Neviges. Kunsthändlerin Esther Ollick aus der TV-Serie „Bares für Rares“ sammelt Werkzeug für Flutopfer in Ahrweiler. Der Ansturm in Neviges ist riesig.

Sie schleppen Sporttaschen und Kisten, bis oben hin voll mit Zangen, Hammern, Nägeln. Eine Familie aus Langenberg rollt gleich mit einer ganzen Kofferraum-Ladung an. Kunsthändlerin und „Möbelaktivistin“ Esther Ollick, bekannt aus der ZDF-Serie „Bares für Rares“, ist überwältigt von der Resonanz ihrer Hilfsaktion zugunsten der Flutopfer in Ahweiler: „Das ist Wahnsinn, der absolute Hammer.“ Was in diesem Fall wortwörtlich zu nehmen ist, sammelt sie doch Werkzeug, das sie am kommenden Wochenende persönlich nach Ahweiler fahren will. Die Spende soll helfen, Möbel zu retten – denn Nachhaltigkeit ist Esther Ollick sehr wichtig.„Kollegen von mir haben da eine Sammelstation aufgebaut, das sind alles Event-Manager, die machen das zack, zack.“

Der leere Laden füllt sich schnell

Und zack, zack, stöbern auch hilfsbereite Bürgerinnen und Bürger in Kellern und auf Dachböden, erinnern sich an manch fast vergessene Kiste und machen sich auf den Weg zur Fußgängerzone. In dem leerstehendem Ladenlokal Zum Hasenkampsplatz 1/Ecke Elberfelder Straße, stapeln sich Kartons, Taschen, manche Eimer quellen fast über mit Zangen, Sägen, und allerlei nützlichem Kleinkram. „Das ist so toll, damit habe ich nie gerechnet. Als ich heute morgen um die Ecke kam, standen die Ersten schon da“, sagt Esther Ollick, „da hätte ich heulen können“.

Auch der Schuster packt mit an

Ein Eimer voll mit Zangen, Hebewerkzeug und mehr: Der leere Laden füllte sich schnell mit gespendetem Werkzeug für die Flutopfer in Ahrweiler.
Ein Eimer voll mit Zangen, Hebewerkzeug und mehr: Der leere Laden füllte sich schnell mit gespendetem Werkzeug für die Flutopfer in Ahrweiler. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Nicht nur ihre Freunde in Ahrweiler helfen schnell und unkompliziert, auch die Nevigeser hier vor Ort: So habe Immobilienbesitzer Stephan Hülsebusch keine Sekunde gezögert, den Laden, in dem früher Kranken-Scooter verkauft wurden, kostenlos am Markttag für die Aktion zur Verfügung zu stellen. Kommen gleich mehrere schwere Kisten an, packt ganz selbstverständlich Schuster Ibrahim Tezgel mit an, sein „Schuh Halabri“ ist gleich nebenan. „Ist doch klar. Als sich 1988 nach Deutschland kam, wurde mir auch geholfen. Ich mach das gern.“ Und Karsten Scheben, der wie immer schräg gegenüber auf dem Wochenmarkt seinen geräucherten Fisch verkauft, hilft schnell mit Kreide aus, damit Esther Ollick auch direkt vor Ort auf der Schiefertafel auf ihre Sammelaktion aufmerksam machen kann. „Das ist so wunderbar, wie hier alle mitmachen“, sagt die „Bares für Rares“-Kunsthändlerin, die in Neviges ihre Werkstatt hat.

Der Nachlass des Schwiegervaters

An diesem Schild blieben viele neugierig stehen. Und entschlossen sich, das nächste Mal auch mitzumachen.
An diesem Schild blieben viele neugierig stehen. Und entschlossen sich, das nächste Mal auch mitzumachen. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Achtung, Nachschub: Bis oben hin voll sind die Kisten, die Ilona Wallberg anschleppt. Von der Aktion hatte sie aus der WAZ erfahren, und sie kündigt gleich an. „Ich komm gleich noch mal, gibt noch mehr.“ Esther Ollick ist begeistert nach einem Blick in die Kartons. „Mein verstorbener Schwiegervater war Schreiner. Ich hab mal alles mitgebracht, was ich noch gefunden hab“, sagt Ilona Wallberg, bevor sie mit der nächsten Ladung anrückt. Auch Georg Schäfer aus Langenberg, der den ganzen Kofferraum voll hat, dachte nach dem Aufruf in der WAZ an das Hobby seines schon lange verstorbenen Schwiegervaters. „Ich bin dann gleich rüber in die Garage.“ Auch hier ist alles bestens in Schuss, inklusive des Kärcher-Gerätes.

Schwung neuer Arbeitshandschuhe

Auch Pakete sind möglich

Es kann auch Werkzeug geschickt werden. Andreas Sander, Inhaber von „Sander Design Heizkörper“ hilft tatkräftig bei der Aktion. In seinem Betrieb Zum Hasenkampsplatz 4, in 42553 Velbert nimmt er Pakete entgegen. Oder auch direkt Werkzeug, wenn er gerade im Betrieb ist.Weitere Informationen zu der Aktion gibt es auf Facebook: Esther Ollick-TV Händlerin oder Instagram: esther_moebelaktivistin.

Ein Mann gibt eilig eine Tasche mit neuen Arbeitshandschuhen ab, sagt beim Weggehen noch schnell „tolle Sache, das hier“, und Dirk Vogel, der bei Facebook von der Aktion las, hat erst mal den Keller durchforstet. „Hier, alles einmal quer durch“, sagt er und stellt mehrere stabile Taschen ab. WAZ-Leserin Judith Horn kommt schwer bepackt mit Tochter Jette, nach der Lektüre ihrer Zeitung ging es gleich ab in den Keller. „Wir haben aus einer Wohnungsauflösung noch so viel bei uns herum liegen, Kabel und Hammer, jede Menge Werkzeug. Da haben wir uns gesagt: Prima, das kommt jetzt weg und man kann noch helfen.“

Die nächste Aktion ist schon geplant

Auch Elfi Backhaus erfuhr aus der WAZ von der Aktion. „Ist das nur heute? Wir haben so einiges auf dem Dachboden, aber das kann ich nicht alleine. Aber morgen kommt mein Sohn, der bleibt eine Woche und könnte mir helfen.“ In der Tat gibt’s für den noch ahnungslosen Sohn dann einiges zu tun, denn ganz spontan entschließt sich Esther Ollick kurz darauf, die Aktion am Dienstag, 27. Juli, zu wiederholen. Dann jedoch nachmittags von 16 bis 19 Uhr. „Mega, einfach mega, wie das gelaufen ist. Ich bin hin und weg.“