Neviges.. Nach Loslösung von Bilfinger beginnt nun eine wichtige Übergangsphase. Firma schreibt Verluste und muss restrukturieren. Das will man ohne wesentlichen Personalabbau bewältigen. Netzleittechnik wird verkauft.
Kann ein Schritt zurück zuweilen auch ein ganz entscheidender Schritt nach vorn sein? „Ja vielleicht“, antwortet Bernhard Mecking nachdenklich. Der langjährige Geschäftsführer der Mauell-Gruppe hat im Zuge eines so genannten Management-Buy-Outs das 1957 von Helmut Mauell gegründete Unternehmen von dem Mannheimer Bilfinger-Konzern zurückgekauft (WAZ berichtete).
Eigentümer genießt großes Vertrauen
Zum Ablauf: Aus der „Helmut Mauell GmbH“ war Anfang 2013 per Verkauf „Bilfinger Mauell“ geworden, fortan zugehörig zu der Sparte „Bilfinger Power Systems“, und nun geht das Unternehmen Am Rosenhügel wieder als „Mauell GmbH“ eigene Wege. Mecking, der 55-Jährige ist Dipl.-Informatiker, ist nunmehr Geschäftsführer und auch alleiniger Eigentümer. Nach Details über den Rückkauf kann man ihn zwar fragen, erhält aber keine Auskunft. Allenfalls die, dass vertraglich vereinbart worden sei, Stillschweigen zu wahren.
Die Ablösung vom Bilfinger-Konzern ist schon ein Schritt, der für Aufsehen gesorgt hat. Doch weitere wesentliche Veränderungen stehen in Neviges erst noch an. „Die Übergangsphase geht gerade mal los. Mit dem Verkauf ist ja kein Problem gelöst“, erläuterte Mecking im Gespräch mit dieser Zeitung. Das wolle er jetzt mit seiner Mannschaft vor Ort hinbekommen. „Wir machen zurzeit Verluste; wir müssen restrukturieren.“ Der Name Mauell stehe für Bodenständigkeit, Technik, Innovation und Qualität. „Das nutzen wir.“
Die Idee von Bilfinger sei gewesen, eine eigene Automatisierungskompetenz und mithin eine Sparte aufzubauen, die hätte komplette Kraftwerke bauen können. Die Energiewende sei dazwischengekommen. Im Kraftwerksgeschäft laufe mal überhaupt nichts mehr. „Wir waren kaum da, da ist der Traum geplatzt.“ Die Folge seien langer Stillstand, kaum Auslastung und keine Perspektive gewesen.
„Ich werde die Netzleittechnik verkaufen“, kündigt der Mauell-Chef an. Und fügt auf Nachfrage hinzu: Es gebe dafür bereits Interessenten. Käufer zu finden sei für ihn ohnehin leichter „als für solch einen Konzern“. „Es bleibt das, was uns groß gemacht hat: Wartentechnik, Kontrollräume, große Videosysteme und Mosaiksysteme. Wir sind technologisch gut.“
„Für uns tut sich jetzt eine Option auf, Strategien zu finden, wie wir mit unseren Geschäftsfeldern weiter am Markt agieren können“, sagt Thomas Brinkmann hoffnungsvoll. Das Konzept von Mecking habe bei der jüngsten Belegschaftsversammlung großen Zuspruch gefunden, berichtete der Betriebsratsvorsitzende gegenüber der WAZ. „Er genießt großes Vertrauen und ist derjenige, der den Laden am besten kennt.“ Überdies sei er der einzige, dem es gelungen sei, die Konzernleitung wirklich zu überzeugen. Für die Belegschaft seien zwei Aspekte wichtig: der Standort-Erhalt und dass die Arbeitsplätze sicherer gestaltet würden. „Und wir sind wieder eigener Herr im eigenen Laden.“
Bernhard Mecking kündigt an, das weiterhin machen zu wollen, was er aus eigener Kraft betreiben könne. „Für die anderen Bereiche versuche ich, vernünftige Eigentümer zu bekommen, die das Geschäft erfolgreich weiterführen können.“ Wobei die Neuen sich dann am Standort Rosenhügel einmieten würden, denn der sei „einfach gut“. Für Mecking ist klar absehbar: „Wir werden kleiner.“ Letztlich würden bei Mauell selbst in Neviges – aktuell arbeiten hier rund 270 Menschen – wohl etwa 150 bis 170 Leute sein.