Velbert/Heiligenhaus. VHS Velbert und Pro Mobil starben eine Kooperation: Menschen mit und ohne Behinderungen erlernen ein Instrument. Das ist aber nur ein Anfang.
Musik verbindet Menschen, so unterschiedlich sie auch sein mögen. Das hat die Volkshochschule Velbert/Heiligenhaus und Pro Mobil – Verein für Menschen mit Behinderungen – zu einer erstmaligen Kooperation bewogen: Sie bieten einen inklusiven Musikkurs an. Menschen mit und ohne Behinderungen sollen gemeinsam Harfe spielen lernen. Und es soll nicht bei einer einmaligen Zusammenarbeit bleiben.
Es ist eine besondere Harfe, die die Teilnehmer in dem integrativen Kursus lernen werden: eine sogenannte Veeh-Harfe. Dies ist ein Zupfinstrument, das Ende der 1980er Jahre von dem Landwirt Hermann Veeh (1935–2020) aus der Akkordzither entwickelt wurde. Veeh konzipierte die Harfe und eine entsprechende Notenschrift für seinen mit dem Down-Syndrom geborenen Sohn Andreas.
Die besondere Harfe ist leichter zu erlernen
Diese besondere Harfe ist deutlich leichter zu spielen als eine Konzertharfe, die jahrelange Übung erfordert. „Die Teilnehmer müssen keine Noten lernen, es werden Notenblätter unter die Saiten des zitherähnlichen Instrumentes gelegt“, erklärte Beate Buchborn von der Volkshochschule. Der Verlauf von Melodien und Begleitstimmen ist so notiert, dass die Notenköpfe der einzelnen Stimmen direkt unter den zu zupfenden Saiten stehen. „Noten werden so begreifbar“, so Buchborn weiter.
Der Velberter Otto Thiel leitet den Kursus
Der Kursus wird von einem ganz besonderen Lehrer geleitet. Otto Thiel ist eigentlich Hausmeister im Velberter VHS-Haus und spielt seit seiner frühesten Jugend Konzertharfe und ist schon oft mit seinem Instrument. Dem aus Guatemala stammenden Thiel wurde, wie er erklärt, bereits von seinem Vater Respekt für Menschen mit Behinderungen vermittelt. Und auch in seiner Arbeit habe er oft Kontakt zu Menschen mit Behinderungen und sehr viel Freude an Begegnungen mit ihnen. Daher habe er sich bereit erklärt, den Kursus zu leiten. Er wolle Musik zugänglich machen. „Die Veranstaltung soll etwas zum Anfassen und Mitmachen werden“, so Thiel, der sich sehr auf seine neue Aufgabe freut.
Es werden eingängige Melodien eingeübt
Er will mit den Teilnehmern bekannte, eingängige Melodien erarbeiten, die leicht zu erlernen sind. So könne sich relativ rasch ein Erfolgserlebnis einstellen. Für sechs Teilnehmer sind Instrumente vorhanden, die Pro Mobil durch eine großzügige Spende anschaffen konnte. Eine Veeh-Harfe kostet ab 500 Euro und ist damit deutlich billiger als eine Konzertharfe.
Weitere Kooperationen sind vorgesehen
Diese erste Zusammenarbeit zwischen Volkshochschule und Pro Mobil soll nicht die letzte sein. „Dieses erste Angebot soll ein Einstieg in eine umfassende Kooperation werden“, erklärte Michael Beck, Heiligenhauser Bürgermeister und Verbandsvorsteher des VHS-Zweckverbandes. „Es gibt noch zu wenige integrative Angebote sowohl für die persönliche als auch für die berufliche Weiterbildung, hier ist noch einiges aufzuholen“, konstatierte Jonas Sudhoff von Pro Mobil. Es gebe eine Reihe von Barrieren, sowohl in räumlicher Hinsicht als auch was die Lehrmaterialien und Lehrformate betreffe. Auch hätten einige behinderte Menschen Assistenzbedarf bei den Lehrveranstaltungen. Es bestünde noch großer Aufholbedarf. Ein Anfang immerhin ist nun gemacht.
>>>Der Kursus
Der Veeh-Harfen-Kursus der Volkshochschule für Menschen mit und ohne Behinderungen startet im März.
Unterrichtsort ist das neue Alte Pastorat auf der Hauptstraße in Heiligenhaus. Es sind zehn Unterrichtseinheiten à 60 Minuten geplant. Die Teilnahme an dem Kursus kostet 80 Euro.