Laute und Gitarre, wie der unbedarfte Beobachter leichtfertig urteilen würde) nach Langenberg gekommen, um im Rahmen von Kulturinarisch seine Kunst in der Altstadt vorzuführen. Und das wurde ein Fest.
In der Sonne auf dem Kirchplatz
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Rund um die Alte Kirche hatte Coco’s-Inhaber Gerd Bremer seine Tische aufgebaut, an denen die Gäste in der Sonne Platz nahmen. Um Punkt 18 Uhr tat es Star Sidqi ihnen gleich – und begann zu spielen, mit kurzen Unterbrechungen, bis 23 Uhr. Von den Menschen, die immer wieder zum Büffet strömten, das ein syrischer Koch in der Nacht mit seinen Freunden vorbereitet hatte, ließ er sich nicht einschüchtern.
„Er sagte“, erzählte Coco’s-Chef Bremer am Tag danach, „er würde gern wiederkommen“. Den Kontakt zu dem syrischen Musiker hatte ein Mitarbeiter des Cafés hergestellt, der ebenfalls aus der Levante stammt.
Mit schlafwandlerischer Sicherheit
Für mich war der Abend wirklich gelungen“, resümiert Bremer. Und für seine Gäste sicherlich auch. Gebannt lauschten sie den Klängen der Instrumente und beobachteten, wie schlafwandlerisch sicher der syrische Künstler seine Finger über die Saiten bewegte und melancholische, zur anbrechenden Sommernacht passende Melodien erschuf.
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Kurios: Als die Kirchenglocken die Vollendung der neunzehnten Stunde des Tages verkündeten, versuchte Sidqi zuerst, dagegen anzuspielen. Als er bemerkte, dass er es nicht schaffen würde, legten er und seine Begleiter kurzerhand eine Essenspause ein – warum auch nicht; ein Abendessen aus der Heimat, die er vor einigen Jahren als Flüchtling hatte verlassen müssen, bringt sicherlich auch ihn seinem verlorenen Lande ein Stück näher.
Auf dem kurzen Weg nach Syrien
Als die Glocken ihr Werk jedenfalls vollendet hatten, setzte der Musiker sein Programm pflichtbewusst fort – es sollten noch vier Stunden bis zum endgültigen Ende des Auftritts vergehen; vier Stunden, in denen ihre Vorstellungskraft die Gäste ein ums andere Mal in den Nahen Osten trug. Denn manchmal, ganz selten, ist es gar nicht notwendig, die Kohlenstraße zu umfahren und Tschechien, die Slowakei, Ungarn, Serbien, Bulgarien und die Türkei zu durchqueren, um in Syrien zu landen. Ab und zu, ganz selten, reicht ein Ausflug in die Altstadt.
>>>Kulturinarisch – die Fortsetzung
Nächstes Wochenende gibt es noch einmal zwei Kulturinarisch-Veranstaltungen: Am Freitag gastiert das Duo Dois mit brasilianischer Musik im Hirsch.
Am Sonntag sind die Friends of Dixiland bei Susanne Martin versammelt und schließen so die drei Kulturinarisch-Wochenenden ab.