Velbert. Der pädagogische Circus Zappzarap gastierte für eine Woche in Velbert und präsentierte zum Abschluss zwei beeindruckende Shows der Kinder.
„Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann, und worüber zu schweigen unmöglich ist“, soll Victor Hugo gesagt haben. Und egal, ob dieser Satz wirklich von ihm stammt oder nicht, wahr ist er. Also lässt Yvy, die keinen Nachnamen zu haben scheint und darauf Wert legt (Menschen, die im Zirkus arbeiten, umweht immer eine mysteriöse Aura – und das soll anscheinend so bleiben), ihre Finger am Samstagmorgen über die Regler im Zirkuszelt auf dem Bolzplatz der Grundschule Birth fliegen.
Sie steht hinter schwarzen Tüchern, für die Zuschauer ist sie nicht zu sehen. Den Bass aber, den sie gerade hochdreht, spüren sie alle: Elektronische Beats fliegen immer schneller durch das Zelt, der Puls geht hoch. Yvy fängt jetzt an, im Rhythmus ihrer Musik zu wippen, schaut auf die zahlreichen Regler und Lichter an ihrem Mischpult – und dann, als der Beat gerade fällt, einen kleinen Augenblick nur, auf die Manege. Dort, unter dem Trapezdach des geschlossenen Zirkuszelts, balancieren zwei junge Mädchen traumwandlerisch sicher auf ihrem Drahtseil. Die Zuschauer fangen an, frenetisch zu applaudieren. Yvy und die beiden Darstellerinnen haben ihnen, den Eltern und Freunden und Verwandten, einen winzigen Moment der Ekstase bereitet.
Velberter Kinder haben eine Woche lang trainiert
Die beiden Drahtseilkünstlerinnen und achtundachtzig andere Kinder haben eine Woche für diesen Moment trainiert: Für die zwei Vorstellungen des „Zirkusprojekts für Schulkinder“, wie das profan in der Ferienspaß-Broschüre der Stadt genannt wird. Für die Kinder aber ist dieser Moment mehr: Es geht um Überwindung und Mut, um Grenz- und Selbsterfahrung. „Die Kinder wachsen hier über sich hinaus“, sagt Yvy, die für den Circus Zappzarap arbeitet, einem wandernden pädagogischen Projektzirkus. Jede Woche findet sich die Crew an einem anderen Standort wieder. Am Montag etwa steht das Zelt bereits in Trier – neue Schulkinder wollen Magie und Geheimnis der Zirkuswelt erfahren.
„Wir haben eine Woche lang sechs Stunden pro Tag trainiert“, sagt Stefan Reinicke, der das Projekt seit siebzehn Jahren mit Viola Meseberg-Dunkel von der Stadt Velbert leitet. Während der Show ist er permanent unterwegs, ordnet vor dem Zelt die Reihen, ruft Kindergruppen zusammen und auseinander und macht auch sonst alles, was es eben braucht, damit drinnen nicht auffällt, was für ein riesiger Aufwand es eigentlich ist, neunzig Kinder für ein gemeinsames Ziel zusammenzubringen.
Publikum klatscht für die Kinder
Und während die Fakire und Seiltänzerinnen, die Ropistinnen und Clowns, die Diabolos und Rolakünstlerinnen von ihren Zuschauern beklatscht werden, spielt Yvy, die zwischendurch auch die Eingänge verdunkelt, um den Feueranbetern eine noch eindrucksvollere Kulisse bieten zu können, den nächsten Track ein. „Ich freue mich, die leuchtenden Augen hier zu sehen“, sagt sie und es ist bemerkenswert, wie echt ein abgedroschener Satz klingen kann, wenn er im richtigen Kontext gesagt wird. Dann wechselt Yvy erneut das Lied, weil in wenigen Sekunden ein Trapezstück beginnt. Der Bass schwillt wieder an, der Puls geht wieder in die Höhe. Victor Hugo war anscheinend oft im Zirkus.
>>> 98 Aktionen in Velbert für Kinder in den Ferien
- In Jahren, in denen keine Pandemie den gesamten Planeten lahmlegt, ist der Circus Zappzarap ein zuverlässiger Gast beim Velberter Ferienspaß.
- Insgesamt achtundneunzig Aktionen hat die Stadt in diesem Jahr auf die Beine gestellt, um den Kindern in den sechs freien Wochen Unterhaltung zu bieten.