Langenberg. Die 17-jährige Lea Kühnel aus Langenberg hat sich mit ihrer Arbeit für den Dr.-Hans-Riegel-Preis beworben – und gewonnen.

„Morgenmuffel oder schlechte Schulzeiten? – Funktionsweise des zirkadianen Rhythmus mit besonderem Blick auf genetische Faktoren und dessen Einfluss auf Jugendliche“. Oder einfacher ausgedrückt: „Manche sind Nachteulen, manche Lerchen. Ich wollte wissen, warum das so ist.“

Lea Kühnel sitzt entspannt bei einem Kaffee, als sie das sagt. Die 17-Jährige bereitet sich gerade am hiesigen Gymnasium auf ihr Abi vor. Und hat gerade erst im Fachbereich Biologie den Dr.-Hans-Riegel-Fachpreis gewonnen – mit genau dieser Fragestellung.

Selbstständig ein Thema wählen

„Ich finde Bio einfach toll, Biologie interessiert mich“, erzählt die Langenbergerin. Außerdem habe sie die Wahl gehabt: Facharbeit oder Klausur. „In der Facharbeit kann ich selbstständig ein Thema wählen“, sagt sie. „Und mit einer netten Lehrerin sogar noch selbstständiger.“ Sie lacht. Kleiner Bonus: Wer eine Facharbeit schreibt, spart sich die Klausur.

Doch worüber schreiben? „Ideen hatte ich viele“, sagt Lea Kühnel. „Ich musste aber auch schauen, was praktisch unter Coronabedingungen möglich war.“ Warum sich also nicht das Thema Schlaf vorknöpfen: „Schlafen müssen wir schließlich alle.“

Zwei Monate Zeit – offiziell

Manche Menschen – so wie diese Frühschwimmer – stehen gerne zeitig auf, andere gehen lieber spät ins Bett. Warum das so ist, wollte Lea Kühnel mit ihrer Facharbeit herausfinden.
Manche Menschen – so wie diese Frühschwimmer – stehen gerne zeitig auf, andere gehen lieber spät ins Bett. Warum das so ist, wollte Lea Kühnel mit ihrer Facharbeit herausfinden. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Und weil ihre Lehrerin das Thema ebenfalls für gut befunden hat, ging es an die Recherche. „Offiziell hatten wir für die Facharbeit zwei Monate Zeit“, sagt die Gymnasiastin. „Aber ich habe schon etwas früher angefangen, so dass ich insgesamt etwa ein Vierteljahr beschäftigt war.“

Von ihrer Lehrerin bekam Lea Kühnel zwei Bücher zum Thema, die größte Hilfe war aber ihre große Schwester: „Die studiert Biologie und hat den Online-Zugang zu ihrer Bibliothek. Den durfte ich auch mal nutzen.“

Mehr gelernt als „nur“ Fachliches

Außerdem hätte sie für eine Uni in der Nähe eine Schülerkarte bekommen können, „die brauchte ich aber nicht, weil ich schon genug Material zusammen hatte“. Außerdem gebe auch das Internet genug her, „über Google Scholar etwa.“ Wer die richtigen Suchbefehle kennt, kommt auch an kostenfreies wissenschaftliches Material.

Gelernt hat Lea Kühnel bei der Arbeit aber nicht nur Fachliches, sondern auch Dinge, die ihr bald beim Studium – denn das soll auf das Abi folgen – zu Gute kommen werden: „Ich habe zum Beispiel gelernt, Studien zu überfliegen.“

Praktischer Teil nur eingeschränkt machbar

Es gebe so viel Material, „da muss ich schon beim Lesen rausfiltern, was wichtig ist und was eher nicht. Irgendwann hat man aber den Dreh raus“, sagt die 17-Jährige. „Und ein bisschen unnützes Wissen schadet ja auch nicht“, fügt sie lachend an.

Doch zur Facharbeit gehört nicht nur Theorie, auch ein praktischer Teil muss dabei sein. „Ich habe die ganze Zeit auf das Ende des Lockdowns gewartet“, sagt sie rückblickend (Startschuss für die Arbeit war im Dezember 2020).

Technik hilft

Manche Menschen kommen erst spät am Tag so richtig in Fahrt. Ihr Schlafrhythmus ist wieder anders.
Manche Menschen kommen erst spät am Tag so richtig in Fahrt. Ihr Schlafrhythmus ist wieder anders. © dpa | Ricardo Rubio

Denn sie wollte Schülerinnen und Schüler im Schlaf aufnehmen, um dann unter anderem einzelne Phasen zu identifizieren. Da das aufgrund der Corona-Regeln nicht möglich gewesen ist, musste sie umplanen. Kein Problem, sagt sie: „Es gibt ja kostenfreie Apps, die helfen.“

Sie fragte Mitschülerinnen und -schüler, ob sie sich für ihre Arbeit zur Verfügung stellen. Diese luden sich dann eine App auf das Smartphone und legten das Gerät im Schlaf neben sich. „Anhand der Geräusche kann die App dann einzelne Schlafphasen unterscheiden und aufzeichnen.“

Den eigentlichen Kern ihrer Arbeit konnte Lea Kühnel allerdings nicht herausarbeiten – wie sich Schule auf den Schlaf auswirkt. „Wir waren ja im Homeschooling, das macht das Ganze etwas problematisch.“ Natürlich hat sie das auch aufgeschrieben. Gehört zu einer Facharbeit schließlich dazu.

Jury zeichnet die Arbeit aus

Die fertige Arbeit hat sie dann bei der Fachjury eingereicht. Etwas gekürzt, da das Original ein paar Seiten zu lang war. Dann musste sie warten. „Zum Glück waren Sommerferien, da war ich abgelenkt“, sagt die 17-Jährige lachend. Und dann der große Moment: „Ich war so glücklich“, sagt sie.

Sie habe erst einmal die halbe Familie und Verwandtschaft angerufen. „So ein Preis ist etwas ganz Tolles“, schwärmt die angehende Abiturientin. „Man fühlt sich einfach gewürdigt für die ganze Arbeit, die man da rein gesteckt hat.

Der Hans-Riegel-Preis

Neben einem Preisgeld gibt es für die mit dem Dr.-Hans-Riegel-Preis ausgezeichneten jungen Leute noch einen weiteren Bonus, berichtet Lea Kühnel.„Wir dürfen an Seminaren teilnehmen, bei denen wir auch die anderen Gewinner treffen.“ Das sei fast noch schöner als das Preisgeld, findet die 17-Jährige.„Das sind spannende Leute“, sagt sie. Und spannende Themen, denn: „Wer Naturwissenschaften liebt, liebt es auch, neues Wissen zu erlernen.“